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Gemeinsam für die Häfen "Rivalität zwischen Bremen und Hamburg bitte nur auf dem Fußballplatz"

Bremens Häfen erhalten Millionen vom Bund. Christoph Ploß, Hamburger und Maritimer Koordinator der Bundesregierung, unterstützt das Vorhaben. Er betont, die Rivalität sollte nur beim Fußball bestehen.
06.09.2025, 13:01 Uhr
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Von Florian Schwiegershausen

Hamburger ist Christoph Ploß durch und durch – das konnten die gut 300 Gäste während seiner Rede am Freitagabend beim Bremer Kapitänstag im Rathaus schon allein an seinem Zungenschlag hören. Ein zentraler Satz daraus: "Auf dem Fußballplatz darf ruhig Rivalität zwischen Bremen und Hamburg sein." Aber außerhalb müssten die beiden Städte mit ihren Häfen an einem Strang ziehen.

Was er außerdem während seiner gut 20 Minuten langen Rede ohne einen einzigen Stichwortzettel sagte, schien den Zuhörern aus Bremens maritimer Wirtschaft, aus Politik und Wissenschaft gefallen zu haben. Denn der Applaus hinterher schien nicht nur ein reiner Freundlichkeitsapplaus zu sein. Ploß ist der frischgebackene Koordinator für Maritime Wirtschaft und Tourismus. Dieses Amt ist ans Bundeswirtschaftsministerium angedockt. In dieser Funktion sieht er, wie schlecht es um die Infrastruktur von Deutschlands Häfen steht. Aber Finanzhilfen für die Häfen im Land Bremen, die in seiner Heimatstadt und Deutschlands andere Hafenstandorte über die gut 38 Millionen Euro pro Jahr hinaus verbietet das Grundgesetz.

Millionen für Bremens Häfen aus Bundeswehr-Sondervermögen

Und so will er dabei versuchen, dennoch weitere Millionen nach Bremerhaven zu lotsen, ohne dass es da einen Verstoß gegen das Grundgesetz gibt. Dafür will er in der Bundesregierung werben – zum Beispiel aus dem Sondervermögen Bundeswehr, weil Bremerhaven auch für den Umschlag und die Versorgung von Deutschlands Truppe eine bedeutende Funktion hat. Auch kann es Millionen aus dem Klimafonds geben für Landstromanlagen und alle weiteren Projekte, die Deutschlands Klimawende nach vorn bringen. Gleichzeitig forciert Ploß den Bau der Autobahn A20, von denen die Häfen ebenso profitieren werden. Und Ploß betonte, dass er da ebenso mit dem Bremerhavener SPD-Bundestagsabgeordneten Uwe Schmidt an einem Strang ziehen würde. Der war am Abend unter den Gästen.

Bei diesen Worten hatte Ploß unter den Gästen auch Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) auf ihrer Seite. Gleich, als Ploß die Treppe im Bremer Rathaus in die erste Etage hochgelaufen war, zeigte Vogt ihm schnell den Senatssaal und gab dem Hamburger eine Schnelleinführung. Ploß als Gastredner saß auch beim Kapitänstag während des ganzen Abends neben Vogt. Dabei konnten die Gäste einen regen verbalen Austausch zwischen den beiden beobachten.

Ende 2026 soll es losgehen an Bremerhavens Kajen

Die Wirtschaftssenatorin weiß, wie schwierig es für Bremen allein wäre, die Ertüchtigung von Bremerhavens Stromkaje beim Containerterminal allein zu stemmen. Deshalb kann sie jeden Befürworter in Berlin bei der Bundesregierung brauchen, der weitere Millionen an die Weser lotst. Dennoch sind im Bremer Haushalt schon mal 20 Millionen Euro vorgesehen, damit Bremenports den Stahl bestellen kann. Ende 2026 soll es in Bremerhaven losgehen mit der Ertüchtigung der Kaimauern.

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Sie sprach am Abend noch vor dem Gastredner Ploß. Da machte sie deutlich, wie sie bei den regelmäßigen Treffen mit ihren Amtskollegen aus den anderen Bundesländern immer wieder betone, dass die Unternehmen aus Süddeutschland Bremerhaven für ihren Export nutzen – und damit unsere Häfen eben auch dazu beitragen, die Arbeitsplätze in ihren Bundesländern zu sichern. Beim Thema Verteidigung wies Vogt auf die Bedeutung von der sogenannten "ABC-Insel" in Bremerhaven hin für die Versorgung der Nato-Standorte. "Das betone ich auch übrigens auf den Parteitagen meiner Partei", sagte die Linken-Politikerin, womit sie sich in einigen Teilen ihrer Partei nicht nur Freunde mache. Ihre Rede und die von Ploß zeigten, dass zwischen diesen beiden Politikern in puncto Häfen absoluter Schulterschluss bestehe. Den gab es bei Vogt und Ploß auch bei der Freude darüber, dass es in der Bundesliga endlich wieder zum Nordderby zwischen Werden Bremen und dem HSV kommt.

Den Worten von Ploß nun Taten folgen lassen

Nun schauen die Gäste des Abends, wie auf Ploß Rede Taten folgen. "Es ist ihm zu wünschen, dass er das richtige Netzwerk dafür hat, um da etwas bewegen zu können", sagte einer der anwesenden Kapitäne am Tisch im Gespräch mit seinen Nachbarn. Ploß selbst als noch junger Politiker kann sich mit einem blinzelnden Auge sagen lassen, dass eine Gastrede auf dem Bremer Kapitänstag für sich selbst alles andere als von Nachteil sein könnte. Als Olaf Lies (SPD) im vergangenen Jahr die Gastrede hielt, war der Wilhelmshavener noch Niedersachsens Wirtschaftsminister – inzwischen ist er Niedersachsens Ministerpräsident. Schon jetzt stehen für Ploß übrigens einige Termine fest, die ihn wieder hier an die Weser führen werden.

Doch neben dem politischen Teil hat der Bremer Kapitänstag auch ebenso die lange Tradition des Spendensammelns. In diesem Jahr wurde zum einen für die Bremer Seemannsmission gesammelt, zum anderen für Bremens Hafenmuseum. Es kam die Rekordsumme von 29.860 Euro zusammen. "Angesichts dieses Ergebnisses muss man sich um die bremische Wirtschaft keine Sorgen machen", scherzte Patric Drewes positiv gestimmt bei der Bekanntgabe des Spendenergebnisses. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Drewes-Logistikgruppe ist Vorstandsmitglied der Bremischen Hafenvertretung (BHV).

Wer die Idee zum Bremer Kapitänstag hatte

Das Team der BHV um Geschäftsführerin Petra Lüdeke organisiert den Kapitänstag für den Bremer Senat. Dieser Tag wurde zum ersten Mal 1965 auf Initiative des damaligen Häfensenators Georg Borttscheller (FDP) gefeiert – sein Spitzname ist übrigens "Container-Schorse", weil in seine Amtszeit der Bau der ersten Kajen für ein Containerterminal fiel, geplant und gebaut innerhalb einer Rekordzeit von gut zwei Jahren.

Mit dem Kapitänstag will Bremen die Bedeutung der Schifffahrt für das kleine Bundesland würdigen und den Kapitänen und den Seeleuten, die mit ihrer Arbeit die Wirtschaft am Laufen halten. Traditionell wird zu Beginn mit viermaligen Läuten einer Schiffsglocke aller zu Ehren gedacht, die ihr Leben auf See verloren haben, "gleichgültig, ob Seeleute oder Flüchtlinge, gleichgültig woher sie kamen und wohin sie wollten". Kurz nach 23 Uhr wurde der Kapitänstag mit dem Singen von Deutschlands Nationalhymne beschlossen. Auch das ist Tradition. Neu war dieses Mal, dass die BHV den Text der dritten Strophe als Sonderedition in Postkartengröße gedruckt und auf jeden Platz verteilt hatte.

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