Die rund 200 Beschäftigten der Bremer Karstadt-Filiale wähnten sich bereits auf der sicheren Seite. Das Haus in der Obernstraße galt lange Zeit als so gut aufgestellt, dass es anders als ein gutes Drittel der zuletzt knapp 130 Warenhäuser des Unternehmens Galeria-Karstadt-Kaufhof von den geplanten Schließungen ausgenommen werden sollte. Am Montag die überraschende Wendung: Der Standort in Bremen steht nun doch vor dem Aus, wie der WESER-KURIER erfahren hat. Mit den Geschäften in der Filiale soll das weniger zu tun haben, sie laufen offenbar recht gut und bieten Chancen für einen Weiterbetrieb. Der Knackpunkt sind die unterschiedlichen Vorstellungen von Galeria-Karstadt-Kaufhof als Mieter und dem Bremer Unternehmer Kurt Zech als Vermieter.
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) bestätigt, dass der Bremer Standort auf der Kippe steht: "Karstadt hat mir gesagt, dass es nicht an den Umsätzen liegt." Bremen habe mit seiner Region nach Einschätzung des Unternehmens im Gegenteil nach wie vor das Potenzial für ein großes Warenhaus, berichtet die Senatorin aus den Gesprächen.
Radio Bremen meldet, dass es Streit über die Höhe der Miete gibt. Tatsächlich geht es wohl aber nur indirekt darum. Nach Informationen des WESER-KURIER möchte Karstadt in Bremen einen Teil seiner Verkaufsflächen loswerden, schafft das aber nicht so ohne Weiteres, weil der Mietvertrag noch ein paar Jahre Laufzeit hat. Gleichzeitig soll es um die Übernahme von Investitionskosten gehen. Die Zech-Stiftung, der das Karstadtgebäude mehrheitlich gehört, wollte dazu auf Anfrage nicht Stellung nehmen.
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Bremer Senat hofft auf Lösung des Konflikts
Vogt fordert die beteiligten Parteien zu weiteren Verhandlungen auf. Der Bremer Senat sei bereit, sich an diesen Gesprächen zu beteiligen. "Es gibt noch eine leichte Hoffnung", so die Senatorin.
Auch die Bremer Handelskammer-Bremen appelliert an alle Beteiligten, sich für den Erhalt des Karstadt-Standorts einzusetzen und möglichst rasch eine Lösung zu finden, die einen Fortbestand – gegebenenfalls auch in kleinerem Umfang – möglich mache, heißt es in einer Mitteilung. Die Bremer Filiale habe bisherigen Informationen zufolge immer als eines der umsatzstarken und wirtschaftlich tragfähigen Häuser im Konzernverbund gegolten. Ein Erhalt dieses Karstadt-Standorts sei für die Attraktivität des Einzelhandelsangebots und als Anziehungspunkt für Kunden in der Bremer Innenstadt sehr wichtig, so die Kammer.
Um 14 Uhr wurden an diesem Montag die Belegschaften aller Karstadt-Filialen über die Schließungspläne informiert. Am selben Tag kommt der Aufsichtsrat von Galeria-Karstadt-Kaufhof zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Entscheidend für den Fortgang des Unternehmens wird im Rahmen des Insolvenzverfahrens die Gläubigerversammlung am 27. März am Konzernsitz in Essen sein.