Die sanfte Seite des Eliminators täuscht. Denn der Zerstörer aus Schaumstoff kann in den falschen Händen tatsächlich gefährlich werden – und unheimlich nass machen. Für das Bremer Handelshaus Happy People ist die Wasserspritze Eliminator allerdings in diesem Sommer vor allem ein Verkaufsschlager. „Wir haben bis heute allein 3,5 Millionen unserer Wasserspritzen ausgeliefert“, sagt Petra Galinsky, Marketingleiterin des Unternehmens mit Sitz in der Überseestadt. „Wir bekommen durch diesen Sommer einen Schub von zusätzlich 20 Prozent Umsatz in der ersten Jahreshälfte.“
Eisdielen, Biergärten, Schwimmbäder und Sonnenschutzhersteller können sich über diesen Sommer in Bremen freuen. Denn die Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen steigt mit dem Thermometerstand an. „Die Temperaturen wirken sich natürlich äußert positiv auf unser Geschäft aus. Das führt zu einer deutlichen Steigerung unseres Auftragseingangs – und bringt unser Auslieferungslager in Bremen teils an die Belastungsgrenze.“ Um der Nachfrage gerecht zu werden, sind Mitarbeiter bereits in drei Schichten im Einsatz. Happy People hat unter seinen Spiel-, Sport- und Freizeitwaren viele Produkte für heiße Temperaturen im Angebot: Pools, Luftmatratzen, Schwimmflügel und die zylinderförmigen Wasserspritzen. „Die werden momentan extrem stark bei unseren Abnehmern wie Einzelhandelsketten, Baumärkten, Lebensmitteleinzelhändlern oder im Online-Handel von Endverbrauchern nachgefragt.“
Beilken Sails profitiert ebenfalls vom Sommer, der sich bisher allein von seiner Sonnenseite zeigt. Das Bremer Unternehmen fertigt nämlich nicht nur Segel für Jachten und Jollen, sondern auch zum Sonnenschutz. „Ein Sommer wie jetzt ist natürlich prädestiniert, um Sonnensegel zu kaufen, wenn die Leute auf der Terrasse die Hitze nicht mehr aushalten“, sagt Geschäftsführer Jörg Müller-Arnecke. In verregneten Sommermonaten habe der Betrieb sich in der Vergangenheit durchhangeln müssen. Nun aber verschieben die Mitarbeiter sogar ihren Urlaub, Überstunden fallen an, weil deutlich mehr Aufträge eingehen. Müller-Arnecke geht von einem Umsatzplus von rund 20 Prozent aus.

Gefragt, aber inzwischen Mangelware sind dagegen Ventilatoren. Ein Bremer Baumarkt hat bereits Probleme, an die Windmacher zu kommen. Die Regale sind leer. „Wir haben am Dienstag eine allerletzte Palette angeboten mit 30 bis 40 Stück darauf. In einer Stunde waren sie weg. Ruckzuck.“ Wasserpumpen, Wasserschläuche und Rasensprenger waren ebenfalls schon in den vergangenen Monaten ausverkauft. Vergriffen. Kaum jemand hat mit diesem Sommer gerechnet – auch in Schweden nicht. Der Sonnenschirm „Ramsö“ ist bei Ikea nicht nur in Brinkum ausverkauft. An vielen Standorten ist das Modell in Türkis bereits vergriffen oder nur noch in kleiner Anzahl verfügbar. In Bremerhaven gibt es immerhin noch zwei „Ramsö“. Doch es gilt: genießen und schweigen. So will sich Ikea zum Absatz der Sonnenschirme nicht äußern, auch bei Nivea gibt es keine Angaben zu Verkaufszahlen und Amazon mag zur Entwicklung des Geschäfts mit Ventilatoren ebenfalls nichts sagen.
Fluch und Segen für den Biohof Kaemena
Für einen Bremer Betrieb ist die Hitze derweil Fluch und Segen zugleich: für den Biohof Kaemena. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt Harje Kaemena. Denn während für die Landwirtschaft das Wetter eine „Katastrophe“ sei, floriere deshalb die Blocklander Eisdiele und die Vermarktung des Bioeises „Snuten Lekker“ in Restaurants und Cafés. Um die Nachfrage zu bedienen, hat Kaemena bereits einen weiteren Mitarbeiter für die Produktion eingestellt. „Das ist ein gutes Zeichen. Wir rechnen mit einem Umsatzzuwachs von mindestens 20 Prozent.“
Allerdings seien Temperaturen von mehr als 27 Grad für die Eisdiele schwierig. „Der Besucherstrom bricht dann ab.“ Im Blockland gebe es für die Kunden auf der Radtour zum Hof nur wenig Schatten. Eismacher Kaemena freut sich über den absatzstarken Sommer: „Im vergangenen Jahr habe ich Cafés und Restaurants noch angefragt, um das Eis loszuwerden. Nun habe ich schon im Mai die ersten Anrufe bekommen. Dieser Sommer ist ein guter Ausgleich zum letzten Jahr.“
Das Phänomen, dass das Thermometer zu hoch klettern kann, kennt auch Uwe Lammers. Über das Geschäft will er sich nicht beschweren, das laufe ganz positiv. „Es ist aber gar nicht so gut, wie vielleicht viele erwarten“, sagt der Geschäftsführer des Getränkegroßhändlers Beckröge. Denn es sei für die Kunden teils bereits zu heiß. „Die Leute gehen nicht mehr so oft aus.“ Bei Temperaturen um die 30 Grad tränken sie weniger Bier, griffen eher daheim zum Mineralwasser. „Das ist spürbar“, sagt der Lieferant für Gastronomien. „Ein gelegentlicher Regenschauer würde uns guttun.“ Das wäre auch eine Erholung für die Mitarbeiter, die in dieser Zeit extrem hart arbeiten müssten. Bei den Gastronomiebesuchern beobachtet Lammers dagegen schon jetzt eine gewisse Gelassenheit: „Wir sind sonst in Bremen immer getrieben: bloß jeden schönen Tag nutzen, denn du weißt nicht, wie die nächste Woche ist.“ Das sei diesen Sommer anders.