Ab Montag gilt im Bremer Einzelhandel 2G. Geschäftsleute müssen sich also auf die Kontrolle der Regel vorbereiten. Nach Informationen des WESER-KURIER soll es dabei eine einheitliche Lösung geben: Besucher der Innenstadt könnten genau wie beim Weihnachtsmarkt ein Band für den Zutritt zu den Geschäften bekommen. Nachweise müssten so nicht in jedem Laden erneut vorgezeigt werden.
„Unser Senat versucht wirklich sehr pragmatische, zügige und gute Lösungen mit dem Zugangsbändchen anzubieten, damit den betroffenen Branchen jetzt schnell unter die Arme gegriffen werden kann", sagte Jens Ristedt, Inhaber des Modehauses Ristedt und Vorsitzender der City-Initiative Bremen, am Freitag. Es sei wichtig, die Mitarbeiter der Läden an der Stelle zu entlasten. Die Einschränkung sei mitten im Weihnachtsgeschäft eine große Herausforderung.
Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sprach sich dafür aus, „pragmatisch und vielleicht auch ein bisschen kreativ“ an die Kontrolle heranzugehen. Am Donnerstag hatte die Bund-Länder-Runde beschlossen, dass nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt zum Einzelhandel haben. Ausgenommen von der Einschränkung sind Supermärkte, Drogerien und Apotheken.
Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nordwest Jan König kritisiert derweil die Einführung der Regel. "Null Vorbereitung" habe es im Vorfeld gegeben. Aufgrund der sicher zu erwartenden Umsatzeinbußen für die Geschäftsleute seien weitere Hilfen notwendig. König geht auch davon aus, dass Betriebe gegen die Einschränkung klagen werden und weist auf ein aktuelles Rechtsgutachten des Handelsverbands Deutschland hin. Demnach sind 2G-Einschränkungen für den Handel unter den derzeitigen Voraussetzungen rechtswidrig. Eine Ankündigung folgte bereits am Freitag. "Dagegen werden wir klagen, bis zum letzten Euro", äußerte sich Timm Homann, Chef der Kette Ernsting's Family, in einer Stellungnahme zu den Beschlüssen, wie der "Spiegel" berichtete.
"Als Warenhaus sind wir kein Pandemietreiber", äußerte sich auch der Chef des Karstadt in Bremen Gerhard Ordczinsky kritisch. Er geht wegen 2G noch von niedrigeren Frequenzen für den stationären Handel aus als 2020 – gerade in Bundesländern mit niedrigen Impfquoten.
Susanne Gerlach, Geschäftsführerin der Böttcherstraße GmbH, erwartet ganz sicher Umsatzrückgänge. "Das ist geschäftlich gesehen schon fatal", sagt sie zu 2G. Ihre Hoffnung aber ist, dass mit der Einschränkung wieder mehr Kunden in die Stadt kommen, weil sie sich beim Einkauf sicherer fühlten. Die Frequenz habe in den vergangenen Tagen aufgrund der Appelle der Politik gelitten.
Die Bänderlösung in Bremen hält Gerlach für richtig. "Das funktioniert auf dem Weihnachtsmarkt wunderbar", sagt die Inhaberin zweier Läden in der Böttcherstraße. Im Weihnachtsgeschäft sei die Kontrolle der Kunden für die Geschäfte schwierig: "Das ist kaum zu leisten." Gerlach plädiert dafür, die Bändchen auch für Restaurants oder Museen zu nutzen. "Das könnte doch überall gelten. Ein Bändchen – und die Stadt steht Ihnen offen."
Peek & Cloppenburg in Bremen hat sich auf den Start von 2G am Montag bereits vorbereitet. Die Kontrolle der Zertifikate sei am Eingang durch die Mitarbeiter unkompliziert möglich. "Alle Eingänge bleiben geöffnet, und im Haus ist viel Platz für einen noch sichereren und unbeschwerten Bummel", sagte die Chefin des Hauses Kristina Steinmüller.
In Niedersachsen wird die neue Verordnung mit der Änderung zu 2G Ende der nächsten Woche in Kraft treten. Den Geschäftstreibenden werde überlassen, wie die Kontrolle organisiert werde. "Das werden wir im Detail nicht regeln", so Regierungssprecherin Anke Pörksen.
Regulierungen im Einzelhandel sollten nur bundesweit erfolgen, sagte Bovenschulte im Gespräch: „Sonst hätten wir ja das Phänomen des Einkaufstourismus." Das wolle man unbedingt vermeiden. Grundsätzlich gehe es bei den Beschlüssen darum, eine "drohende Überlastung des Gesundheitssystems in den Griff zu kriegen".
Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb begrüßte die Vereinbarungen insgesamt: „Den Beschluss, die 2G-Regel noch weiter zu verbreiten und konsequent zu erhöhen, halte ich für sehr bedeutend." Allerdings: „Mit den Beschlüssen werden wir noch etwa drei bis vier Wochen einen Anstieg in den Kliniken und auf den Intensivstationen haben“, meinte Zeeb. Auch die Inzidenz werde noch einige Zeit steigen. „Die Welle wird nicht so schnell aufhören.“