Ein beliebiger Montagmorgen im Gewerbegebiet Horn-Lehe. Thomas Lieske, Geschäftsführer der „Krossen Kerle“ und der Chipsfirma Heimart & Friends, packt mit der Kollegin und dem Kollegen die Pakete, die die Kunden am Wochenende im Internet bestellt haben. „Am Montag ist deshalb am meisten zu tun.“ Und es gebe viele Kunden, die bereits zum siebten oder gar achten Male bei Lieske online Tüten Chips bestellt haben. Damit liegen sie im Trend, denn Lieske und sein kleines Team platzieren die „Krossen Kerle“ mittlerweile sogar bundesweit in immer mehr Supermarktregalen.
Wer glaubt, dass es sich beim Firmennamen Heimart um einen Tippfehler handelt, der irrt. Die Chips sind für Bremer durchaus heimatnah, denn die Kartoffeln für die Produktion stammen aus der niedersächsischen Region um Diepholz und Sulingen herum. Denn dort in Rehden befindet sich die Produktion. Heimart steht für Heiner und Martin, beide heißen mit Nachnamen Johanning und haben in Rehden ihren Hof. Kartoffeln haben Johannings schon immer angebaut. Doch dann setzten sie eines Tages auf den Feldern auf Chipskartoffeln. „Und irgendwann kam die Idee, warum man es nicht selbst versucht, Chips zu produzieren.“ 2016 lieferten sie die ersten Pakete in den Handel, Lieske war von Anfang an dabei und betrachtet die Chips irgendwie auch als sein „Baby.“
"Im Notfall ersetzen sie ein Mittagessen"
Gegen die großen bekannten Marken in den Supermarktregalen versuchen sie Akzente zu setzen, indem sie einiges anders machen. Während die marktbeherrschenden Konkurrenten auf Hochglanz-Folien setzen, kommt die Tüte der "Krossen Kerle" matt daher mit einer anderen Haptik, wenn die Kunden die Tüte in der Hand halten. Außerdem sind die Chips etwas dicker geschnitten, um sie krosser hinzubekommen. Für Lieske sind Chips etwas, die man immer snacken könne. "Im Notfall ersetzen sie mir auch mal ein Mittagessen", gibt der Geschäftsführer zu und meint damit vor allem die Geschmacksrichtung Salz und Pfeffer.
Dank der verschiedenen Würzungen werde der Genuss auch nie langweilig. Tomate-Paprika war von Anfang an am beliebtesten unter den Käufern, auch Chili-Paprika kommt bei den Kunden an – aber Karamell und Salz? Doch auch diese Geschmacksnote wird bei den Kunden immer beliebter.
Ein wichtiger Meilenstein für die Firma Heimart war der vergangene Oktober. Da nahm sich die Stiftung Warentest Kartoffelchips vor, die „Krossen Kerle“ wurden Testsieger. Sie bekamen die Note 1,8 in der Geschmacksrichtung „Tomate & Paprika“. Die Begründung: Sie haben den geringsten Fett- und Salzgehalt, sind trotzdem rund gewürzt und sehr knusprig. Dieses Ergebnis half laut Lieske ungemein bei weiteren Gesprächen mit dem Handel, es kamen immer mehr Supermärkte hinzu, in denen die Chips der "Krossen Kerle" gelistet sind. Inzwischen sind sie auch bei Edeka Südwest erhältlich. Mit anderen Worten: Norddeutsche Kartoffelchips sind jetzt auch in Freiburg erhältlich.
Hilfe dank Stiftung Warentest
Wer noch keine stationäre Einkaufsmöglichkeit hat, bestellt die Chips im Internet. Nach dem Ergebnis der Stiftung Warentest kamen so viele Anfragen über den Internetshop, dass sie helfende Hände beim Packen der Pakete benötigten. Damit immer genug Ware vorhanden ist, steht im Büro von Lieske und seiner Kollegin seitdem immer eine Wand voll mit Chipskartons.
Auch ein anderes Ereignis kurbelte die Bestellungen an – auch wieder dank der Stiftung Warentest. Die machte Anfang Februar in der RTL-Sendung Stern TV den Vergleich „Markenware gegen Eigenmarke“. Für den Geschmackstest war RTL-Dschungelkönigin Djamila Rowe im Studio, bekennende Discounter-Einkäuferin. Beim Chips-Geschmackstest erkannte Rowe sofort am Geschmack das Markenprodukt – es waren die "Krossen Kerle". Auch Stern-TV-Moderator Steffen Hallaschka schien ganz angetan und sagte: „Oh, da schmeckt man aber den Unterschied.“ Am nächsten Tag erhielt Thomas Lieske Nachrichten von Bekannten auf sein Smartphone. Sie scherzten, wie er das denn eingefädelt hätte, dass die Dschungelkönigin die "Krossen Kerle" probiert.
Süßkartoffelchips als neues Produkt
Aber auf den Lorbeeren ausruhen wollen sich weder Lieske noch die Johannings. Am Jahresanfang wurde die Parkpalette erweitert, jetzt sind Süßkartoffelchips in Bio-Qualität im Angebot. Lieske erläutert: „Süßkartoffeln haben einen hohen Zuckergehalt. Deshalb ist es schwierig, die kross zu frittieren.“ Johannings tüftelten in Rehden zwei Jahre, bis sie ein spezielles Vakuum-Frittierverfahren entwickelt hatten, um den Krosse-Grad zu erreichen.
Weil die Preise für Süßkartoffeln höher liegen als bei normalen Kartoffeln, sind die Tüten mit etwas weniger Inhalt gefüllt. „Sie kommen ebenfalls von Landwirten aus der Region. Deshalb heißt es auch Heimart & Friends“, erläutert Lieske und fügt an: „Wenn wir Süßkartoffeln aus den USA verwenden würden, wäre das günstiger. Aber unser Anspruch ist, dass die Kartoffeln aus der Region kommen.“
Außerdem will das Unternehmen nun unter der Marke „Jo Chips“ auch etwas mehr die jüngere Zielgruppe bespielen. Denn langfristig will man wachsen und größer werden. Das sei für Lieske auch einer der Gründe für den Standort in Horn-Lehe: „Wenn wir zusätzliche Beschäftigte suchen, gehen wir davon aus, dass das in einer Stadt wie Bremen einfacher ist.“ Doch auch Heiner und Martin Johanning werden mit ihrem Produktionsteam in Rehden weiterhin voller Tatendrang sein.