Ab 2021 sollen alle errichteten Offshore-Windkraftanlagen nicht mehr als 730 Megawatt im Jahr leisten. Die Begrenzung des Offshore-Windenergie-Ausbaus stößt auf Kritik.
Von der Bundesregierung kommt die Zielvorgabe, bis zum Jahr 2020 eine Offshore-Windenergieleistung von 6500 Megawatt zu erreichen. Ab dem Jahr 2021 sollen dann nur noch Anlagen mit einer Gesamtleistung von 730 Megawatt pro Jahr errichtet werden dürfen.
Diese Begrenzung stößt beim Verein WAB, einem Zusammenschluss von mehr als 360 Unternehmen und Instituten aus allen Bereichen der Windenergie-Industrie, auf massive Kritik. Dies bedeute eine weitere Reduzierung, so WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock. Die Nutzung von Kostensenkungspotenzialen werde abgebremst. „Ein erneuter Fadenriss für die herstellende Industrie ist wahrscheinlich, was insbesondere die Region im Nordwesten treffen wird.“ Wellbrock fordert als „unterste verkraftbare Grenze“ einen jährlichen Zuwachs in der Gesamtleistung von mindestens 900 Megawatt.
Welche Folgen nun der vorläufige Baustopp des geplanten Offshore-Terminals in Bremerhaven für die Windenergiebranche habe, lasse sich, so Wellbrock im Gespräch mit dem WESER-KURIER, noch nicht abschätzen. „Es besteht aber die Gefahr, dass wir in Bremerhaven das für den weiteren Ausbau der Offshore-Energie benötigte hoch qualifizierte Personal verlieren.“
Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der Stiftung Offshore Windenergie in Deutschland insgesamt 546 auf See installierte Anlagen mit einer Leistung von fast 2300 Megawatt erstmals ins Netz eingespeist. Damit waren Ende 2015 insgesamt 792 Anlagen mit einer Gesamtleistung von fast 3300 Megawatt am Netz. Zudem wurden weitere 41 Anlagen mit 246 Megawatt Leistung im vergangenen Jahr auf See errichtet, warteten aber Ende 2015 noch darauf, ans Netz angeschlossen zu werden. Gebaut wurden außerdem 122 Fundamente, auf denen in diesem Jahr weitere Windenergieanlagen installiert werden sollen. Diese Zahlen ermittelte die Deutsche Wind-Guard, unter anderem im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie, des Bundesverbands WindEnergie und der Stiftung Offshore-Windenergie.
Insgesamt wurden im Jahr 2015 auf See mehr als acht Terrawattstunden Strom produziert. Dies entspricht dem Strombedarf von mehr als zwei Millionen Haushalten oder etwa 1,4 Prozent der Bruttostromversorgung in Deutschland.
Bund und Länder hatten vor gut einer Woche bei einem Spitzentreffen in Berlin ihre Differenzen bei der geplanten Reform der Ökostrom-Förderung noch nicht ausräumen können. Kern des erneuten Umbaus des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ist die Umstellung der milliardenschweren Förderung auf Ausschreibungen, um Kosten zu senken. Bei Windkraftanlagen auf See (Offshore) sind allerdings keine wesentlichen Änderungen vorgesehen. Grundsätzlich will die Bundesregierung an einem Ausbaukorridor für Erneuerbare Energie von
40 bis 45 Prozent bis 2025 festhalten, was Umweltschützer aber als zu wenig für den Klimaschutz kritisieren.
Aus Sicht der Grünen reicht das nicht. Sie werfen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vor, sich als „Abrissbirne“ der Energiewende zu betätigen. Der von ihm geforderte Ausbaudeckel werde dazu führen, dass der Windenergieausbau spätestens 2020 zum Erliegen komme. Das Ausbremsen mit dem Versagen beim Stromnetz zu begründen, sei eine Bankrotterklärung. „Der Netzbau muss sich am Ausbau der Erneuerbaren orientieren und nicht umgekehrt“, sagte der Vizechef der Grünen-Fraktion im Bundestag, Oliver Krischer.