Die Llyod Dynamowerke stehen vor der Zahlungsunfähigkeit, es soll bereits ein Insolvenzantrag eingereicht worden sein. Der Bremer Motorenhersteller war Ende vergangenen Jahres in Turbulenzen geraten.
Wochenlang hatten die Beschäftigten noch gehofft. Offenbar vergeblich. Denn so wie es aussieht, stehen die Lloyd Dynamowerke (LDW) vor der Zahlungsunfähigkeit. Wie der WESER-KURIER aus dem Unternehmen erfuhr, hat die Geschäftsführung des Generatorenwerkes dem Betriebsrat am Montag zunächst mündlich mitgeteilt, dass ein Insolvenzantrag eingereicht wurde.
Die Belegschaft ist den Angaben zufolge inzwischen informiert. Eine schriftliche Bestätigung des eingeleiteten Insolvenzverfahrens stehe aber noch aus. Auch beim Amtsgericht, bei dem Zahlungsunfähigkeiten von Firmen angemeldet werden müssen, hält man sich derzeit noch bedeckt. Ein Sprecher teilte mit, es könne noch keine Auskunft erteilt werden, weil der Vorgang derzeit geprüft werde und noch keine Entscheidungen getroffen worden seien.
Unterschiedliche Auffassungen zwischen Geschäftsführern und Eignern
Die Lloyd Dynamowerke, die leistungsstarke elektrische Maschinen und Antriebssysteme herstellen, waren Ende vergangenen Jahres in Turbulenzen geraten, als mit Dominik Brunner der zweite Geschäftsführer innerhalb kürzester Zeit gekündigt hatte. Als Begründung nannten beide Firmenlenker die unterschiedlichen Auffassungen zwischen ihnen und den Eignern des Traditionsunternehmens, der südkoreanischen Hyosung-Gruppe.
Brunner sowie Volker Stahmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Bremen, hatten damals übereinstimmend angegeben, dass es vor allem in der Kommunikation Probleme gegeben habe. Die Bilanz für das Jahr 2015 sei nicht testiert worden, was bei neuen Aufträgen zu einem Problem werden kann.
Hyosung habe weder auf die Kündigungen noch auf die mehrfachen Aufforderungen, die Bilanz zu unterschreiben, reagiert. Stattdessen kam den Angaben zufolge die Anweisung aus Seoul, dass die noch verbliebenen 230 Mitarbeiter auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichten sollen.
Ein Maßnahmenpaket wurde erarbeitet
Weil aber bereits seit 2014 zehn Prozent des Lohns der Belegschaft einbehalten werden, arbeiteten Arbeitnehmervertreter und IG Metall stattdessen ein Maßnahmenpaket aus, in dem es unter anderem um Kurzarbeit, Altersteilzeit und Abfindungsmöglichkeiten ging. Die erste Reaktion darauf kam mit der Ankündigung eines Insolvenzverfahrens nun zu Wochenbeginn.
„Natürlich sind wir überrascht“, sagt ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Mit einer solchen Antwort aus Südkorea habe man nicht gerechnet. Eine Anfrage an die Hyosung-Gruppe blieb am Dienstag erneut ohne Reaktion.

Die Firma am Hastedter Osterdeich ist Spezialist für Motoren und andere leistungsstarke elektrische Maschinen.
IG-Metall-Chef Stahmann sagte: „Auch wir sind völlig überrascht und enttäuscht, dass mit uns noch nicht einmal über die Größenordnung des Maßnahmenpakets gesprochen wurde.“ Er glaube „absolut“ an die Zukunftsfähigkeit des Produkts und der Firma. „Für diese Spezialmaschinen gibt es einen Markt.“
Traditionsunternehmen hat erneut Zahlungsschwierigkeiten
Es ist nicht das erste Mal, dass das Bremer Traditionsunternehmen, das vor zwei Jahren seinen 100. Geburtstag feierte, in Zahlungsschwierigkeiten steckt. Mitte der 1990er-Jahre wollte sich der AEG-Konzern von seiner Tochter LDW trennen. Damals arbeiteten noch 630 Menschen im Hemelinger Werk, das Minus bewegte sich nach Konzernangaben in „deutlich zweistelliger“ Millionenhöhe.
Neuer Eigner wurde 1996 die Elexis Holding, deren Mehrheit von der britischen Investorengruppe CWB Capital Partners gehalten wurde. Was folgte, war ein dramatischer Personalabbau: Gut 300 Beschäftigte verloren ihre Jobs.
Ende der 1990er-Jahre zog sich Elexis aus dem Unternehmen zurück. Die Auftragslage war zu jenem Zeitpunkt gut, aber Pensionsverpflichtungen und daraus folgend ein Verlust in einstelliger Millionenhöhe zwangen das Werk erneut in den Konkurs. Über eine Firmenneugründung konnten damals noch 210 Arbeitsplätze am Hastedter Osterdeich gesichert werden.
2006 gab es erneut einen Inhaberwechsel: Neuer Mehrheitsgesellschafter wurde die Berliner CMP Capital Management-Partners. Zwei Jahre später teilten die Lloyd Dynamowerke mit, wieder auf Wachstumskurs zu sein. Die indische Firma Kirloskar Electric stieg 2008 in das Unternehmen ein.
Die bis dato letzte Zahlungsunfähigkeit ereilte die Lloyd Dynamowerke sechs Jahre später: Erneut hatte das Werk mit Verlusten zu kämpfen, auch, weil es offenbar Schwierigkeiten in den Zahlungsabläufen von Indien nach Bremen gab. Aus der daraus folgenden Insolvenz heraus wurde Anfang 2015 ein neues Unternehmen mit dem gleichen Namen gegründet, in das die Hyosung-Gruppe als Alleineigner investierte.