Der Flughafen Bremen kann die Organisation und Steuerung der Sicherheitskontrolle selbst übernehmen, wenn er möchte. Das hat eine Anfrage beim Bundesinnenministerium ergeben, die der WESER-KURIER nach dem Bremer Flughafen-Chaos vom vergangenen Sonnabend gestellt hatte. Sprecherin Sonja Kock sagte: "Der Flughafen Bremen kann grundsätzlich die Sicherheitskontrollen nach erforderlicher Vorbereitungszeit auch recht kurzfristig übernehmen. Von dort liegt aber derzeit noch keine Interessenbekundung vor."
Die Bundespolizei würde die Kontrollen zwar weiterhin überwachen, der Bremer Airport hätte aber mehr Einfluss darauf, welches Unternehmen mit der Kontrollaufgabe betraut wird. Die Zeiten, in denen man die Bundespolizei für lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle verantwortlich machen kann, wären dann allerdings vorbei. Laut Ministerium müsste der Airport für die Übernahme der Sicherheitskontrolle einen Beleihungsvertrag abschließen, der die dafür erforderlichen Regelungen enthält.
Düsseldorf lieber ohne Eigenregie
Nach einer Übernahme müsste der Flughafen womöglich auch die Kosten für neue Gepäckscanner tragen. Dabei ist der durch die Pandemie gebeutelte Airport über jede mögliche Einsparung froh. Ähnlich scheint es anderenorts zu sein: So hat der Flughafen Düsseldorf in den vergangenen Monaten geprüft, inwiefern die Übernahme der Sicherheitskontrolle rechtlich, operativ und wirtschaftlich darstellbar wäre. Flughafen-Sprecher Süleyman Ucar winkt ab: "Im Ergebnis dieser Abwägung kommt eine Übernahme der Steuerung und damit der wirtschaftlichen Verantwortung für die Sicherheitskontrollen zum aktuellen Zeitpunkt aus Sicht des Düsseldorfer Airports nicht in Betracht."
Zwei Aspekte wurden abgewogen: Auf der einen Seite die spürbaren Verbesserungen, die der Flughafen auch schon ohne Übernahme erreichen konnte, auf der anderen Seite die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die im Falle einer Übernahme zum Tragen kommen würden. "Zudem werden CT-Scanner künftig die Prozesse an den Sicherheitskontrollstellen am Düsseldorfer Flughafen vereinfachen", sagte Ucar. Dabei handelt es sich um neue Scanner, wie sie in München zum Einsatz kommen: Passagiere können für die Kontrolle alles im Gepäck lassen – und Flaschen mit einem Inhalt von mehr als 100 Millilitern sind erlaubt.
Frankfurt setzt auf Eigenregie
Der Flughafen Köln/Bonn lehnte eine Übernahme der Sicherheitskontrolle ebenfalls ab. Der Frankfurter Airport organisiert dagegen seit Januar die Kontrolle in eigener Verantwortung. Der Flughafenverband ADV sprach von bisher positiven Erfahrungen.
Vom Chaos am vergangenen Sonnabend an den Sicherheitskontrollen des Bremer Airports hat längst auch die Spitze der Billigairline Ryanair erfahren. Annika Ledeboer, Ryanair-Managerin für Deutschland, Österreich und die Schweiz, bedauerte, dass dadurch so viele Passagiere, die nach Porto und Málaga wollten, ihren Flug verpasst hatten. "Vorher hatten wir solche Probleme in Bremen nicht wahrnehmen können", so die Ryanair-Managerin. Sie bedauerte zudem, dass einige, die es in den Porto-Flieger geschafft hatten, am Reiseziel ohne Gepäck dastanden. Während der Bremer Airport mitteilte, die Fluggesellschaft sei für die Gepäckfreigabe zuständig, antwortete Ladeboer: "Auch mit dem Scannen der Gepäckstücke ging es an dem Vormittag nur langsamer voran. Da standen dann nur vereinzelt Gepäckstücke." Ryanair selbst müsse seinen Flugplan einhalten, weshalb keine Zeit sei, um länger auf die Passagiere zu warten. "Wir sind in Gesprächen mit dem Flughafen", hieß es von Ladeboer. Wenn der Bremer Airport vom Hauptbahnhof in 15 Minuten zu erreichen sei, sei dieser Vorteil dahin, wenn man auf der anderen Seite fast zwei Stunden an der Sicherheitskontrolle warten müsse.
Weitere gestrandete Passagiere melden sich
Unterdessen haben sich in den vergangenen Tagen weitere Passagiere gemeldet, die wegen der langen Schlange an der Sicherheitskontrolle ihren Flieger ebenfalls nicht mehr erreicht hatten. So sollen bereits im Mai mindestens einmal etwa 30 Personen ihre Maschine nach Málaga verpasst haben. Das Unternehmen I-Sec, das mit der Sicherheitskontrolle beauftragt ist, könne nicht von einem "Einzelfall" oder von einer besonderen Situation reden. Die sei seit Mai immer wieder vorgekommen.
Der Vertrag mit I-Sec läuft bis April 2026. "Die Möglichkeit einer vorzeitigen Kündigung besteht nur dann, wenn der Sicherheitsdienstleister erhebliche vertragsrechtliche Verfehlungen eingeht", sagte eine Sprecherin der Bundespolizei dem WESER-KURIER. Der Vertrag erlaube es, I-Sec einzelfallbezogen Vertragsstrafen auszusprechen. Pro Sicherheitslinie gibt die Bundespolizei einen Optimalwert an Beschäftigten vor – jedoch keinen Mindestwert.
Häfenstaatsrat Kai Stührenberg (Linke), der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft ist, bestätigte erneut, dass man mit allen Seiten reden werde, um es in der Zukunft besser zu machen.