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Made in Bremen Stand-up-Padd­ling-Verleih am Werdersee: "Ins Blaue" eröffnet Saison

Beim Aufbau von "Ins Blaue" musste Gründerin Tessa Heyde immer wieder in sich reinfühlen, wie sich das Unternehmen weiter entwickeln soll. Heute hat sich ihr Stand-up-Padd­ling-Verleih am Werdersee etabliert.
06.06.2022, 00:00 Uhr
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Von Sophia Allenstein

Ein wenig versteckt liegt das Gelände von "Ins Blaue", in zweiter Reihe hinter dem Werderseestrand. In einem blauen Frachtcontainer stapeln sich Stand-up-Paddelboards bis zur Decke, aus einem Lautsprecher tönt Beachbar-Musik. Noch wälzen sich schwere graue Wolken am Bremer Himmel. "Wir hatten auch schon Sommer, die früher gestartet sind", sagt Tessa Heyde, die Mitgründerin von "Ins Blaue". Wetter hin oder her: Seit dem ersten Juni hat "Ins Blaue" wieder täglich geöffnet, verleiht aufblasbare Boards an Einsteiger und Fortgeschrittene und gibt Kurse.

„Anders als andere Wassersportarten, die viel mit Kraft oder Adrenalin verbunden werden, hat Stand-up-Padd­ling (SUP) eine geringe Einstiegsschwelle“, erklärt Tessa Heyde. Stehend auf dem Board balancieren und paddeln – damit könnten sich auch Wassersportunerfahrene und weniger sportliche Menschen anfreunden. Auf die Loslösung vom sportlichen Leistungsgedanken deutet auch die Firmenphilosophie von „Ins Blaue“ hin: „Draußen und glücklich, und das am liebsten gemeinsam“. Trotzdem kann Stand-up-Padd­ling auch mehr als ein Spiel-und-Spaß-Sport sein, sagt Heyde. „Wenn man das Paddeln richtig lernt, kann man auf dem Fluss fahren, Wellen reiten, in Rennen um Bojen oder Long-Distance fahren“, führt die 36-Jährige die Facetten des Sports aus. „Was auch immer mehr kommt, ist SUP-Wandern. Dass man sein Gepäck mitnimmt, sein Zelt mitnimmt, Flüsse befährt und übernachtet.“

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Zugegeben: Auch Heyde musste anfangs erst von dem Sport überzeugt werden. Sie wohnte auf Sylt, war Wellenreiten gewohnt. "Bei Stand-up-Paddling dachte ich: Braucht das die Menschheit? Noch einen neuen Sport auf dem Wasser?" Mit dem Umzug in die Stadt Bremen kam das Umdenken, weil es hier schweres Equipment für Outdoor-Wassersportarten brauchte. 15 bis 30 Kilo schleppen für eine Kanutour kam für Heyde nicht infrage. Nur mit einem aufblasbarem Board und Paddel ist sie dagegen heute schnell in der Natur, auch in der Stadt. Auf Wümme und Ochtum lernte Heyde Bremen von einer anderen Seite kennen.

Heyde – blaue Mütze, grauer Sweater und breites Lächeln – begleitet "Ins Blaue" schon von Anfang an. 2013 kommt ihr mit einigen Freunden die Idee, aus dem Hobby ein größeres Projekt zu machen. Sie fangen klein an, kaufen sich ein Dutzend Boards, machen in Österreich eine Ausbildung als SUP-Instructor, um ihr Wissen an andere weitergeben zu können und verleihen die Boards anfangs aus einem Keller der städtischen Galerie heraus. Dass das Interesse am Stand-up-Paddling groß ist, merkte das Team, als es anfing, Kurse zu geben und Flyer zu drucken.

"Aber da das Ganze in nördlichen Regionen eher ein Saisongeschäft ist, wollten wir etwas, was das Projekt ganzjährig trägt", sagt die Gründerin. 2016 eröffnen sie das Café "Ins Blaue" in Peterswerder, bei einem Kaffee sollen sich Menschen dort über ihre Outdoor-Abenteuer unterhalten können. "Bei Start-ups ist es so: Man muss gucken, was kommt, reagieren, in sich reinfühlen. Was macht eigentlich Spaß, wo wollte man eigentlich hin?" Mit dem Café entwickelte sich das Projekt allerdings in eine Richtung, die Heyde weniger gefiel. "Ich habe gemerkt, dass so ein Café ganz schön viel Arbeit ist", sagt sie und lacht. Die Energie und Zeit, die Heyde damals in die Gastronomie steckte, fehlte ihr für das eigentliche Projekt: den Outdoor-Sport. Heyde zog Konsequenzen: "Ins Blaue" gab das Café auf und zog um.

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Seit vier Jahren sitzt "Ins Blaue" nun am Werdersee, und das Paddling nimmt wieder genügend Raum ein. Geübte Paddler können am Werdersee Yoga-Sessions auf dem Wasser buchen, einmal im Monat veranstaltet "Ins Blaue" Ausflüge ins Umland. Und Nachtaktive kommen beim Vollmond-Paddling auf ihre Kosten. Die Voraussetzung, auch für Eltern-Kind-Kurse, Einsteiger- und Kindergruppen: Die Teilnehmer müssen den Freischwimmer besitzen, also 20 Minuten frei im offenen Gewässer schwimmen können. Die Kursleiter von "Ins Blaue" haben selbst den Rettungsschwimmer und Erste-Hilfe-Kurse absolviert, damit sie im Notfall schnell eingreifen können. "Bisher ist aber auch noch nie etwas passiert", sagt Heyde "zum Glück".

Vom Saisonbetrieb zwischen Ostern und Oktober kann Heyde mittlerweile leben, sie führt das Unternehmen gemeinsam mit zwei anderen. Zum Saisonende verkauft das Team die gebrauchten Boards weiter, damit "Ins Blaue" immer auf neustem Material schulen kann. Geldsorgen hat "Ins Blaue" nicht, im vergangenen Jahr seien sie förmlich von Interessierten überrannt worden, sagt Heyde. Einen Wunsch für das laufende Jahr hat sie dennoch: "Hoffentlich wird der Sommer schön!" Wetterabhängig bleibt das Geschäft trotz des großen Interesses, und ins Wasser fallen macht nun mal an sonnigen, heißen Tagen mehr Spaß.

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