Geht es um den Bau von Satelliten oder anderen Hightech-Komponenten für die Raumfahrt, dann ist daran häufig der Bremer Hauptsitz oder der zweite große Standort der OHB System AG in Deutschland in Oberpfaffenhofen beteiligt. Die Dependance bei München erhält in diesem Fall die Nominierung für einen renommierten Preis – allerdings in einer Kategorie, die außerhalb des Kerngeschäftes Raumfahrt liegt: OHB hat eine Technik entwickelt, die seit Jahren dabei hilft, dass die Züge der Deutschen Bahn (DB) auf dem gesamten Streckennetz den Strom bekommen, den sie benötigen.
Dafür wurde die OHB System AG für das DB-Lieferantenprädikat in der Kategorie Infrastruktur nominiert. Mit diesem Preis werden auf der Innotrans – die weltweite Leitmesse für Verkehrstechnik findet vom 18. bis 21. September in Berlin statt – die besten Lieferanten des Bahn-Konzerns ausgezeichnet.Damit honoriert die Deutsche Bahn Unternehmen, die sich im Wettbewerb in ihrem Marktsegment durchgesetzt haben.
Dass die OHB System AG seit nunmehr 45 Jahren im Bereich Prozessleittechnik (PCS) für die Überwachung und Steuerung der sogenannten elektrischen Traktionsenergieversorgung für die Züge sorgt und damit länger, als es das Bremer Unternehmen überhaupt gibt, hat einen einfachen Grund: Dieses Geschäftsfeld ist auf die Tätigkeit des Münchener Unternehmens Erwin Kayser-Threde zurückzuführen.
Und dieses Unternehmen, das genauso wie OHB hauptsächlich im Satellitengeschäft tätig und hinter Airbus Defence and Space und OHB die Nummer drei in diesem Segment in Deutschland war, fusionierte 2014 unter dem europäischen Mutterkonzern OHB SE zum Technologieanbieter OHB System AG.
„Wir sind sehr stolz, dass unsere langjährige Arbeit mit dieser Nominierung eine besondere Bedeutung bekommt. In der Kategorie Infrastruktur sind nur drei von rund 4000 Firmen nominiert“, sagt Siegfried Melzer, Direktor Prozessleittechnik bei der OHB System AG. „Unser 38-köpfiges Team der Industriesparte PCS beliefert von Oberpfaffenhofen aus die Deutsche Bahn und trägt damit zum reibungslosen Bahnbetrieb bei.“
Systeme von verschiedenen Herstellern
Durch Automatisierung und Digitalisierung habe OHB die Zuverlässigkeit der Versorgung in den vergangenen Jahren stetig verbessern können. Denn an die Verfügbarkeit des engmaschigen Oberleitungsnetzes würden aufgrund der hohen Frequentierung durch Züge immer höhere Anforderungen gestellt. „PCS hat sich auf die Automatisierung der Bahnstromversorgung spezialisiert. Die hierfür benötigten Systeme werden von uns entwickelt, gefertigt, installiert und über den kompletten Lebenszyklus hinweg gewartet.“
Durch die technologische Weiterentwicklung in der Sekundärtechnik will OHB in Zukunft verstärkt die anspruchsvolle Aufgabe des Systemintegrators wahrnehmen. Es gebe inzwischen Systeme von verschiedenen Herstellern, die insgesamt in der Kette der Energieübertragung vom Umspannwerk bis hin zur Oberleitung zum Einsatz kämen, sagt Melzer.
Internationale Normen sollen dabei für eine Harmonisierung sorgen, dennoch gebe es immer wieder Probleme, wenn Systeme unterschiedlicher Hersteller miteinander harmonieren sollen. „Damit das problemlos funktioniert, wollen wir als Systemintegrator künftig für die passende Kommunikation zwischen den Systemen sorgen“, erläutert Melzer.
PCS ist aber nicht die einzige Industriesparte, in der OHB in der Raumfahrttechnik aktiv ist: So hat OHB etwa ein Gerät für die Logistik zur Überwachung von Containern entwickelt und 2015 die OHB Logistics Solutions GmbH gegründet. Außerdem wurde schon 1993 die OHB Teledata GmbH ins Leben gerufen, die sich auf Telematiksysteme spezialisierte.
So wurden unter anderem für den Nutzfahrzeughersteller MAN 70 000 Bordcomputer entwickelt und gefertigt. Auch in der Schifffahrt war OHB tätig. In den 90er-Jahren wurden für die Senator-Linie die ersten Datengeräte für deren Computer entwickelt. Es ging dabei ums Thema Sicherheit.