Polizeiabsperrband bei Lidl in Bremen-Huchting – ist es der Drehbeginn für den neuen Bremer „Tatort“? Nein, der Discounter hatte nach über zwei Jahren Pause in Bremen wieder einen Verkauf seiner Restposten angesetzt. Aktionsware, die in den Filialen der Region nicht verkauft wurde, gibt es hier meist zum halben Preis. Das hatte sich anscheinend herumgesprochen, wie der Ablauf am Morgen des ersten Tags zeigte.
8.45 Uhr: 15 Minuten vor Öffnung, geht eine etwa 70 Meter lange Schlange vom Eingang ums Eck quer über den Parkplatz. Der Sicherheitsmitarbeiter lässt nur Menschen mit Einkaufswagen rein.
9.05 Uhr: Ein Mann ganz am Ende der Schlange beschwert sich. Er ist der Meinung, dass sich am Eingang zu viele andere Leute vordrängelten. Es fehlen Drängelgitter, die etwas Ordnung in die Schlange bringen können.
9.20 Uhr: Pro Minute Öffnungszeit sind die wartenden Kunden etwa einen Meter weiter nach vorn gekommen.
Fünf Küchenmaschinen im Einkaufswagen
9.35 Uhr: Die Polizei ist gerufen worden. Eine Streife schaut sich die Situation an, nun ist Improvisationstalent gefragt. Die Beamten greifen zum Absperrband und basteln mithilfe von fünf übereinander gestapelten Plastikpaletten eine gut zehn Meter lange Begrenzung, hinter der sich das wartende Publikum ordentlich in Reihe stellen soll. Die Versuche des Sicherheitsmitarbeiters, dass alle aus der Schlange mindestens fünf Meter zurückgehen sollen, sind nicht von Erfolg gekrönt. Die Ersten gehen nach Hause. Andere kommen mit gefüllten Einkaufswagen raus. Einer hat fünf Küchenmaschinen geladen; ein Mann, der draußen wartet, fragt, ob er ihm eine abkaufen könnte.
10.45 Uhr: Wer sich um 8.45 Uhr angestellt hat, kommt jetzt rein. Hier gibt es unter anderem leichte Handgepäckkoffer mit Rollen für 15 Euro, Fahrradtaschen für fünf Euro und Meisenknödel im Sechser-Pack für 50 Cent. Als beliebter Artikel entpuppt sich an diesem Morgen auch die dünne Plastikplatte, die man auf den Boden legt, damit die Rollen vom Schreibtischstuhl keine Kratzer machen. So geräumig war es noch nie bei diesem Sonderverkauf. Vor der Pandemie waren so viele Menschen vor den Wühlständern, dass man kaum durchkam. Doch an der Kassenschlange knubbelt es sich wieder, und es ist Warten angesagt.
11.30 Uhr: Eine Kundin ist kurz davor, aus dem Laden zu fliegen. Sie hat sich beschwert, weil beinahe eine ihrer drei Flaschen Prosecco vom Kassenband gefallen wäre. Mit der Ermahnung der Kassiererin scheint sie nicht einverstanden gewesen zu sein und antwortet: „Machen Sie gefälligst das, wofür sie hier sind: Kassieren!“
11.45 Uhr: Drei Stunden später geht es mit dem Einkaufswagen wieder raus – unter anderem mit vier Paketen Meisenknödeln für jeweils 50 Cent, einer Flasche italienischem Bardolino-Rotwein für einen Euro und einer Steckdosenleiste mit acht Steckern und Sicherungsschutz für fünf Euro. Die Sicherheitskraft und die Lidl-Beschäftigten werden nach zwei Tagen Schnäppchen-Verkauf wissen, was sie geleistet haben.
Da Lidl bereits auch in anderen Städten einen solchen Sonderverkauf angesetzt hat, wird dieser wohl wieder regelmäßig stattfinden. Netto hatte bisher in der Bremer Neustadt in der Gottfried-Menken-Straße einen Sonderverkauf, der jede Woche von Donnerstag bis Sonnabend geöffnet hatte. Der ist aber geschlossen, weil laut Netto der Mietvertrag auslief. Ein neuer Standort sei nicht geplant.