Es war einmal ein junger Mann, der wollte sich und die Seinen so gesund und natürlich wie möglich ernähren. Er zog auf einen kleinen Bauernhof und begann dort, für seine Familie Lebensmittel anzubauen. Seine Müslis schmeckten auch anderen so gut, dass er bald die Badewanne nutzen musste, um größere Mengen zu mischen: So beginnt die Geschichte der Bio-Marke Allos. Fast fünfzig Jahre später werden im niedersächsischen Mariendrebber noch immer Müslis gemischt und Fruchtriegel gepresst. Doch aus dem Selbstversorgerhof der Gründerzeit ist ein Unternehmen mit bundesweit vier Standorten, rund 260 Mitarbeitern und einem Strauß an Bio-Marken geworden. Die „Allos Hofmanufaktur" ist die deutsche Tochter des größten europäischen Produzenten für Bio-Lebensmittel. Der Anspruch, die Welt ein bisschen besser zu machen, ist geblieben, betont Geschäftsführer Eike Mehlhop. „Was mich antreibt“, sagt er: „Die Lebensmittel, die wir produzieren, kann ich mit bestem Gewissen meiner Familie auf den Tisch stellen.”
Eine der ältesten Bio-Marken
Allos ist eine der ältesten Marken der Bio-Branche. Sie entstand, als die ersten Naturkost- und Bioläden noch jung, ihr Sortiment klein, und die Kundschaft übersichtlich war. Walter Lang, der das Unternehmen 1974 gründete und ihm seinen Namen gab, darf man als Pionier der Bio-Branche bezeichnen. Er setzte schon 1982 Amaranth-Samen ein und ab 1997 auch Agavendicksaft als Süßungsmittel. 2001 zog er sich aus dem Unternehmen zurück, blieb Allos aber weiterhin verbunden. „Vor der Pandemie haben wir uns jede Woche zum Mittagessen getroffen", erzählt Mehlhop.
Firmensitz seit 2009 in Bremen
Seit 2009 wird das Unternehmen von Bremen aus geführt. Die Geschäftsführung in die nächstgrößere Stadt zu verlagern, lag nahe: Die Allos-Produktionsstätte stand und steht im Landkreis Diepholz, 70 Kilometer, eine Autostunde entfernt. Fachkräfte für Verwaltung, Marketing, Finanzen dorthin zu locken, wäre schwierig, erklärt Mehlhop. Vor fünf Jahren zog die Zentrale vom Domshof ins Kranhaus an der Hoerneckestraße. Säßen alle Kolleginnen und Kollegen wie „vor Corona“ an ihren Schreibtischen, wären es 65 – die Vertriebsleute nicht mitgezählt. Viele davon – auch er selbst – arbeiteten vorher für Unternehmen der konventionellen Lebensmittelindustrie, erzählt Mehlhop, der seit 13 Jahren für die Allos tätig ist, seit sechs Jahren als Geschäftsführer. „Bei uns ist jeder eingeladen, hinter den Vorhang zu schauen. Wir haben nichts zu verstecken.“

Nicht nur Brotaufstriche, sondern auch fertige Mahlzeiten hat Allos im Sortiment.
Seit mehr als 20 Jahren gehört Allos jetzt schon zur Wessanen-Gruppe, die mittlerweile unter dem Namen Ecotone firmiert – eine multinationale Familie von Unternehmen mit insgesamt neun europäischen Produktionsstätten und 1600 Mitarbeitern. Gemeinsam ergänzen sie sich mit einem Sortiment, das den Appetit vom Frühstück bis zum Abendbrot stillt – inklusive der Snacks zwischendurch. Die Produkte der Marke Allos sind nach wie vor exklusiv im „Health Food“-Handel erhältlich, sprich: in Bioläden und Reformhäusern. Unter dem Dach der Allos Hofmanufaktur befinden sich aber auch Marken anderer Herkunft, die Kundschaft der klassischen Supermärkte bekannt sein dürften. „Wir sind immer auf der Suche nach Produkten, die zu uns passen“, erklärt Mehlhop. Seit 2001 zählen dazu die pflanzlichen Brotaufstriche der Traditionsmarke Tartex, die am Standort Freiburg hergestellt werden. 2020 übernahm die Allos Hofmanufaktur den Biosuppen-Hersteller Little Lunch, der über die TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen" bekannt wurde – und mit ihm die einzigen Produkte mit Bio-Fleisch in einem ansonsten komplett vegetarischen und veganen Sortiment.

Auf dem einstigen Hofladen ist ein großes Unternehmen geworden.
Unter dem gemeinsamen Dach der Allos Hofmanufaktur befinden sich darüber hinaus die Marken anderer Ecotone-Töchter: Der Kekshersteller De Rit und die pflanzlichen Drinks, Eis- und Joghurtvarianten der Marke Abbot Kinney, sowie die britische Fair-Trade-Teemarke Cupper mit den lustigen Verpackungen. Im vergangenen Jahr kam die Erdnussbutter der niederländischen Marke Whole Earth dazu: „99 Prozent Erdnüsse, kein Zucker, kein Palmöl: Die beste Erdnussbutter, die ich je gegessen habe", schwärmt der Geschäftsführer. Insgesamt zählt Mehlhop rund 500 verschiedene Artikel, und es kommen immer neue dazu – jüngst etwa Brotaufstrich-Varianten für Kinder.
Seit 2019 trägt die Ecotone-Gruppe das „B-Corp"-Siegel, das von einer unabhängigen Non Profit-Organisation gegen den Nachweis strenger Standards in Bezug auf Sozial- und Umweltengagement, Transparenz und Verantwortlichkeit verliehen wird. Die Markenfamilie aus mittelständischen Unternehmen verbinde die gemeinsame „Mission Biodiversität", erklärt Mehlhop: „Der industrielle Überkonsum von wenigen Rohstoffen und der Verlust an Arten, der damit einhergeht, sind ein großes Problem.“ Lokal betreibt die Allos Hofmanufaktur seit zehn Jahren ihr Projekt „Biene sucht Blüte", und hat in dieser Zeit laut Mehlhop 20 Hektar Blühwiesen angelegt. Regelmäßig werden Kindergartengruppen und Grundschulklassen zum gesunden Frühstück auf den Hof in Drebber eingeladen. Lebensmittel werden an Tafeln gespendet, diverse Bioverbände und -vereine unterstützt, Verpackungsmüll wird gespart oder durch umweltfreundliche und recyclingfähige Materialien ersetzt.
Bio-Markt wächst weiter
„In den vergangenen zwanzig Jahren ist der Bio-Markt stetig um durchschnittlich neun Prozent pro Jahr gewachsen und die Nachfrage steigt kontinuierlich”, sagt Mehlhop. Doch weil trotz dieses beeindruckenden Wachstums Bio-Lebensmittel weniger als sechs Prozent der Lebensmitteleinkäufe ausmachen, „ist da noch viel Luft nach oben”. Er selbst ist für die Zukunft guter Dinge. „Auch im Land der Sparfüchse gibt es immer mehr Menschen, denen die Natürlichkeit ihrer Lebensmittel wichtig ist. Vor allem die jüngeren Generationen sind sehr reflektiert, wenn es zum Beispiel um vegetarische Ernährung geht“, sagt der Allos-Geschäftsführer. Und für alle anderen laute der Auftrag: „Wir möchten sie mit tollen Produkten dafür begeistern."