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Made in Bremen Omnilab aus Bremen ist einer der führenden Laborausrüster

Omnilab ist eine Branchengröße: Das Bremer Unternehmen versorgt verschiedenste Labore mit dem richtigen Zubehör. Wegen der Lieferkettenprobleme gibt es hier einen neuen Ansatz.
12.06.2022, 00:00 Uhr
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Von York Schaefer

Im Laufe der Corona-Pandemie sind Labore und medizintechnische Unternehmen, die Masken, Tests oder Impfstoffe herstellen oder vertreiben, zunehmend in den öffentlichen Fokus gerückt. Auch ein Laborhändler wie das Bremer Unternehmen Omnilab hat auf Corona reagiert und unter anderem den Vertrieb von Masken in sein Produktportfolio aufgenommen. „Das ist aber nicht unser Hauptgeschäft, sondern die Versorgung von chemischen und biologischen Laboren aus Industrie und Forschung“, betont Geschäftsführer Joachim Jürgens, der das Familienunternehmen zusammen mit Co-Geschäftsführer Nils Herrmann in dritter Generation leitet.

Besuch in der Firmenzentrale im Bremer Technologiepark: Die funktionale Atmosphäre des Bürogebäudes wird ausgeschmückt durch die farbsatten Gemälde der Bremer Künstlerin Gisela Winter. Über eine edle Glastreppe in mattem Grün geht es in einen großen, rundum verglasten Konferenzraum im dritten Stock. 

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In der Ecke steht wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten ein kleiner antiker Schreibtisch. „An dem hat mein Großvater Hinrich Jürgens das Unternehmen als Labor- und Medizinfachhandel 1935 gegründet“, berichtet Joachim Jürgens, 51 Jahre alt, Diplomkaufmann, seit 22 Jahren im Unternehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg trennten sich die Wege der beiden Teilhaber, Hinrich Jürgens übernahm den Laborpart. 1967 stieg Horst Jürgens in zweiter Generation in die Firma ein. Im Jahr 2000 benannte man sich in Omnilab um und unterhält heute vier Standorte in Deutschland sowie Tochterfirmen im europäischen Ausland mit insgesamt 144 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 

Omnilab – ein Name, der den Anspruch des Unternehmens als umfassender Vollversorger verdeutlichen soll. Zu den Produkten gehören Geräte wie Reagenzgläser oder Laborschalen, Verbrauchsmaterial wie Pipettenspitzen und Chemikalien wie Salzsäuren oder Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Auch Projektaufträge wie die Planung komplett neuer Labore übernimmt Omnilab. Zu den Kunden zählen Unternehmen aus der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie, aus der Automotive- und Raumfahrtbranche sowie große Forschungsinstitute und Universitäten. „Wir sind kein Krankenhausausstatter“, sagt Joachim Jürgens. 

Im Bereich Automotive etwa beliefert Omnilab große Hersteller mit Materialien für Qualitätstests. „Zum Beispiel um zu testen, ob der Lack keine Schäden oder Blasen aufweist oder auch für Geruchstests“, berichtet Geschäftsführer Nils Herrmann, ebenfalls Diplomkaufmann, früher im diplomatischen Dienst und „sozialisierter Soldat“, wie er sagt.   

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Omnilab versteht sich als Anbieter im Premium-Segment, der ausschließlich Originalmarken von Zulieferern aus Deutschland, Europa und den USA vertreibt. „Bei Corona zum Beispiel sind viele Unternehmen mit Tests und Masken auf den Markt gekommen, die nicht ausreichend zertifiziert waren“, berichtet Herrmann. „Davon haben wir Abstand genommen.“

So sei man bei der Beschaffung von FFP2-Masken schließlich bei einem Hersteller aus dem Großraum Osnabrück gelandet. „Wenn wir unseren Kunden Ware anbieten, möchten wir auch wissen, was für Ware das ist“, sagt Jürgens. 

Der Markt für Laborfachhändler in Deutschland ist heiß umkämpft. Es gibt viele kleine Anbieter, ansonsten bestimmen zwei multinationale Konzerne sowie einige Mittelständler den Markt. Omnilab zählt sich zu den Top drei mit inzwischen flächendeckender Präsenz in Deutschland. „Wir haben Konzernkunden, die wir an bis zu 60 Standorten betreuen“, sagt Joachim Jürgens. 600 Pakete plus Dutzende Paletten verlassen täglich das Unternehmen. 80 Prozent des Jahresumsatzes von etwa 70 Millionen Euro mache man in Deutschland, den Rest hauptsächlich in Europa. 

Eine große Herausforderung für Unternehmen wie Omnilab sind die derzeit brüchigen weltweiten Lieferketten. Bei bestimmten Produkten gebe es momentan Lieferzeiten von bis zu sieben Monaten, berichten die beiden Geschäftsführer. Produkte, die zum Beispiel auch im Zusammenhang mit der Herstellung von Impfstoffen gebraucht werden. Oder Produkte, in denen Öl als Rohstoff verarbeitet ist. Auch mit den Preisen der etwa 250 Lieferanten, mit denen Omnilab  monatlich zu tun hat, ließe sich momentan schwer kalkulieren. „Auf dieser Basis ist es schwierig, ein Unternehmen zu steuern“, sagt Nils Herrmann.

Um dem entgegenzuwirken, hat das Unternehmen die Idee des Omnilab-Depots entwickelt. Grob erklärt heißt das, dass die Ware kundenbezogen beschafft und für einen längeren Zeitraum eingelagert wird. Herrmann: „Wir wissen ja, was unsere Kunden kurz-, mittel- und auch langfristig brauchen. So haben wir als Händler dann eine ganz andere Position gegenüber unseren Lieferanten.“   

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Zumal das Lieferkettenthema auch eine Frage des Transportraumes ist. Allein in der Deutschen Bucht warteten in den vergangenen Tagen etwa ein Dutzend große Containerschiffe darauf, Hamburg oder Bremerhaven anlaufen zu können. Vor Rotterdam und Antwerpen ist die Lage laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft noch schwieriger. „Und wenn die Ware in Deutschland ist, muss sie noch auf den Lkw. Durch den Krieg in der Ukraine fehlen uns aber in Europa 100.000 Kraftfahrer“, gibt Herrmann zu bedenken. „Mit unserer Depot-Lösung wollen wir deswegen in längeren Horizonten denken. “

Vielleicht ist das gar keine schlechte Idee: in der ansonsten von der Just-in-Time-Ideologie und Schnelllebigkeit getriebenen Logistikbranche einfach mal antizyklisch und langfristiger zu wirtschaften.

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