Für viele Bremer gehört sie längst dazu, und auch bei den Unternehmen der Hansestadt ist die Mülltrennung häufig fest in den Arbeitsabläufen verankert. Dennoch wird zum 1. August die Abfallverordnung für Gewerbetreibende noch einmal reformiert. Viele Abfälle müssen dann getrennt gesammelt werden.
Es müssen künftig nunmehr neben Papier, Pappen, Karton, Kunststoffen, Glas und Metallen auch Holz, Textilien und sämtliche Bioabfälle getrennt erfasst werden. Hintergrund der gesetzlichen Neuordnung ist eine Vorgabe der Europäischen Union mit dem Ziel, dass künftig noch mehr Abfälle recycelt werden sollen. Demnach sollen mindestens 90 Prozent des Mülls getrennt gesammelt werden, nur die übrigen zehn Prozent dürften laut Verordnung als Gemisch in die energetische Verwertung gehen, also verbrannt werden. Diese Vorgabe gilt für alle Betriebe – unabhängig davon, ob es sich um ein produzierendes Gewerbe handelt oder ein Dienstleistungsunternehmen. Je nach Menge und Art des Abfallaufkommens sind sie jedoch mal mehr und mal weniger von der Neuerung betroffen.
Bußgelder bis zu 100.000 Euro drohen
Ausnahmen gelten jedoch für Firmen, bei denen die getrennte Müllsammlung technisch nicht möglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Das ist etwa dann der Fall, wenn nicht genug Platz für die verschiedenen Abfallbehälter vorhanden ist beziehungsweise die Kosten für die getrennte Sammlung nicht im Verhältnis zu den Kosten für eine gemischte Sammlung und eine anschließende Vorbehandlung stehen. Unternehmen brauchen allerdings einen Nachweis, um die Ausnahmen in Anspruch nehmen zu können. Sollten sie sich nicht an die neue Verordnung halten, droht ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro.

Ab August müssen auch Holz, Textilien und sämtliche Bioabfälle getrennt erfasst werden.
Im Bremer Umweltressort begrüßt man die Novellierung der Abfallverordnung. Einerseits, weil so nun die Anpassung an das EU-Recht erfolge, andererseits aber auch, weil dadurch mehr Wert auf das Recycling gelegt werde, was wiederum Ressourcen schone, sagt Sprecher Jens Tittmann.
Für viele Bremer Gewerbetreibenden heißt das nun: Sie müssen genau prüfen, wie weit sie schon mit ihrer Abfalltrennung sind – und eventuell nachbessern. Auf einem guten Weg sieht sich bereits die Fun Factory im Hohentorshafen. Als einer der größten Hersteller von Sexspielzeug in Europa achte man schon seit langer Zeit auf den ökologischen Fußabdruck, sagt eine Sprecherin. In dem Unternehmen fielen hauptsächlich viel Pappe und Karton an, aber auch Kunststoff, vor allem in Form von Silikonresten, sei dabei. „Wir trennen schon seit langer Zeit unseren Abfall genau“, sagt die Sprecherin. Daher müsse man die Arbeitsabläufe durch die neue Verordnung auch nicht verändern – wohl aber die Dokumentation. Denn jedes Unternehmen muss sich die Quote des getrennt gesammelten Abfalls durch einen Sachverständigen bestätigen lassen.
Mehr als nur ein Müllcontainer am Bau
Ähnlich gut aufgestellt sieht sich auch die Dachdeckerfirma Friedrich Schmidt aus der Neustadt. Das 1906 gegründete Unternehmen trennt nach eigenen Angaben auch schon jetzt die verschiedenen Abfallsorten. „Wir haben Container für Kunststoffe und Folien, Holz und Papier, die regelmäßig abgeholt werden“, sagt eine Sprecherin. Einen Container für Mischschutt, der auf vielen Baustellen anfalle, bringe man regelmäßig zur Deponie. Für das Unternehmen ist die Mülltrennung nicht nur aus Umweltaspekten wichtig, sondern auch eine Kostenfrage. Die verschiedenen Abfallarten zu trennen, sei wesentlich günstiger, als alles zusammen zu entsorgen, so die Sprecherin.
Wie Unternehmen künftig ihren Abfall trennen, ohne gegen die neue Verordnung zu verstoßen, darüber wollen Handelskammer und Handwerkskammer in Veranstaltungen bald informieren und so die wichtigsten Fragen beantworten. Auch Entsorgungsunternehmen in der Hansestadt stehen bereits in Kontakt mit ihren Kunden. „Die Umsetzung der neuen Gewerbeabfallverordnung ist für Unternehmen mit einem organisatorischen und bürokratischen Aufwand verbunden. Dafür sind gegebenenfalls neue Konzepte erforderlich“, sagt Kathrin Witte, Hauptbereichsleitung Vertrieb bei Nehlsen. Der Entsorger arbeite unter anderen mit Sachverständigen zusammen und organisiere das Behältermanagement.