In der letzten Folge der Serie Kostenbremse geht es um die Finanzen. Was die Fixkosten für die Services rund um die Bank angeht, gilt die Faustregel: Je mehr man selbst online macht, umso mehr Gebühren lassen sich einsparen.
Wer nicht der Typ für das Online-Konto ist, weil er vielleicht schnell die Zugangsdaten vergisst, sollte sich vielleicht lieber für ein Kontenmodell der Präsenzbanken entscheiden. Und man sollte sich selbst fragen, ob man lieber alles bei einer Bank haben möchte, oder immer die günstigste Variante. Letztere kann bedeuten, dass man für verschiedene finanzielle Themen jeweils eigene Anbieter hat.
Kostenlose Konten
Auch wenn die Zahl der Geldinstitute mit kostenlosem Konto gesunken ist, gibt es immer noch welche. Und wenn Kunden zu einer neuen Bank wechseln, muss die alte Bank alle relevanten Kontoinformationen wie zum Beispiel die zu den Daueraufträgen übermitteln. Laut dem Vergleichsportal Biallo.de verlangen derzeit 32 Geldinstitute keine Kontogebühren. Ganz vorn dabei ist die Onlinebank DKB mit ihrem kostenlosen Girokonto. Der Kunde erhält dazu eine kostenlose Visa-Debitkarte, mit der er im Euroraum kostenlos Geld an allen Automaten ziehen kann.
Oben in der Rangliste befindet sich auch das kostenlose Online-Konto „Meine Bank“ von der Raiffeisenbank Hochtaunus. Der Kunde erhält eine kostenlose Mastercard-Directcard, mit der er weltweit 52 Mal pro Jahr kostenlos Geld am Automaten abheben kann. Außerdem können Kunden Genossenschaftsanteile in Höhe von bis zu 25.000 Euro erwerben, wofür sie im Bestfalle eine Dividende von 2,5 Prozent erhalten.
Ebenso bietet die Openbank ein kostenloses Girokonto mit einer Mastercard-Debitkarte an. Sie ist eine Tochter der spanischen Santander-Bankengruppe. Hier sind jeden Monat fünf Auszahlungen an Geldautomaten in der Eurozone kostenlos sowie weltweit an den rund 40.000 Automaten der Santander-Gruppe. Das ist für diejenigen interessant, die regelmäßig Urlaub in Spanien oder Portugal machen. Der Kunde erhält eine spanische Iban für sein Girokonto.
Kostenlose Kreditkarte
Um die Kosten niedrig zu halten, sind manche Geldinstitute von einer kostenlosen Kreditkarte auf eine kostenlose Debitkarte umgeschwenkt. Aber auch für Kreditkarten gibt es noch kostenlose Angebote. Da gibt es zum Beispiel die Visa-Kreditkarte der Hanseatic Bank in Hamburg, einer Tochter der Otto-Group und der französischen Societé General.
Das Finanzportal finanztip.de nennt außerdem die Barclays Visa-Karte, die ebenfalls kostenlos ist. Mit ihr sind auch Abhebungen außerhalb der Eurozone kostenlos. Barclays weist allerdings darauf hin, dass einige Automatenbetreiber dennoch eine Gebühr für das Abheben am Geldautomaten verlangen.
Wer sich dafür interessiert, sollte den Hinweis von Finzanztip.de beherzigen: Wenn man die Kreditkarte im Internet beantragt, darauf achten, dass für das Kreditkartenkonto jeden Monat immer die volle Rechnungssumme vom eigenen Girokonto eingezogen wird und keine Raten – denn über die anfallenden Zinsen verdienen die Kartenunternehmen ihr Geld.
Die Advanzia Bank aus Luxemburg bietet eine kostenlose Mastercard Gold inklusive Reiseversicherung an – Lastschrift gibt es hier aber nicht. Jeder muss seine monatliche Kreditkartenabrechnung überweisen. Und wer das einige Tage verbummelt, muss entsprechend Zinsen zahlen.
Kostenloses Aktiendepot
Auch Aktiendepots gibt es als kostenlose Varianten. Bei der Entscheidung sollte allerdings eher der Aspekt im Vordergrund stehen, welches Depot wirklich zu den eigenen Bedürfnissen passt. So gibt Finanztip.de den Hinweis, dass der Kunde bei einige Depots mehr Zeit aufwenden muss, als er anfangs denkt. Oder, dass mehr Vorkenntnisse nötig sind.
Die Anbieter unterscheiden sich in der Vielfalt der handelbaren Wertpapiere, die aber für die Mehrheit der Anleger wohl eher keine Rolle spielen. Der Handel mit wichtigen Einzelaktien ist über die gängigen Depots zu fast identischen Kursen möglich, genauso der Handel mit ETFs. Dabei handelt es sich um Aktienfonds, die einen bestimmten Aktienindex wie zum Beispiel den Dax abbilden. Diese Fonds können entweder aktiv von Fondsmanagern oder automatisch per Robo-Advisor mit künstlicher Intelligenz gehandelt werden.
Finanztip.de beobachtet, dass die Filialbank oft die teurere Lösung sei: mit Gebühren sowohl für einzelne Transaktionen als auch für die Verwahrung der Wertpapiere. Mehr Geld lässt sich mit Online-Depots sparen. Sie werden auch von Filialbanken angeboten und sind im Vergleich günstiger. Das Handelsblatt nennt in seinem Online-Broker-Vergleich Etoro, Finanzen.net/zero, Flatex, Ing Depot, Scalable Capital und Trade Republic.
Wichtig ist, bei allen Anbietern das Kleingedruckte zu lesen. Denn wenn das Depot kostenlos ist, und die Aktien-Aufträge (Orders) auch, können zum Beispiel Kosten bei der Ein- und Auszahlung entstehen. Auch sollte man darauf achten, bis zu welcher Summe das Depot im Falle einer Insolvenz des Brokers abgesichert ist.
Banken verzichten auf Negativzinsen
Noch nehmen nach Angaben des Vergleichsportals Verivox insgesamt noch 426 Banken Negativzinsen. Allerdings haben 49 Banken diese Minuszinsen ganz oder teilweise abgeschafft in Erwartung, dass die Europäische Zentralbank diesen Schritt auch gehen wird. Andere Banken wiederum haben die Summe, ab der sie Negativzinsen verlangen, so weit hochgesetzt, dass immer weniger Kunden davon betroffen sind.
In der Region hat die PSD Bank Nord als Genossenschaftsbank sei 1. Juli die Minuszinsen abgeschafft. Bereits im April setzte die Oldenburgische Landesbank den Freibetrag, für den man keine Negativzinsen zahlen muss, auf 500.000 Euro hoch. Die Online-Bank Ing will auch weitestgehend auf Minuszinsen verzichten.
Wer jetzt noch Minuszinsen zahlt, sollte nach Ansicht des Finanzexperten Roland Stecher von der Verbraucherzentrale Bremen ruhig das Gespräch mit seinem Bankberater suchen und dabei auf die Konkurrenz verweisen. Gleichzeitig warnt Stecher aber davor, sich zum Kauf anderer Produkte überreden zu lassen.
Tagesgeld
In den vergangenen Jahren gab es Zeiten, in denen einige Banken, vor allem im Internet, überhaupt keine Tagesgeldkonten anboten. Nach Ansicht von Roland Stecher von der Verbraucherzentrale ist Tagesgeld besser als nichts, auch wenn der Zinssatz bei vielen Anbietern immer noch bei 0,1 Prozent liegt. "Die hohe Inflation lässt sich momentan über kein seriöses Produkt, für das man Zinsen erhält, ausgleichen", gibt der Finanzexperte zu bedenken. Mit Tagesgeld lassen sich ihm zufolge aber sehr unkompliziert Geld Summen parken, über die man jederzeit verfügen kann.
Einige Geldinstitute bieten inzwischen 0,3 Prozent Zinsen an. Die sind aber tendenziell außerhalb Deutschlands zu finden - wie zum Beispiel die Advanzia Bank in Luxemburg. Laut Biallo.de sind die Einlagen ohne Limit zu 100 Prozent über die luxemburgische Einlagensicherung gedeckt. Die Mindesteinlage liegt bei 5000 Euro. Die Tagesgeldkonten sind in der Mehrheit kostenlos.
Festgeld
Auch die Raten beim Festgeld ziehen wieder an. Hier empfiehlt Verbraucherschützer Roland Stecher aber eher, abzuwarten. Besser sei es, die Entwicklung der Zinsen in den kommenden Monaten zu verfolgen, als jetzt auf zwei Jahre etwas fest anzulegen. Im Internet gibt es verschiedene Vergleichsportale für die Zinssätze für Festgeld.
Der schwedische Finanzanbieter Klarna bietet momentan für Festgeld mit einer Laufzeit von bis zu sechs Monaten 0,75 Prozent Zinsen, bei einem Jahr Laufzeit sind es 1,3 Prozent. Pro Kunde sind bis zu 100.000 Euro über die schwedische Einlagensicherung abgesichert. Bei Klarna läuft vieles über Internet und App. Die deutsche Merkur-Privatbank in München bietet bei einer Laufzeit von sechs Monaten 0,5 Prozent Zinsen. Hier würde bei Problemen der deutsche Einlagensicherungsfonds greifen.
Vermögenswirksame Leistungen
Viele Unternehmen zahlen ihren Beschäftigten zusätzlich zum Gehalt vermögenswirksame Leistungen (VL). Wer nicht weiß, ob das in seinem Betrieb auch so ist, sollte nachfragen. Der Arbeitgeber zahlt bis zu 40 Euro jeden Monat. Roland Stecher hält hierbei auch die Investition in einen Aktiensparplan mit ETFs für sinnvoll. Natürlich ist hier das Risiko größer als bei einem Bausparvertrag. Allerdings muss das Produkt für VL-Sparen zugelassen sein.
Der Arbeitnehmer schließt bei der Bank das entsprechende VL-Produkt ab und legt es danach dem Arbeitgeber vor. Normalweise hat ein solcher Vertrag eine Laufzeit von sieben Jahren: Sechs Jahre zahlt man ein, im siebten Jahr ruht der Vertrag. "Da auch das Sparen mit ETFs eigentlich auf längerfristige Zeiträume angelegt ist, kommen VL auch für ETFs infrage", sagt Stecher. Bei einem Fondssparplan zahlt der Staat bis zu 80 Euro Förderung jährlich noch drauf. Allerdings können hier Kosten für das Depot entstehen.
Mehr Nebenkosten beim Baugeld einplanen
Die Zinsen für Baukredite sind gestiegen. "Momentan gehen wir stramm auf vier Prozent Zinsen zu im Zehn-Jahres-Bereich", sagt Stecher. Angesichts der derzeitig hohen Energiekosten sei es wichtiger denn je, Puffer bei der Finanzierung einzubauen. "Rechnet man normalerweise 2,50 Euro an Nebenkosten pro Quadratmeter, raten die verschiedenen Experten am Markt inzwischen zu vier bis fünf Euro Nebenkosten pro Quadratmeter."
Was man laut Stecher bei der Finanzierung auch berücksichtigen sollte: "Was ist, wenn ein Partner bei der Finanzierung wegfällt? Ist sie auch im Falle von Kurzarbeit zu finanzieren?" Ebenso muss man den Modernisierungsstau in der Immobilie mit berücksichtigen.
Verträge regelmäßig überprüfen
Alle zwei bis drei Jahre sollte man überprüfen, ob die Versicherungen für Auto oder Hausrat oder auch die Auslandskrankenversicherung noch aktuell sind, und ob es nicht inzwischen günstigere Angebote gibt, oder Angebote zum gleichen Preis mit mehr Leistung. "Bei der Auslandskrankenversicherung auf alle Fälle darauf achten, dass sie den Rücktransport per Flugzeug beinhaltet", rät Roland Stecher.
Sinnvoll sind seiner Meinung nach eine Haftpflichtversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Ebenso sollte man spätestens alle zwei Jahre seinen Mobilfunkvertrag überprüfen.
Apps helfen beim Kündigen
Für das Smartphone gibt es immer mehr Apps, die einen daran erinnern, Verträge rechtzeitig zu kündigen, beispielsweise den Mobilfunkvertrag. Sie helfen sogar beim Schreiben der Kündigung. Als Beispiel sei hier das Portal Aboalarm.de genannt. Aboalarm erinnert auch per E-Mail ans Kündigen. Vorher muss die Seite oder die App mit den Vertragsdaten gefüttert werden. App und Internetseite versuchen, mit Zusatzdiensten Geld zu verdienen. Sie muss man für die Kündigungsfunktion aber nicht abschließen.