Es ist noch ein bisschen hin bis Mai, aber die Maibock-Biersaison beginnt ohnehin schon eher. In den Regalen gibt es teilweise schon seit Mitte Januar die ersten Marken des Saisongerstensafts. Eine Traditionsmarke wird wie schon im vergangenen Jahr fehlen: Haake-Beck Maibock aus Bremen. Ob es überhaupt noch einmal gebraut wird? Mit einem eindeutigen Ja oder Nein hat die AB-Inbev-Deutschland-Zentrale in Bremen die Anfrage des WESER-KURIER dazu nicht beantwortet. Trotzdem gibt es regionale Marken des Frühlingsbieres – etwa Hemelinger Maibock oder Union Immer Bock.
Haake-Beck Maibock wurde 1951 eingeführt und hatte seitdem eine überregionale Fangemeinde. Ob das regionale Traditionsbier künftig noch eine Rolle spielen wird, scheint eher unwahrscheinlich. Ein klares Bekenntnis hört sich anders an. Der weltgrößte Bierkonzern AB-Inbev ist offenbar in erster Linie an Volumen-Bier für den internationalen Markt interessiert.
Worauf setzt Ab-Inbev?
"Wir werden in diesem Frühjahr Haake-Beck Maibock nicht anbieten, auch weil das Volumen relativ klein wäre", sagte ein AB-Inbev-Sprecher dem WESER-KURIER. "Wir werden weitere Biere in der Brauerei Beck brauen, um den Standort nachhaltig und mit Blick auf die Zukunft bestmöglich zu wappnen." Hier sei man in Bremen sehr gut aufgestellt. "Ganzjährig betrachtet bevorzugen die Konsumentinnen und Konsumenten – gerade auch in der hiesigen Region – leichtere Biere und Biermix-Getränke." Es seien veränderte Verbrauchervorlieben, wodurch auch die Nachfrage sinken und das Volumenpotenzial von Maibock in den kommenden Jahren weiter verringert werden könnte.
Bei der Bremer Union Brauerei ist die Einschätzung eine andere: "Wir haben immer eine stabile lokale Absatzmenge an Bockbier", sagt Carsten Eger, Braumeister bei der Union Brauerei. "Wir werden unser Bockbier in der letzten Februar-Woche abfüllen."
Wie kam Getränke Ahlers zum Hemelinger Bier?
Auch beim Familienunternehmen Getränke Ahlers mit Sitz in Achim wird auf Maibock gesetzt, und zwar mit einer Marke, die auch mit Bremen eng verbunden ist: Hemelinger. Die Biere wurden einst über Jahrzehnte bis 1981 im Stadtteil Hemelingen gebraut. Das Unternehmen wurde 1878 als Hemelinger Actien Brauerei gegründet und 1921 von Beck & Co übernommen. Dass es die Marke Hemelinger überhaupt noch gibt – bekannt ist insbesondere das Hemelinger Spezial – dafür hat Bernhard Henze, einer der Geschäftsführer bei Ahlers, gesorgt. Er kaufte 2008 die Marken- und Vertriebsrechte an Hemelinger. Bis 2012 wurde Hemelinger in Bremen noch bei AB-Inbev gebraut. Weil der Vertrag nicht verlängert wurde, stammen die Biere seitdem aus Braunschweig vom Hofbrauhaus Wolters.
Die immer limitierte Maibock-Variante ist seit 2010 im Programm. Und wie bei Ahlers üblich wird auch für dieses Bier mit einem markanten Slogan geworben, für den die Bremer Werbeagentur H&K+S verantwortlich ist: "Wenn schon keine Lust dann schon wenigstens Bock".
Was zeichnet ein gutes Maibock aus?
"Mein früherer Professor sagte immer, das zweite Glas Maibock dürfe man nicht schon unangenehm im Sitzen merken - dann sei es gut", so Braumeister Eger von der Union Brauerei. Die Biersorte Maibock, die zu den untergärigen Starkbieren zählt, zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie ein Alkoholgehalt von über sechs Volumenprozent mit einer entsprechend hohen Stammwürze hat. "Das klassische Maibockbier wird oft deutlich stärker und meist mit ,edleren' Hopfensorten, wie Saazer, Hallertauer Mittelfrüh, Tettnanger oder Spalter Select gehopft", schreibt das Biermagazin "Bier-Select". Das verleihe dem Bier einen unverkennbaren aromatischen Charakter. Der Ursprung des Bockbieres liegt in Einbeck: Deshalb dürfe sich nur das Bier aus der Brauereistadt Einbeck im südlichen Niedersachsen als Mai-Ur-Bock bezeichnen.
Dass Haake-Beck Maibock auf einigen Getränkeportalen im Internet immer noch zum Kauf angeboten wird, sollte mögliche Käufer stutzig machen: Das Mindesthaltbarkeitsdatum müsste längst abgelaufen sein.