Hunderttausende Menschen aufzunehmen, sei eine Herkules-Aufgabe, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche im Jahr 2015. „Aber im besten Fall kann es auch eine Grundlage für das nächste deutsche Wirtschaftswunder sein“, fügte er hinzu. In der Fachwelt schüttelten schon damals alle nur mit dem Kopf. Jetzt verdeutlichen aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, wie groß die Schwierigkeiten bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sind. Sie zeigen aber auch, dass es erste Fortschritte gibt.
Die Schwierigkeiten beginnen bei der Frage nach einer verwertbaren Qualifikation. Das zeigt ein Blick auf die Daten der Flüchtlinge, die zurzeit in Deutschland als arbeitslos erfasst sind. Von ihnen sind laut einer aktuellen Auswertung lediglich vier Prozent sehr hoch qualifiziert. Hinzu kommen etwa 15 Prozent, die als Fachkräfte gelten. Die Übrigen können nur für Helfertätigkeiten eingesetzt werden. Zum Teil fehlt es auch an aussagekräftigen Angaben über Qualifikationen.
Jobs in Zeitarbeitsfirmen
Daniel Terzenbach, Geschäftsführer für Qualitätssicherung bei der Bundesagentur, weist darauf hin, dass gerade im Bereich der beruflichen Bildung die Erfahrungen der Flüchtlinge von den Anforderungen abweichen, die in Deutschland gestellt werden. Wer beispielsweise als Maurer in Syrien gearbeitet habe, der verfüge über entsprechende praktische Fertigkeiten. Aber es fehle ihm eben am theoretischen Wissen, das in der dualen Ausbildung in Deutschland in den Berufsschulen vermittelt werde.
„Eine Brücke in den Arbeitsmarkt kann für Flüchtlinge die Zeitarbeit sein“, meint Terzenbach. Von rund 67.500 Menschen aus wichtigen Asylherkunftsländern, die im Jahr 2017 den Weg in den ersten Arbeitsmarkt gefunden haben, hat die größte Gruppe – nämlich knapp 18.000 Menschen – einen Job in Zeitarbeitsfirmen gefunden. Ansonsten übernehmen viele Jobs in der Gebäudereinigung und in Gaststätten.
Ingrid Hofmann, Chefin einer Zeitarbeitsfirma mit Hauptsitz in Nürnberg, hat nach eigenen Angaben bereits 1500 Flüchtlinge angestellt und auch vermittelt. Nicht alle seien dabeigeblieben, aber das sei bei anderen, die aus der Arbeitslosigkeit zu ihr kämen, ja auch nicht anders. Sie vermittle die meisten in sehr einfache Tätigkeiten.
Ein sehr großes Problem blieben die Sprachkenntnisse. „Arbeitgeber lassen sich eher darauf ein, einen Flüchtling in ihren Betrieb zu holen, wenn wir ihn als Leiharbeiter schicken“, sagt Hofmann. Das nehme Firmenchefs die Angst vor einem solchen Schritt, da die Zeitarbeitsfirma den Mitarbeiter zurücknehme, wenn es nicht passe.
Hofmann sagt, es gebe junge Flüchtlinge in ihrer Firma, die aufgrund von guten Leistungen eine Ausbildungsstelle in dem Betrieb angeboten bekämen, an den sie ausgeliehen worden seien. Sie unterstütze das, sagt Hofmann. Sie habe aber auch mehrere Fälle erlebt, in denen die Flüchtlinge keinen Ausbildungsplatz gewollt hätten.
Das Problem: Die Ausbildung dauert lang. Auch sehr gering qualifizierte Helferarbeit bringt erst einmal mehr Geld. Die Idee, warum eine Ausbildung sich auf Dauer rentiert, müsse den Flüchtlingen erst mal überzeugend vermittelt werden, so die Arbeitsmarktexperten. Das könne dann tatsächlich eine Herkules-Aufgabe sein.