Karstadt Bremen ist gerettet. Das Warenhaus wird nach Informationen des WESER-KURIER doch nicht geschlossen, wie es vom Galeria-Kaufhof-Karstadt-Konzern bis zuletzt geplant war. Mehr als 200 Beschäftigte, denen bereits gekündigt worden war, behalten ihre Arbeitsplätze. Und der Bremer Innenstadt bleibt ein weiterer, in dem Fall eklatanter Leerstand erspart.
Das Ende der Filiale in dem denkmalgeschützten Haus in der Obernstraße konnte nach Gesprächen zwischen der wirtschaftlich angeschlagenen Warenhaus-Kette und Kurt Zech, dem Bremer Eigentümer der Immobilie, abgewendet werden. Karstadt wollte dem Vernehmen nach die Verkaufsfläche reduzieren, weniger Miete zahlen und eine finanzielle Beteiligung des Vermieters an der dringend notwendigen Sanierung des Gebäudes.
Karstadt Bremen bleibt: Einigung erzielt
"Die zwischen Galeria und der Gustav Zech Stiftung vereinbarte Lösung sieht vor, die Fläche des Warenhauses um ein Drittel zu verkleinern, vollständig zu modernisieren und für die Zukunft attraktiver zu positionieren", heißt es in einer Mitteilung von Zech am Donnerstagabend. Galeria werde künftig nur den historischen und denkmalgeschützten Gebäudeteil betreiben. Was an Fläche dadurch frei werde, wolle die Gustav Zech Stiftung neu entwickeln.
Galeria habe in Bremen mehr als 50.000 Quadratmeter angemietet. "Das ist für die heutigen Anforderungen und Rahmenbedingen eines Warenhauses zu groß. Insofern ist mit dieser Aufteilung und der vorgesehenen Projektentwicklung eine hervorragende Lösung geschaffen worden, die den Fortbestand sichert und attraktive Nutzungen ermöglicht, die die Innenstadt stärken."
Wolfrat Voigt, Präsident der Gustav Zech Stiftung: „Die Schließung von Galeria, ehemals Karstadt, hätte für die Bremer Innenstadt ein erhebliches Problem mit weitreichenden negativen Auswirkungen dargestellt." Vor diesem Hintergrund habe die Stiftung wirtschaftlich dazu beigetragen und planerisch viel unternommen, um den Weiterbetrieb des Warenhauses zu ermöglichen. "Diese Gesamtmaßnahme stellt den Rückhalt für weitere städtebauliche Projekte zur Verbesserung der dringend erforderlichen Gesamtsituation der Innenstadt dar, bei der aber auch die Stadt Bremen mitwirken muss", so Voigt weiter.
Im März war bekannt geworden, dass Karstadt Bremen auf der Streichliste des Konzerns steht. Bei der Belegschaft und in der Bremer Landesregierung wurde diese Entscheidung mit Überraschung und großer Enttäuschung aufgenommen. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) äußerten ihr Unverständnis. Die Filiale habe dank der guten Standortbedingungen und der damit verbundenen Umsatzerwartungen durchaus eine Fortführungsperspektive, so die beiden Regierungsmitglieder. "Im Sinne des Galeria-Kaufhof-Standortes und im Sinne der Beschäftigten fordere ich die Beteiligten auf, sich schnellstmöglich zusammenzusetzen und doch noch eine Perspektive für den Standort Bremen zu finden", erklärte Bovenschulte damals.
Ursprünglich wollte die Warenhaus-Kette 52 von heute noch 129 Standorten dichtmachen. Fünf Filialen, darunter die in Oldenburg, wurden nach Verhandlungen mit den Vermietern der Immobilien nach kurzer Zeit wieder von der Liste genommen. Ende April gab es zusätzlich die Einigung über einen Standort in Braunschweig, der entgegen der Ankündigung in Betrieb bleiben wird. Für einen Teil der Filialen, die bis heute auf der Streichliste geblieben sind, kommt das Aus bereits zum 30. Juni. Die anderen bleiben noch bis zum 31. Januar 2024 geöffnet.
In der Belegschaft brach Jubel aus, als der Betriebsrat die Entscheidung bekannt gab. "Die Leute lagen sich in den Armen", berichtet ein Karstadt-Kunde, der in dem Moment, als die Nachricht im Erdgeschoss über Lautsprecher verbreitet wurde, zufällig dabei war. Sabine Dziadek, Vorsitzende des Betriebsrats der Bremer Filiale, war zuvor zusammen mit der Geschäftsleitung von der Konzernzentrale in Essen informiert worden. "Wir sind erleichtert, froh und begeistert", sagt sie im Gespräch mit dem WESER-KURIER, "es ist die richtige Entscheidung für einen guten Standort."
Dziadek hatte in den vergangenen Wochen nach eigenen Worten "vage Signale" empfangen, dass es weitergehen könnte. Sie betonte stets, optimistisch zu bleiben, räumte aber auch ein, langsam mürbe zu werden: "Es zehrt an den Nerven, das muss man ehrlich sagen."
Die Filiale hat am Abend früher Schluss gemacht. Dziadek: "Wir gönnen uns jetzt ein Gläschen Sekt."