Die Kraftstoffpreise sind auf Rekordniveau und damit steigen auch Treibstoffdiebstähle: Es häufen sich Meldungen, dass Diesel und Benzin mehr und mehr auf illegalem Wege beschafft werden. Das bezieht sich weniger auf den Diebstahl an Tankstellen, sondern mehr auf das Abzapfen von Kraftstoff an privaten Pkw und gewerblichen Fahrzeugen. Statistisch sei das bei der Bremer Polizei noch nicht erfasst, hieß es am Donnerstag auf Nachfrage. Ein deutsches Phänomen ist der Diebstahl von Treibstoff nicht: In Italien würden derlei Delikte laut der dortigen Medien zunehmen, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. An parkenden Autos werde der Tankdeckel aufgebrochen und der Treibstoff abgesaugt.
„Bislang haben sich die Kraftstoffdiebstähle nicht erhöht im Vergleich zu den Zeiten, als der Kraftstoff wesentlich günstiger war“, sagt Ronald Rose, Geschäftsführer vom Bremer Mineralölhandel (BMÖ), dessen Tankstellennetz sich vom Großraum Bremen aus in den gesamten Nordwesten Deutschlands erstreckt und elf BMÖ-Stationen und 24 Shell-Stationen umfasst. „Es sollte sich auch inzwischen herumgesprochen haben, dass Tankstellen umfangreich mit Videoüberwachung ausgestattet sind.“ Der Besuch der Polizei beim Täter sei insofern vorprogrammiert, als sich die Adresse anhand des Kennzeichens schnell ermitteln lasse.
Die Anzahl der Diebstähle, hinter denen offensichtlich ein organisiertes Netzwerk stehe und die Täter mit gestohlenen Kennzeichen vorfahren, tanken und ohne Bezahlung verschwinden, habe bislang seiner Beobachtung nach auch nicht zugenommen, so Rose. „Was sich sicherlich verändert hat, ist, dass deren Gewinne zugenommen haben, wenn sie den gestohlenen Treibstoff weiter verkaufen.“ Einen Tankbetrug mit gestohlenen Kennzeichen gab es laut Polizei jüngst in Sulingen: Die drei Täter hatten die Kennzeichen von einem geparkten Pkw Seat gestohlen, an ihren Mercedes angebracht, für 220 Euro getankt und ohne zu bezahlen das Tankstellengelände verlassen.
Um Kraftstoffdiebstähle an Tankstellen einzuschränken, gebe es von Verbänden und Politik den Vorschlag, das sogenannte Schrankenmodell einzuführen, wie es in anderen europäischen Ländern wie Holland und Luxemburg getestet werde, schreibt die Berliner Zeitung „B.Z.“: Erst wenn nach dem Tanken gezahlt wurde, öffne sich die Schranke für die Weiterfahrt. Solch ein System wäre aus Sicht des Bundesverbands Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutschland sinnvoll. Laut Geschäftsführer Thomas Drott entstehen an den 14.500 Tankstellen bundesweit jeden Monat bis zu 5,8 Millionen?Euro Schaden, heißt es in der „B.Z.“.
Was den Kraftstoffdiebstahl bei privaten Autos und gewerblichen Fahrzeugen angeht, sind in den vergangenen Tagen einige Meldungen im Polizei-Presseportal Blaulicht aufgetaucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Täter gefasst werden, ist eher gering: Die Aufklärungsquote liege bei etwa zehn Prozent, zitiert die Zeitschrift „Autobild“ das LKA Niedersachsen. Das Abzapfen von Treibstoff sei als Diebstahl zu werten, erläutert ein Fachanwalt für Verkehrsrecht aus Frankfurt/Main in der „Autobild“. Ersttäter müssten mit Geldstrafen in Höhe eines Monatsnettoeinkommens rechnen. Eine Mindest-Freiheitsstrafe von drei Monaten komme auf Täter zu, die gewerbsmäßig Benzin stehlen. In Extremfällen dieser Art sehe das Strafgesetzbuch bis zu fünf Jahre Haft vor.
Betrug an der Tankstelle
Treibstoff-Diebstahl an der Tankstelle ist auch kein Kavaliersdelikt: Wer mit Vorsatz handelt, also zum Tanken fährt in der Absicht, nicht zu bezahlen, begeht Betrug. Diese Straftat kann mit Geldstrafe oder mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. Als Unterschlagung oder Diebstahl kann der Vorgang bewertet werden, wenn nach dem Tanken erst der Entschluss gefasst wird, nicht zu bezahlen. Dafür drohen bis zu drei Jahre Freiheitsentzug oder eine Geldstrafe.