Im Abgasskandal sieht sich der Daimler-Konzern neuen Vorwürfen ausgesetzt. Wie die Wochenzeitung „Zeit“ unter Berufung auf Behördenkreise berichtet, soll bei mehreren Mercedes-Modellen nicht genug Harnstofflösung, das sogenannte Adblue, zur Abgasreinigung eingespritzt werden. Betroffen seien der Transporter Vito und die C-Klasse. Letztere wird auch im Werk Bremen produziert, das für dieses Modell sogar das globale Fertigungsnetz steuert.
Zuvor hatte bereits das Kraftfahrtbundesamt den Rückruf von weltweit rund 5000 Vito-Transportern gefordert. Die Behörde wirft Daimler vor, unzulässige Abschalteinrichtungen eingebaut zu haben. Daimler hatte Widerspruch angekündigt. Laut „Zeit“ könnten insgesamt bis zu 900 000 Fahrzeuge betroffen sein. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche Ende Mai eine Frist von zwei Wochen gesetzt, um die Vorwürfe zu klären.
Eine weitere unerfreuliche Nachricht für die deutschen Autobauer kommt aus Kalifornien: Der US-Elektroautohersteller Tesla liegt nach eigenen Angaben im Mai mit den Verkaufszahlen des Model 3 erstmals vor den Konkurrenten Mercedes C-Klasse, Audi A 4 und BMW 3. Das zeigt eine Grafik, die Tesla über den Kurznachrichtendienst Twitter versandte. Mercedes muss sich demnach mit dem zweiten Platz begnügen.
Tesla selbst gibt für sein Mittelklasse-Modell keine genauen Monatszahlen bekannt. Angaben der Konkurrenz sollen der Berechnung zugrunde liegen. Der Hersteller des US-Milliardärs Elon Musk hat derzeit mit Produktionsproblemen zu kämpfen. Gegenüber Investoren räumte Musk bei der Hauptversammlung am Dienstag die Schwierigkeiten ein: „Wir haben viele Fehler bei der Model-3-Produktion gemacht.“ Wahrscheinlich werde Tesla aber bis Juni das schon für Ende 2017 angepeilte Produktionsziel von 5000 Autos pro Woche erreichen. Aktuell fertigt Tesla wöchentlich 3500 Fahrzeuge seines Model 3.
Dämpfer auf dem deutschen Heimatmarkt
Bei Daimler hat sich der Zuwachs der Verkäufe im Mai etwas abgeschwächt. Die Stammmarke Mercedes-Benz lieferte insgesamt 198 187 Fahrzeuge an die Kunden aus. Das sind 2,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Dies teilte der Dax-Konzern am Mittwoch mit. Im bisherigen Jahresverlauf liegt das Wachstum bei 5,4 Prozent. Noch nie haben die Stuttgarter im Mai so viele Autos der Marke Mercedes verkauft wie im vergangenen Monat.
Zuletzt gab es einen Dämpfer auf dem deutschen Heimatmarkt, das starke China-Geschäft hält Daimler aber weiter auf Kurs. Die Oberklasse-Rivalen BMW und Audi legen ihre Zahlen noch vor. Bei der Kleinwagenmarke Smart ging der Absatz im Mai zurück. Die Pkw-Sparte liegt damit insgesamt 1,9 Prozent im Plus. Smart hat seit Längerem eine Durststrecke, dieses Jahr gingen die Verkäufe bisher um 8,5 Prozent zurück. Die Marke wird zum reinen Elektroanbieter umgebaut. Das neue Mercedes-Elektromodell EQC soll nach einem Bericht des „Handelsblatt“ frühestens Mitte 2019 auf den Markt kommen. Tesla will den Verkauf seines Model 3 in Europa und Asien im ersten Halbjahr 2019 starten.