Landstrom ist, wenn erneuerbare Energien dafür verwendet werden, eine saubere Sache: Statt die eigenen Stromaggregate mit Diesel im Hafen laufen zu lassen, können Schiffe ihre Energie darüber beziehen. Bislang gibt es Landstromanlagen in bremischen Häfen vereinzelt nur für Binnenschiffe. Nun sollen gleich acht Anlagen für die Hochseeschifffahrt kommen. Damit beschäftigt sich an diesem Dienstag der Bremer Senat. Ein positiver Beschluss gilt als gesetzt.
Andere Häfen sind diesen Weg schon eher gegangen: So läuft beispielsweise in Hamburg am Kreuzfahrt-Terminal Altona eine Landstromanlage seit April 2017 im Regelbetrieb. Am Kieler Norwegenkai ist seit Frühling 2019 eine Anlage in Betrieb, eine weitere – die größte in Deutschland – soll in diesem Jahr ihren Testbetrieb aufnehmen.
Den durchschlagenden Erfolg gab es bislang aber nicht: Die Landstromangebote werden nur in einem geringen Umfang angenommen. Die Reeder haben wenig Interesse daran. Denn: Der steuerlich begünstigte Schiffsdiesel für die Herstellung von Strom ist wesentlich günstiger. Landstrom ist für die Reedereien etwa drei Mal so teuer wie der Strom, der mit Dieselgeneratoren an Bord der Schiffe produziert wird. Allerdings steht die Hochseeschifffahrt immer mehr unter Druck, mehr für den Klimaschutz zu tun.
Für künftig bessere Rahmenbedingungen hat der Bund zusammen mit den fünf Nordländern bereits im Herbst die Weichen gestellt: So gibt es ein Förderprogramm in Höhe von 140 Millionen Euro für den Bau von Landstromanlagen und auch eine Absenkung der Ökostromumlage für Landstrom auf 20 Prozent ist geplant. Eine entsprechende Absichtserklärung für eine bessere Landstrom-Infrastruktur wurde zusammen mit den fünf Küstenländern unterzeichnet. Dabei geht es einerseits darum, die Kosten zu senken, und anderseits darum, durch gemeinsame Investitionen der Technologie den notwendigen Anschub zu ermöglichen.
„Die Schaffung von Landstromanlagen für die Seeschifffahrt ist deshalb ein weiterer konsequenter Schritt, nachdem wir bereits nahezu alle Anlegeplätze für die Binnenschifffahrt und auch die Arbeitsschiffe und Servicefahrzeuge im Hafen mit Landstromanlagen ausgerüstet hatten“, sagt Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD). Landstrom sei ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum grünen, klimaneutralen Hafen. „Die Landstrombereitstellung für die ortsfesten Anlagen soll deshalb auch zu einhundert Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgen.“
Wesentlicher Bestandteil der gemeinsam getroffenen Vereinbarung ist ein finanzielles Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das mit mindestens 140 Millionen Euro die entsprechenden Maßnahmen aller Bundesländer unterstützen soll. „In seiner Zielrichtung wird das Förderprogramm auch durch das aktuell beschlossene Konjunkturpaket der Bundesregierung gestützt, denn darin wird das Förderprogramm Landstrom ausdrücklich genannt“, heißt es in der Senatsvorlage.
Ausgehend davon, dass die Investitionen in und der Betrieb von Landstromanlagen für die Seeschifffahrt bisher nicht eigenwirtschaftlich tragfähig seien, sei es das erklärte politische Ziel, mit einer entsprechenden Förderung den Aufbau und die Verbreitung von Landstromanlagen voranzutreiben. Wo welche Anlagen in welchen Häfen gebaut werden sollen, das sei in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe beschlossen worden, in der Bremen durch die Hafengesellschaft Bremenports vertreten war.
Konkret sollen in einer ersten Ausbaustufe bis zum Jahr 2023 insgesamt acht Landstromanlagen für die Seeschifffahrt entstehen – in Bremerhaven im stadtbremischen Überseehafengebiet zwei im Bereich des Containerumschlags, eine im Bereich des Ro-Ro-Umschlags und eine im Bereich des Kreuzfahrt-Terminals sowie im Fischereihafen drei für Behördenschiffe und eine für die Forschungsschifffahrt. Zwei zusätzliche Anschlüsse für die Binnenschifffahrt sind innerhalb des Bremer Industriehafens vorgesehen. Die Gesamtkosten liegen bei 32,4 Millionen Euro. Der Bund übernimmt von den Investitionssummen der Länder jeweils 50 Prozent.
Ein Signal an die Schifffahrt
In Hamburg sollen neben den Kreuzfahrt-Terminals auch drei innenstadtnahe Container-Terminals mit künftig acht Liegeplätzen entsprechende Landstromanschlüsse bekommen. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte nach Unterzeichnung der Absichtserklärung deutlich gemacht, dass man Investitionen in die Anlagen und Wirtschaftlichkeit in deren Betrieb benötige. Bislang könnten in Hamburg aber nur zwölf Prozent der Containerschiffe Landstrom nutzen. Die Absichtserklärung sei ein Signal an die Schifffahrt, dass der Trend in Richtung Landstrom gehe. Die Reedereien bräuchten einige Jahre, um ihre Schiffe entsprechend umzurüsten.
Eine saubere Schifffahrt gelinge nur im Schulterschluss aller Beteiligten, so Claudia Schilling. „Je mehr Häfen Landstromanlagen zur Nutzung zur Verfügung stellen, umso wirtschaftlicher wird es auch für die Reedereien, ihre Schiffe entsprechend umrüsten zu lassen.“ Im Koalitionsvertrag stehe, dass die Landstromversorgung ausgebaut werden soll, ebenso, dass die verbindliche Nutzung dort vorgeschrieben werden soll, wo entsprechende Anlagen bestehen. Themen wie die EEG-Umlage, Steuern und der normale Strompreis, die für Reeder eine Rolle spielen, seien in diesem gemeinsamen Arbeitsprozess zwischen Bund und Ländern identifiziert.