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Innenstadt Bei Karstadt in Bremen gibt es die ersten Kündigungen

Wird Karstadt in Bremen geschlossen? Angekündigt ist dieser Schritt. Und jetzt gibt es die ersten Kündigungen. Doch ist das schon das Ende?
27.04.2023, 05:00 Uhr
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Bei Karstadt in Bremen gibt es die ersten Kündigungen
Von Jürgen Hinrichs

Bei Karstadt in Bremen werden an diesem Donnerstag die ersten Kündigungen verschickt. Das hat auf Anfrage des WESER-KURIER der Betriebsrat mitgeteilt. Betroffen sind 231 Beschäftigte. Die Kündigungen, ausgesprochen zum 31. Januar kommenden Jahres, sind ein weiterer Schritt zum möglichen Aus der Warenhaus-Filiale.

Der Konzern Galeria-Karstadt-Kaufhof hatte Mitte März eine Liste mit den Warenhäusern veröffentlicht, die geschlossen werden sollen. Sie umfasste ursprünglich 52 von heute noch 129 Standorten. Fünf Filialen, darunter die in Oldenburg, wurden nach Verhandlungen mit den Vermietern der Immobilien nach kurzer Zeit wieder von der Liste genommen. In dieser Woche gab es zusätzlich die Einigung über einen Standort in Braunschweig, der entgegen der Ankündigung in Betrieb bleiben wird.

Landesregierungen kämpfen für den Erhalt der Filialen

Niedersachsens Landesregierung hatte angekündigt, sich für den Erhalt möglichst vieler Filialen einzusetzen. Trotz umfassender Staatshilfen sei es Galeria-Karstadt-Kaufhof bisher nicht gelungen, das "in die Jahre gekommene Warenhaus-Konzept" zu modernisieren. Das habe viel Reputation, Kundschaft und Vertrauen gekostet. "Deshalb müssen wir parallel zu den aktuellen Gesprächen mit voller Energie das Vermitteln neuer Jobs für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehen", sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD).

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"Wenn jetzt die Kündigungsschreiben zugestellt werden, ist das für die Belegschaft natürlich noch einmal ein Schlag ins Kontor", erklärt Sabine Dziadek, Vorsitzende des Betriebsrats der Bremer Filiale. Daraus den Schluss zu ziehen, dass am 31. Januar 2024 definitiv Schluss ist, wäre aber voreilig, betont Dziadek: "Ich bin immer noch optimistisch." Aus der Konzernzentrale in Essen empfange sie Signale, dass es weiterhin Gespräche über einen möglichen Fortbestand gebe. Die Kündigungen könnten wieder zurückgenommen werden: "Das ist nicht das Ende."

Der Bremer Standort werde ganz normal weiter mit Ware versorgt, so die Betriebsratsvorsitzende. Die Kunden müssten sich keine Sorgen machen, dass Umtausch oder Garantieleistungen irgendwann nicht mehr möglich wären, das sei auf jeden Fall abgesichert. Doch auch wenn nach außen hin Alltag herrscht in dem großen Warenhaus an der Obernstraße – für die Beschäftigten ist es der Ausnahmezustand, daraus macht Dziadek kein Hehl: "Wir werden langsam mürbe. Es muss eine Entscheidung her. So oder so."

Karstadt in Bremen galt lange als sicher

Karstadt in Bremen galt trotz der konzernweiten Schließungspläne lange Zeit als sicher, weil die Filiale vergleichsweise umsatzstark sein soll und wirtschaftlich tragfähig. Das besagen unter anderem Informationen der Bremer Handelskammer und der Wirtschaftsbehörde. Die Kammer betont die Bedeutung des Warenhauses für die Attraktivität des Einzelhandelsangebots in der Innenstadt. Es sei unverändert ein Anziehungspunkt für die Kunden.

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Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) hatte nach ersten Gesprächen mit Galeria-Karstadt-Kaufhof davon berichtet, dass das Unternehmen in Bremen und seiner Region nach wie vor Potenzial für ein großes Warenhaus sehe. Knackpunkt sind aber offenbar die Mietbedingungen. Karstadt will dem Vernehmen nach die Ladenfläche deutlich reduzieren und für den Quadratmeter spürbar weniger Miete zahlen. Außerdem soll es um die Aufteilung der Kosten für Investitionen in das Gebäude gehen. Vermieter ist der Bremer Unternehmer Kurt Zech. Ein Sprecher von Zech erklärte am Mittwoch auf Anfrage, dass die Verhandlungen weiterliefen, es aber noch keine Ergebnisse gebe.

Auch Vogt bestätigte am Mittwoch den Fortgang der Gespräche: "Das ist ein Pokerspiel, wie immer in solchen Angelegenheiten", sagte die Senatorin dem WESER-KURIER. Schwer erträglich sei, dass dieser Poker auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde. Mit den Kündigungen bekämen sie noch mehr Unsicherheit aufgebürdet. Eine Situation, die auch bei den Gewerkschaften ankommt: "Wir erhalten aus der Bremer Karstadt-Belegschaft diverse Anfragen", berichtet Verdi-Sekretär Tobias Uelschen. Es gehe dabei zum Beispiel um die Abnahme von Resturlaub, um Arbeitszeugnisse und darum, wie man auf eine Kündigung reagieren sollte.

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