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Bau von Überwasserdrohnen Lürssens Marineschiffbausparte NVL baut Überwasserdrohnen

Lürssen erweitert die Marineschiffbausparte NVL und steigt in den Bau von Überwasserdrohnen ein. Die Produktion soll bald starten und trifft offenbar allein durch die deutsche Marine auf eine hohe Nachfrage.
10.09.2025, 08:00 Uhr
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Lürssens Marineschiffbausparte NVL baut Überwasserdrohnen
Von Peter Hanuschke

Unabhängig von den Gerüchten rund um den Kauf der Marineschiffbausparte Naval Vessel Lürssen (NVL) durch den Rüstungskonzern Rheinmetall baut die Bremer Unternehmensgruppe Lürssen besagte Sparte aktuelle weiter aus: NVL ist in den Bau von Überwasserdrohnen eingestiegen. Die Produktion soll zeitnah beginnen und wird voraussichtlich auf eine große Nachfrage stoßen: So hat etwa die deutsche Marine nach eigener Aussage einen hohen Bedarf an Drohnen, die über Wasser für verschiedene Missionen einsetzbar sind.

"Künftig werden alle Einheiten der Marine noch enger mit den anderen
Teilstreitkräften operieren und im Verbund mit unbemannten Einheiten wirken", erklärt dazu ein Sprecher der Marine auf Nachfrage des WESER-KURIER. Und die schnelle Integration von minimal besetzten und unbemannten Systemen mit dem Ziel, eine Drohnenflotte aufzubauen, sei in diesem Zusammenhang entscheidend. "Sie wird den Kampfwert der Marine in naher Zukunft stärken: über Wasser, unter Wasser, in der Luft und an Land."

NVL kooperiert mit britischer Kraken Technology Group

Technische Innovationen würden die Bedingungen in der maritimen Dimension mit zunehmender Geschwindigkeit verändern, so der Sprecher. "Fortschritte in
der Sensorik sowie in der see-, land-, luft- und weltraumgestützten
Aufklärung machen den Operationsraum zunehmend gläsern, sowohl
für eigene als auch für gegnerische Kräfte." Die maritime Drohnentechnologie entwickle sich rasant, ihr Einsatz durch staatliche und nicht staatliche Akteure sei in bewaffneten Konflikten Standard geworden.

Für den schnellen Einstieg ins Drohnengeschäft hat NVL mit der britischen Kraken Technology Group ein Joint Venture gegründet. Der Zusammenschluss der beiden maritimen Unternehmen zielt nach eigenen Angaben darauf ab, die weltweit gestiegene Nachfrage nach autonomen Plattformen unterschiedlicher Größe für den militärischen und zivilen Anwendungsbereich – wie etwa die Überwachung und den Schutz kritischer Infrastruktur
– schnellstmöglich zu bedienen.

Überwasserdrohnen werden bei Blohm + Voss produziert

„Das Joint Venture mit Kraken bietet uns die Möglichkeit, kurzfristig auf die aktuellen Anforderungen unserer Kunden zu reagieren und autonome Systeme schnell und in hoher Stückzahl bereitzustellen“, sagt Tim Wagner, Vorstand von NVL. „Gleichzeitig bauen wir mit diesem Schritt unsere Vorreiterrolle in der Entwicklung vom Manned/Unmanned-Teaming-Konzepten aus und schaffen eine wesentliche Voraussetzung dafür, weitere innovative Lösungen auf diesem Gebiet auf den Weg zu bringen." Manned/Unmanned Teaming beschreibt das Zusammenspiel verschiedener Systeme von bemannten und unbemannten Plattformen zu Luft, Land und See zur Verfolgung eines gemeinsamen Missionsziels. Dazu zähle laut Wagner zum Beispiel auch der NVL-Designentwurf für das Drohnenmutterschiff NTV130 als Nachfolger der sechs Tender der Elbe-Klasse der deutschen Marine.

"Die an unserem Hamburger NVL-Standort Blohm+Voss produzierten unbemannten Boote mit Längen zwischen acht und 15 Metern werden insbesondere für Aufgaben der Seeraumüberwachung konzipiert", so NVL-Sprecher Oliver Grün. "Die Fertigung wird voraussichtlich in den kommenden Monaten starten. Sie kann auf mehrere Hundert Einheiten pro Jahr erhöht werden. Potenzielle Abnehmer sehen wir sowohl im militärischen wie im zivilen Sektor, national wie international." Als Ergänzung zu den bereits bestehenden Kapazitäten in England könne mit dem neuen Produktionsstandort somit sowohl der deutsche als auch der europäische Markt schneller ausgerüstet werden. Künftig würden Seestreitkräfte deutlich stärker in einem Verbund aus bemannten und unbemannten autonomen Systemen operieren, meint Grün.

Alle Schiffe, Boote, Luftfahrzeuge undLandsysteme werden für den Einsatz von Drohnen ausgelegt.
Auskunft eines Sprechers der Marine

Weil der Bedarf an Überwasserdrohnen steigt, entwickelt sich auch mehr und mehr ein Markt für die Hersteller. Die Berliner Evo Logics GmbH gilt in diesem Bereich mit als eine der Vorreiterinnen. Sie hat unter anderem die portable Aufklärungsdrohne vom Typ Sonobot-5-BW entwickelt. Diese Drohnen sind unbemannte, unbewaffnete Oberflächenfahrzeuge. Sie können als autonome hydrografische Vermessungsfahrzeuge, Flüsse, Strände und Hafenabschnitte erkunden oder Objekte im und am Wasser überprüfen. Die Sonobot-5-BW kommt unter anderem in der Ukraine zum Einsatz, auch die Bundeswehr arbeitet bereits mit diesem Drohnensystem.

Die Transformation der Marine in eine hybride Teilstreitkraft aus
bemannten und unbemannten Systemen steht noch am Anfang - sie soll aber beschleunigt aufgebaut werden. "Unbemannte Systeme ermöglichen der Marine auf der Grundlage moderner Waffentechnologie eine deutliche Steigerung des Abschreckungspotenzials, vor allem in der Ostsee", so der Marine-Sprecher. Kurzfristig gehe es um ein neues Verständnis der Zusammenarbeit von bemannten mit unbemannten Systemen. "Alle Schiffe, Boote, Luftfahrzeuge und
Landsysteme werden für den Einsatz von Drohnen ausgelegt. Die unbemannten Systeme werden mit einem einheitlichen Führungssystem in die Verbände integriert."

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Auf dem Weg zur hybriden Teilstreitkraft werde die Marine auch über zunächst minimal besetzte Einheiten Erfahrungen für den Einsatz vollständig unbemannter Systeme sammeln. Langfristig werden die Einsatzkonzepte in der Flotte durchgängig den gemeinsamen Einsatz von bemannten und unbemannten Systemen vorsehen. Das gemeinsame Führungssystem wird die Vernetzung verschiedener Systeme zum Verbund eines Drohnenschwarms ermöglichen.

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