Ein Beck's vom Fass wird voraussichtlich ab September mehr kosten: In der Branche rechnet man zwischen 20 und 50 Cent pro Glas, wie der Branchendienst Getränke-News berichtet. Demnach will die Brauerei von den Großhändlern pro Hektoliter 20 Euro mehr verlangen, was diese wiederum an die Gastronomie weitergeben werden.
Dies gelte für alle Marken von AB-Inbev Deutschland, zu denen Franziskaner, Löwenbräu und Spaten gehören. Die Preiserhöhung kommt genau zu dem Zeitpunkt, wenn in München das Oktoberfest aufgebaut wird. Allein in den 16 Tagen beim größten Volksfest der Welt setzte der Konzern 25.000 Hektoliter um. Nach zwei Jahren ohne Oktoberfest ist davon auszugehen, dass man in diesem Jahr noch mehr Bier verkaufen wird. Grundsätzlich ist man bei Beck's froh, dass in diesem Jahr die Volksfeste und Festivals endlich wieder zurück sind.
Festivals bringen Umsatz
Beim "Hurricane-Festival" in Scheeßel und beim "Southside-Festival" in Baden-Württemberg waren an einem Wochenende 140.000 Besucher. Der Sprecher von AB-Inbev Deutschland, Fried Allers, sagt: "In Deutschland haben wir viele neue Festivals dazu gewonnen. Der Trend ist höchst positiv: So planen wir in diesem Jahr mit gut 2300 Events und Veranstaltungen, darunter viele Vereinsfeste, aber auch große attraktive Konzerte wie Die Toten Hosen und die Die Ärzte."
Mit Blick darauf, was im zweiten Halbjahr noch an Veranstaltungen kommt, kann AB-Inbev Deutschland schon jetzt bestimmte Hektoliterumsätze fest einplanen. Das scheint auch gut zu sein für die deutsche Tochter des weltgrößten Brauerei-Konzerns. Denn Allers sagt, dass Gastronomie und auch der Einzelhandel im ersten Halbjahr äußerst herausfordernd waren: "Der Kostendruck auf die gesamte Branche - und natürlich auf uns - ist nun einmal deutlich spürbar."
88 Prozent mehr durch Gastronomie
Das zeigt sich auch an den Zahlen bei Beck's. AB-Inbev selbst veröffentlicht immer nur Zahlen für ganz Europa. Aber nach Angaben des Fachmagazins "Inside" hat die Bremer Brauerei von Januar bis Juni 12.000 Hektoliter verloren, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt bedeutet dies ein Prozent weniger, doch dafür stieg die Menge in der Gastronomie um 88 Prozent.
Andere Premiummarken wie zum Beispiel Veltins konnten dagegen im ersten Halbjahr mit einem Ausstoßwachstum von mehr als zehn Prozent zulegen. "Inside" begründet dies damit, dass AB-Inbev den Handel noch im alten Jahr dazu ermutigte, sich die Lager mit Kistenbier vollzustellen, um so die Absatzziele für 2021 zu erreichen. "Teilweise wurden eigens Flächen angemietet", schreibt das Fachmagazin. Das habe den Getränkegroßhändlern und dem Handel bis März gereicht. Erst danach musste man nachbestellen.
Preiskampf in den Supermärkten
In den Supermärkten tobt weiterhin der Preiskampf der großen Brauereien trotz der gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe - und Beck's tobt weiter mit. Denn die geplante Preiserhöhung gelte nur für Großhandel und Gastronomie, im Einzelhandel solle alles so bleiben wie bisher. Damit werden Verbraucher den Unterschied zwischen Fassbier in der Kneipe und Flaschenbier aus der Kiste bei den gängigen Handelsketten noch mehr spüren.
Laut AB-Inbev-Sprecher Allers setzt sich der Erfolg der Sorte Beck's Unfiltered vom vergangenen Jahr fort, worauf das Unternehmen stolz sei. Das Bier wurde im Frühjahr in den italienischen Markt eingeführt. Für den Konzern geht es in Deutschland aber auch darum, die weltweiten Premiummarken zu verkaufen. Einer der Umsatzbringer in Deutschland ist das Corona Extra. Laut "Inside" gab es hier im ersten Halbjahr einen Zuwachs von 84 Prozent. Die verkauften Hektoliter bewegen sich in Richtung 300.000. Gleichzeitig wurde außerdem ein alkoholfreies Corona eingeführt.
3,8 Prozent Zuwachs für deutsche Brauereien
Die amtliche Statistik vom Montag zeigt: Brauereien und Bierlager haben in den ersten sechs Monaten rund 4,3 Milliarden Liter Bier abgesetzt. Das waren trotz des Omikron-Lockdowns für Clubs und Diskotheken sowie der Beschränkungen in der Gastronomie 3,8 Prozent mehr als in der ersten Hälfte des Vorjahres, aber auch immer noch 5,5 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019.
In den ersten sechs Monaten wurden allein im Inland 3,6 Milliarden Liter Bier und damit sogar 6,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum verkauft. Die Exporte in die EU verzeichneten ein Plus von 6,6 Prozent, während die Ausfuhren in die Staaten außerhalb der Gemeinschaft um 19,1 Prozent zurückgingen.
Brauer-Bund schlägt Alarm
Der Deutsche Brauer-Bund schlägt dennoch Alarm, weil es trotz moderner Technik nahezu unmöglich sei, bei der Bier-Produktion Gas als wichtigsten Energieträger zu ersetzen. Brauereien tun im Grunde nichts anderes, als jeden Tag große Mengen Flüssigkeit zu erhitzen und dann wieder abzukühlen. Man sei nach der Chemie die Branche mit dem zweithöchsten Energieverbrauch, klagt Brauer-Bund-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Die Folgen seien absehbar: „Immer mehr mittelständische Betriebe gehen in die Knie, Lieferketten stehen vor dem Kollaps.“ Mit der Konzernmutter im Hintergrund wird zumindest Beck's nicht dazu gehören.