Was Edeka macht, ist vollkommen richtig. Der Handelsriese legt sich – wie zuvor schon Rewe – mit den Marken-Giganten an, weil Produkte wie Marsriegel und Pampers-Windeln einfach zu teuer werden. Macht dieser Einsatz Edeka zu einer Art Robin Hood im Kampf für den Verbraucher? Nein. Auch Edeka geht es in diesem Konflikt unter dem Strich um Einnahmen, denn die Kette muss bei weiter steigenden Preisen fürchten, dass mehr Kunden zu den Billiganbietern gehen.
Edeka wird diese Gefahr mit eigenen Zahlen untermauern können. Die Umfragen und Studien der vergangenen Monate zum Verbraucherverhalten liefern jedenfalls deutliche Hinweise. Schon im zurückliegenden Herbst hatte eine Umfrage gezeigt, dass die Deutschen angesichts der Inflation in erster Linie bei den Lebensmitteln sparen wollen, noch vor Kleidung und Mobilität. Eine weitere Studie gab an, dass 77 Prozent der Befragten inzwischen ihre Kaufentscheidung im Supermarkt vom Preis abhängig machen. Also Haselnusswaffel statt Hanuta. Markenname und vermeintliche Qualität rutschen als Kriterien weiter nach hinten.
Die Produkte aus dem Regal zu nehmen, ist von Edeka trotz des Eigeninteresses ein kluger und publikumswirksamer Schachzug. Denn bei den Verbrauchern wird es genau so ankommen: Da stellt sich jemand an unsere Seite, um günstige Preise zu erreichen. Für den Erfolg der Aktion ist das wichtig, denn Edeka kann sich gegen die Multis nur durchsetzen, wenn die Kunden mitspielen.
Die größte deutsche Lebensmittel-Kette kann nur Druck auf die Verhandlungen entfalten, wenn sich die Verbraucher ihre M & Ms, ihr Wrigleys-Kaugummi oder Snickers nicht kurzerhand bei der Konkurrenz holen, die dem Preiskampf aus dem Weg geht und die Produkte weiter im Sortiment führt. Dabei spielt Edeka zusätzlich in die Hände, dass Kunden zunehmend nur noch einen Markt ansteuern, um dort sämtliche Einkäufe zu erledigen. Hohe Preise allein sind kein Anlass, die Wettbewerbskontrolleure auf den Plan zu rufen. Der Konflikt in der Lebensmittelbranche deutet aber auch darauf hin, dass Hersteller ihre Marktmacht ausnutzen, um überhöhte Preise durchzusetzen. Genau ein solcher Fall würde in die Zuständigkeit des Kartellamtes gehören.