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Mitarbeiter gesucht Wie Bremer Rüstungsfirmen vom Bundeswehr-Sondervermögen profitieren

Bremen hat eine Tradition als Rüstungsstandort. Angesichts des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr suchen die Betriebe mehr als 200 Mitarbeiter - welche Fachkräfte gebraucht werden.
29.07.2022, 05:00 Uhr
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Wie Bremer Rüstungsfirmen vom Bundeswehr-Sondervermögen profitieren
Von Florian Schwiegershausen

Der Rheinmetall-Konzern geht davon aus, massiv von dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr zu profitieren, das der Bundestag im Juni beschlossen hatte. Nutznießer werde auch Rheinmetall Electronics in Hemelingen sein, so das Unternehmen. Am Bremer Standort wird die komplette Ausrüstung für Soldaten produziert: Helmkameras, Ortungsgeräte, integrierte Maschinenpistolen und modernste Digitaltechnik. Hinzu kommen Simulationen zur Ausbildung für Panzer und Schiffe.

"Offenheit zu Gesprächen"

Durch den Ukraine-Krieg habe sich vieles geändert, erklärt Pressesprecher Oliver Hofmann. Der Bremer Standort erhalte derzeit viele hochwertige Bewerbungen, „gerade im Bereich der Hochschulabsolventen“, so Hofmann und fügt an: "In den vergangenen Monaten lässt sich feststellen, dass uns von Bewerbern noch mehr Offenheit zu Gesprächen entgegengebracht wird. Einladungen zu Erstgesprächen haben einen sehr positiven Rücklauf.“

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Das war in dieser Branche in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Michael Ozegowski, Chef von Atlas Elektronik, hatte noch vor drei Jahren über die Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu gewinnen, gesagt: „Wir bieten interessante Arbeitsplätze in zukunftsweisenden Technologiefeldern und zahlen ein faires Gehalt. Was den einen oder anderen Bewerber vielleicht zögern lässt, ist das Thema Verteidigungsindustrie.“ Damals hatten viele Ingenieure und Softwarespezialisten eher andere Unternehmen als potenzielle Arbeitgeber auf ihrer Liste.

100 Beschäftigte von Atlas Elektronik gesucht

Insgesamt werden am Rüstungsstandort Bremen mehr als 200 Beschäftigte gesucht. Allein in  Sebaldsbrück, dem Stammsitz von Atlas Elektronik, werden 100 hoch qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Dort hat der Spezialist für Marinetechnik momentan knapp 1400 Beschäftigte, mit denen der Tochterunternehmen auf fünf Kontinenten sind es insgesamt 2900 Mitarbeiter. „Das bietet für Mitarbeiter, die hier in Bremen anfangen, durchaus Chancen, auch für einen längeren Zeitraum im Ausland zu arbeiten“, erläuterte Ozegowski die Möglichkeiten.

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Rheinmetall wiederum beschäftigt an über 100 Standorten weltweit insgesamt rund 28.000 Mitarbeiter. Rheinmetall Electronics und Atlas Elektronik waren früher mal ein Unternehmen. Es war schließlich Rheinmetall, die 2003 die Marinetechnik und die Heerestechnik in zwei Unternehmen aufteilte. Krupp Atlas wurde im Jahr 1991 an den Bremer Vulkan verkauft. Innerhalb von gut 20 Jahren wechselten alle paar Jahre die Besitzverhältnisse. Seit 2017 ist Atlas ein Teil von Thyssen Krupp Marine Systems und damit zum ursprünglichen Besitzer zurückgekehrt, der inzwischen mit Thyssen zu einem Konzern verschmolz.

Schon die AG Weser baute Kanonenboote für den Kaiser

Die Tradition Bremens als Rüstungsstandort geht zurück auf den Marineschiffbau. Bereits zehn Jahre nach der Gründung der AG Weser 1872 hatte die Bremer Werft gut 20 Kanonenboote für die Kaiserliche Marine gebaut. Heutzutage ist es die Lürssen-Werftengruppe, die von der Deutschen Marine und aus anderen Ländern Aufträge erhält. Im vergangenen Jahr bündelte der Branchenprimus seinen Marineschiffbau unter der neuen Dachmarke Naval Vessels Lürssen, kurz NVL. Am Bremer Stammsitz in Vegesack sind 330 Menschen beschäftigt. Zusammen mit Hamburg, Wilhelmshaven und Wilhelmshaven sind es insgesamt 1500 Beschäftigte. 

Sollte sich die Bundeswehr für die Beschaffung fünf weiterer Korvetten der Klasse 130 entscheiden, würde NVL den Bau mitsamt den beteiligten Werften und Zulieferern anstreben, wie er bereits jetzt läuft. "In einem solchen Fall wären auch die NVL-Standorte, darunter Bremen als NVL-Hautgeschäftsstelle, entsprechend beteiligt“, sagte Lürssen-Sprecher Oliver Grün.

Auch OHB erhofft Bundeswehr-Aufträge

Auch der Bremer Satellitenbauer OHB hofft, durch das 100-Milliarden-Euro-Sonderprogramm für die Bundeswehr und einem erhöhten Verteidigungsetat zu profitieren. Bislang machten Aufklärungssatelliten und andere Militärtechnik nur einen Anteil im unteren einstelligen Prozentbereich an der OHB-Produktion aus, heißt es. „Aber das könnte sich ändern“, stellte OHB-Finanzchef Kurt Melching im Frühjahr bei der Präsentation der Bilanzzahlen in Aussicht.

Und dann hat Bremen ja auch noch Airbus Defence and Space: Hier arbeiten weit über 500 Beschäftigte am Rumpf und dem Ladesystem des Militärtransporters A400M. 176 Maschinen dieses Typs wurden bisher weltweit bestellt, zuletzt kamen zwei Bestellungen aus Kasachstan. Zusammen mit den Zuliefererbetrieben hängen weit über 5000 Arbeitsplätze in Bremen von der Rüstungsindustrie ab – und es werden in Zukunft eher mehr als weniger.

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