Künstliche Intelligenz (KI) ist der Hype des Jahres 2018, und auch Bremen möchte bei der Zukunftstechnologie mitmischen: Jetzt ist in der Hansestadt ein sogenanntes Cluster für künstliche Intelligenz gegründet worden – "Bremen AI". "Das Hauptziel des Netzwerkes ist zunächst, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen", sagt Roland Becker, Chef des Bremer Start-ups Just Add AI (JAAI).
Mithilfe von KI-Systemen kann menschliches Handeln oder Denken nachgebildet werden, um den Arbeitsalltag zu erleichtern oder bestimmte Tätigkeiten komplett den Maschinen zu überlassen. Beckers Firma ist Initiator des Projekts, unterstützt wird sie vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen, dem Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen sowie von weiteren Institutionen wie dem Technologie-Zentrum Informatik der Universität (TZI).
Just Add AI erlangte jüngst durch eine Kooperation mit dem Fußballverein SV Werder Bremen größere Aufmerksamkeit: Das Start-up entwickelte ein KI-System, das den Bundesligisten bei der Suche nach Nachwuchstalenten wie dem aktuellen Torhüter Jiri Pavlenka unterstützt. "Das Wichtigste sind jede Menge Daten und Fachkräfte, die wissen, wie KI funktioniert – beides haben wir in Bremen", sagt Becker.
Das Netzwerk Bremen AI ist zunächst bei Beckers Firma angesiedelt. "In Zukunft ist aber eine neutrale Trägerschaft denkbar, oder Bremen AI geht in einem bestehenden Projekt wie etwa Bremen Digital Media auf." Eine konkrete Förderung des Projekts seitens der Politik gibt es bislang noch nicht.
"Bei dem Cluster geht es im ersten Schritt nicht um Förderung, sondern um den Aufbau von Netzwerken und um die Sichtbarmachung von Kompetenzen in Bremen", sagt Anna-Lena Hollermann, Referentin des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen. Durch Veranstaltungen und Informationen soll das Thema auch für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) interessant werden. "Ein wichtiges Instrument dafür ist das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Bremen", sagt Hollermann.
Zu den Unterstützern der Projekts zählt auch das Bremer Start-up Blackout Technologies, das im Mai mit dem Gründerpreis ausgezeichnet wurde. Das Unternehmen entwickelt künstliche Intelligenz für Roboter zum Einsatz als Helfer im Büro oder in der Krankenpflege und schreibt Persönlichkeitsprofile für verschiedene Einsatzzwecke. "Das Netzwerk ist eine gute Möglichkeit Firmen kennenzulernen, die noch keine Erfahrung mit KI haben", sagt Mitgründerin Lisa Fischer.
Der Boom von KI-Systemen und spezialisierten Firmen ist mittlerweile auch bei der großen Politik angekommen. Die Bundesregierung hat eine Enquete-Kommission eingerichtet, die "gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche Potenziale" ausloten soll. Der Abschlussbericht wird allerdings erst im Jahr 2020 vorgelegt.
In den nächsten Monaten sollen bereits Eckpunkte erarbeitet werden, die auf einem Digitalgipfel Anfang Dezember vorgestellt werden. Auch andere Staaten in Europa wie Frankreich oder Großbritannien bringen sich in Stellung. Führende europäische Wissenschaftler fordern jedoch in einem offenen Brief ein gemeinsames Forschungsprojekt, um in Europa nicht den Anschluss zu verlieren. Die USA und China seien beim Thema KI schon viel weiter.
Mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz hat eines der führenden Kompetenzzentren für KI auch einen Standort in Bremen. Leiter Frank Kirchner begrüßt das neue Netzwerk. Es könne Forschung und Firmen vernetzten und Investoren auf Start-ups aufmerksam machen. "Man muss allerdings auch wissen, womit man es zu tun hat: Künstliche Intelligenz ist eine sehr starke Technologie, die beherrscht werden will", sagt der Informatiker.
Weitere Treffen geplant
Mögliche Konsequenzen für die Gesellschaft sollen beim neuen Netzwerk auch zur Sprache gebracht werden. "Erst einmal wollen wir aber, dass sich die Leute überhaupt mit dem Thema beschäftigen. Die Folgefragen entwickeln sich dann daraus", sagt Organisator Roland Becker. Für dieses Jahr sei bereits ein weiteres Treffen von Bremen AI geplant, weitere Ideen für Kooperationen werden Becker zufolge derzeit entwickelt. "Ich glaube, dass wir das Thema künstliche Intelligenz zu einem guten Standortvorteil für Bremen ausbauen können", sagt der Unternehmer.