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Made in Bremen Ingenieure auf Abruf

Der Firmensitz am Bremer Flughafen passt zur internationalen Ausrichtung des Personaldienstleisters Brunel. An den zahlreichen Segelbildern erkennt man den Einfluss der Muttergesellschaft in den Niederlanden.
04.12.2016, 00:00 Uhr
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Von Barbara Bocks

Bremen. Der Firmensitz am Bremer Flughafen passt zur internationalen Ausrichtung des Personaldienstleisters Brunel. An den zahlreichen Segelbildern erkennt man den Einfluss der Muttergesellschaft in den Niederlanden. Segeln sei dort sehr stark verbreitet, viel mehr als in Deutschland, sagt Heiner Lammers, Kaufmännischer Geschäftsführer von Brunel, der „selbst zwar gerne am Wasser ist, aber kein Segler ist.“ Lammers ist in Bremen geboren und arbeitet seit knapp drei Jahren bei Brunel. Zuvor hat er vor allem unter anderem in der Lebensmittelindustrie bei Hachez gearbeitet.

Die Muttergesellschaft von Brunel wurde 1975 in Amsterdam gegründet. Bremen kam 1995 als Hauptsitz der Verwaltung für die Länder Deutschland, Tschechien, Österreich und der Schweiz, hinzu. In Bremen unterhält Brunel auch mehrere Schulungsräume. Account-Manager, die deutschlandweit neu eingestellt werden, würden in Bremen unter anderem mit den international identischen internen Systemen vertraut gemacht, sagt Lammers. „Wir sind ein weltweites Unternehmen und das wollen wir den neuen Mitarbeitern auch vermitteln.“

„Als Teil einer internationalen Unternehmensgruppe haben wir die Möglichkeit, deutsche Kunden bei Projekten im Ausland über die Niederlassungen vor Ort binnen ein paar Tagen mit lokalen Ingenieuren zu versorgen“, sagt Eckhardt. „Unser internes internationales Netzwerk ist unser Alleinstellungsmerkmal“. Vor einiger Zeit habe der TÜV bei Brunel um Hilfe gebeten, für ein Stahlprojekt in Asien und „innerhalb weniger Tage konnten wir vier asiatische Mitarbeiter vermitteln, die bei dem Projekt mitgearbeitet haben“, sagt Eckhardt. Ähnliche Anfragen kämen sehr oft vor und „mit deutlich steigender Nachfrage.“

„Wir beschäftigen in Deutschland, Tschechien, Österreich und der Schweiz 3000 Mitarbeiter, davon 2500 in 43 deutschen Niederlassungen“, sagt Markus Eckhardt, der seit 2015 als Geschäftsführer von Brunel für den Vertrieb in diesen vier Ländern zuständig ist. Eckhardt ist gebürtiger Frankfurter und studierter Ingenieur. Er arbeitet seit 2004 bei Brunel. „Was mir an Bremen sehr gut gefällt, ist die Direktheit und Offenheit der Menschen hier. Das ist auch bei uns in der Verwaltung so“, sagt Eckhardt. „Bremen ist geprägt durch Branchen wie die Automobilindustrie, Luft- und Schifffahrt und hat einen starken aufstrebenden Mittelstand.“ Dadurch verfüge Bremen über ein hohes technisches Entwicklungspotenzial“, sagt Eckhardt und das sei für Brunel „als Ingenieurdienstleister natürlich ideal“.

Von den 2500 deutschen Ingenieuren bestehe der Großteil aus Hochschulabsolventen in den ersten Berufsjahren. „Um potenzielle Mitarbeiter zu finden, kooperieren wir eng mit allen namhaften technischen Hochschulen“, erklärt Eckhardt. Unter anderem ist die Firma einer von mehreren Hauptsponsoren der „Formula Student“. Bei diesem Wettbewerb bauen Ingenieursstudenten in Teams eigene Autos und fahren dann damit ein Rennen auf dem Hockenheimring. Da spüre man laut Eckhardt den Spaß und die Begeisterung der Teilnehmer. „Wir haben aber auch ältere Mitarbeiter der Gruppe 50 plus, die gerne bei Brunel auf Projektbasis arbeiten“, so Eckhardt.

Das Kerngeschäft des Unternehmens bestehe laut Eckhardt darin, dass „wir vor allem Ingenieure, aber auch Informatiker und Techniker bei Brunel als feste Mitarbeiter anstellen und diese zur Projektunterstützung in Firmen entsenden. „Die Projektmitarbeiter bekommen von uns ihr festes Gehalt“, sagt Lammers, „wenn die Projekte beendet sind, ist es unsere Aufgabe, für diese Mitarbeiter ein neues Projekt zu finden, da diese weiter ihr Gehalt beziehen.“ Kunden bezahlen die Projektmitarbeit auf Stundenbasis. Mit dieser Dienstleistung erzielt der Personaldienstleister laut Eckhardt knapp 80 Prozent des Umsatzes.

Die restlichen 20 Prozent des Umsatzes generiert Brunel mit dem Entwicklungs- und Prüfzentrum „Brunel Car Synergies“. An insgesamt fünf Standorten wie in Bochum werden seit 2006 Produkte für die Automobilindustrie geprüft und für die Serie freigegeben. Ein Beispiel für einen Test nennt Lammers: „Bei einer Kofferraumklappe gibt es ein Rücklicht, das funktionieren muss, auch wenn die Kofferraumklappe beispielsweise 500 000 mal zugeschlagen wird in acht Jahren. Genau diese Anzahl testen wir dann elektronisch und messen, ob es dort beispielsweise Risse gibt und die Lampe noch funktioniert.“

Ungefähr 1000 Unternehmenskunden nutzen Brunel laut Eckhardt deutschlandweit als Dienstleister. Die Hälfte der Kunden sind Großunternehmen. Die andere Hälfte besteht aus mittelständischen Unternehmen und kleineren Architekturbüros. Gerade kleinere Büros bräuchten laut Eckhardt oftmals zeitlich befristete Spezialisten für bestimmte Projekte.

„Ingenieure, die bei uns arbeiten, sollten deutschlandweit flexibel sein“, sagt Eckhardt. Die Perspektiven für Ingenieure sind sehr unterschiedlich. „Im Norden haben wir eher mehr Leute und zu wenig Projekte“, erklärt Lammers. Hier bestehe die Vertriebstätigkeit eher darin, Projekte zu finden für die Mitarbeiter. Im Süden sei „das genau umgekehrt, da dort die Wirtschaftskraft der Region höher ist. Dort ist der Bedarf hoch und die Konkurrenz groß für uns“. Personen mit einer guten Ausbildung beispielsweise im Bereich Turbinentechnik und IT-Fachkräfte kriegen sie laut Lammers „aber auch im Norden problemlos unter“.

In Bremen steige aktuell laut Eckhardt vor allem in der Automobilbranche die Nachfrage unter anderem nach Elektro-Ingenieuren. „Wenn sie heute in ein Auto steigen, ist dort viel Technik drin, über W-Lan et cetera“ und daher habe gerade die Automobilbranche auch an IT-Spezialisten einen hohen Bedarf. Die Laufzeit der Projekte schwanke laut Eckhardt sehr stark von drei Monaten bis zu fünf Jahren. Im Durchschnitt liege diese bei einem Jahr.

Die niederländische Muttergesellschaft von Brunel hat 2015 mit ihren Niederlassungen in fast 100 Ländern einen Umsatz von knapp 1,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Hauptkontinente sind Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Die 43 deutschen Niederlassungen haben 2015 laut Eckhardt für einen Umsatz von knapp 196 Millionen Euro gesorgt. In beiden Bereichen, der Personaldienstleistung und dem Testlabor, wolle Brunel laut Eckhardt künftig wachsen und deutschlandweit im nächsten Jahr über 1000 neue Mitarbeiter einstellen.

„Im Norden haben wir eher mehr Leute und zu wenig Projekte.“ Heiner Lammers

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