Brüssel. Im Urlaub online Landkarten studieren, nach Facebook-Freunden schauen oder skypen: All das kostet im Ausland viel Geld. Erstmals setzt die EU-Kommission der Telekombranche jetzt Preisobergrenzen für Datentransfer im EU-Ausland. Ab heute gelten in der Europäischen Union auch für grenzüberschreitende Telefonate und SMS neue Preisgrenzen. 2016 sollen die Auslands-Aufpreise abgeschafft sein.
Was ist Roaming überhaupt?
Das Wort Roaming steht in der Welt der Telekommunikation für die Möglichkeit, auch in ausländischen Mobilfunknetzen zu telefonieren. Die Anbieter verlangen dafür zusätzliche Gebühren, die sogenannten Roaming-Gebühren. Laut EU-Kommission entfallen rund vier Prozent des gesamten EU-Mobilfunkmarktes auf "Roaming", das entspricht fünf Milliarden Euro Umsatz.
Wie ist die Lage für Verbraucher derzeit?
Wer sein Handy im Ausland nutzt, muss mit hohen Zusatzkosten rechnen. "Die Leute haben es satt, böse Überraschungen zu erleben, wenn sie ihre Rechnung bekommen", sagt EU-Kommissarin Neelie Kroes. Sie beklagt, dass viele Verbraucher ihr Handy im Ausland abschalten, weil sie die Kostenfalle fürchten.
Warum sind denn schon wieder neue Vorgaben nötig?
Seit Jahren versucht Brüssel, die Preise zu drücken. Seit 2007 gibt es Obergrenzen, die kontinuierlich sinken. Doch sie hatten lediglich zur Folge, dass die Anbieter knapp darunter blieben.
Was ändert sich ab heute?
Es gelten neue gesetzliche Obergrenzen, die nach EU-Angaben 75 Prozent niedriger als 2007 sind. Ein Anruf aus dem europäischen Ausland kostet maximal 29 statt 35 Cent pro Minute (ohne Mehrwertsteuer). Bis 2014 sinkt die Summe schrittweise auf 19 Cent. Für eine SMS dürfen nur noch neun Cent berechnet werden, bis 2014 nur noch sechs Cent. Für deutsche Kunden würde das Telefonieren dann 35 Cent pro Minute inklusive Steuer kosten und eine SMS maximal 11 Cent. Das Ziel lautet, dass bis 2016 im EU-Ausland die gleichen Tarife wie im Inland gelten.
Was ist neu beim Surfen im Ausland?
Ab 1. Juli dürfen Anbieter maximal 70 Cent vor Steuern pro Megabyte Datenvolumen verlangen, ab Juli 2014 maximal 20 Cent. Heutzutage sind es oft bis zu vier Euro.
Was kritisieren Verbraucherschützer?
Der europäische Verband für Verbraucherschutz Beuc findet, dass die Preisgrenzen nicht ausreichen. Das Internet-Surfen im EU-Ausland sei immer noch zu teuer. "Auch mit diesen Grenzen kann das Herunterladen von einem Gigabyte Daten noch 700 Euro kosten", sagt Beuc-Generaldirektorin Monique Goyens.
Wie können Handynutzer im Urlaub und auf Geschäftsreise noch sparen?
Verbraucherschützer raten, die Handy-Mailbox vor der Reise ins Ausland auszuschalten oder im Urlaub nicht abzuhören, um Kosten zu sparen. Wer in der Nähe der deutschen Grenze Urlaub macht, kann prüfen, ob er ins deutsche Handynetz wechseln kann. Bei Smartphones sollte der Besitzer einige Funktionen ausschalten. Viele Firmen bieten Pakete fürs Ausland an.
Was hält die Telekom-Branche davon?
Wenig. Sie bemängelt, dass die EU den Unternehmen die Gewinne abgräbt. Der deutsche Branchenverband VATM nennt Vorgaben für Endkundenpreise "ordnungspolitisch verfehlt". Nach Ansicht der Branche könnten die Regeln den Verbrauchern schaden, weil Geld für Investitionen in den Ausbau der Netze fehle. Für das schnelle Internet seien in der EU 220 Milliarden Euro Investitionen nötig. Die Telekom kritisiert, dass die Politik die Antwort auf die Frage schuldig bleibe, woher das Geld für Investitionen kommen solle.