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"Wir prüfen das regelmäßig" Sparkasse Bremen schließt Negativzinsen für dieses Jahr nicht aus

Die Sparkasse Bremen verlangt bisher keine Minuszinsen von Privatkunden. Ob sich das bald ändert? Vorstandschef Tim Nesemann äußerte sich deutlicher als bisher.
11.02.2022, 11:30 Uhr
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Sparkasse Bremen schließt Negativzinsen für dieses Jahr nicht aus
Von Lisa Schröder

Die Sparkasse Bremen fordert von Privatkunden bisher keine Negativzinsen für Einlagen – im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern. Ob das noch lange so bleibt? Der Vorstandsvorsitzende Tim Nesemann äußert sich dazu wesentlich skeptischer als in der Vergangenheit. "Wir können nicht ausschließen, dass wir es in Zukunft weiterhin ohne die Einführung von Negativzinsen bei uns durchhalten können", sagte Nesemann jetzt. Dabei wollte der Chef der Sparkasse den Schritt auch für dieses Jahr nicht ausschließen. Das Thema sei zwar nicht akut, werde aber genau beobachtet: "Wir prüfen das regelmäßig."

Es sei "etwas Besonderes", sagte Nesemann am Freitag bei der Vorstellung der Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr, dass man bisher die Negativzinsen nicht an Privatkunden weitergegeben habe. "Bisher war es so, dass wir uns das leisten konnten." Allerdings berge das auch "eine gewisse Gefahr", dass die Sparkasse irgendwann die einzige Bank in Deutschland sei, die so vorgehe. "Dann werden wir mit Einlagen überschwemmt, die wir nicht im lokalen Kreditgeschäft anlegen können, sondern dann am Geld- und Kapitalmarkt unterbringen müssten. Und damit würden wir mit jedem Euro Einlage einen Verlust machen. Das können wir uns nicht leisten."

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Die vier Männer im Vorstand der Bank kamen am neuen Sitz der Sparkasse im Bremer Technologiepark zusammen, um Bilanz zu ziehen – eine Ausnahme für den Termin mit Journalisten per Videoschalte. "Wir achten schon darauf, dass wir möglichst nicht alle gleichzeitig da sind", sagte Nesemann. So solle das Risiko ausgeschlossen werden, dass dem kompletten Vorstand eine Quarantäne drohen könnte.

Überhaupt kann das Gebäude, das der neuen Form der Zusammenarbeit im Haus der Sparkasse angepasst ist – also stark auf Austausch und Begegnung über Teamgrenzen hinaus setzt – seine Wirkung noch nicht voll entfalten. Viele Mitarbeiter befinden sich weiter im Homeoffice. "Natürlich hat uns da Corona die letzten zwei Jahre einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte Nesemann. "Jetzt sitzen alle zuhause." Dennoch gebe es auch einen Teil der Belegschaft, der regelmäßig zum Arbeiten ins neue Haus komme. Insgesamt kam die Bank im Geschäftsjahr auf 1112 Mitarbeiter, erneut ein leichter Rückgang.

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An einigen Stellen setzt die Bank heute verstärkt auf Technik statt auf Menschen. Der Vorstand sieht sich auf einem guten Weg bei der digitalen Transformation. "Wir kommen gut voran", sagte Pranjal Kothari, der als Chief Digital Officer für den Wandel verantwortlich ist. So können Kunden neuerdings in wenigen Minuten eine Immobilienkreditzusage bekommen. "Komplett online", so Kothari. Früher habe dieser Prozess mit persönlichem Termin ein bis zwei Wochen gedauert. Die Sparkasse soll künftig stärker mit der Universität in direkter Nachbarschaft kooperieren, wo es um neue Technologien geht. Bisher gibt es eine Zusammenarbeit erst bei kleineren Projekten.

Alle Banken und Sparkassen müssten sich damit auseinandersetzen, sagte Nesemann, dass der Wettbewerbsdruck mehr und mehr von neuen Anbietern komme – außerhalb der klassischen Bankenwelt. Neue Produkte müssten heute rasch auf den Markt kommen. "Sonst wird man sehr schnell überholt und aus dem Markt gedrängt." Die Kunden seien ungeduldiger, die Wechselbereitschaft bei digitalen Angeboten größer.

Der im Haus entwickelte Roboter Smavesto kann derweil Fortschritte verzeichnen. Das Vermögen, das dem digitalen Fondsmanager anvertraut ist, liegt bei 60 Millionen Euro. Es gibt gut 4500 Kunden. "Wir merken, dass wir ein exponentielles Wachstum haben", sagte Vorstand Thomas Fürst. Für Smavesto werde bundesweit geworben. "Wir waren jetzt bei der World Cups Abfahrt. Das hat uns sehr viele Kunden auch aus dem bayerischen Raum gebracht."

In Bezug auf die Folgen der Pandemie bleibt die Bank vorsichtig. Zwar hat es "erneut praktisch keine Kreditausfälle" gegeben, wie Nesemann berichtete: "Das hat sich erstaunlicherweise fortgeführt." Im Moment gebe es aber auch Hilfen des Staats für die Betriebe. Doch danach? Die Sparkasse ist skeptisch, dass praktisch alle Unternehmen nur mit einem blauen Auge davonkommen werden. Die Risikovorsorge bleibe darum relativ hoch.

Zur Sache

Sparkasse setzt sich höhere Gewinnziele

Im vergangenen Jahr erzielte die Sparkasse Bremen einen Gewinn von 48,4 Millionen Euro – deutlich mehr als eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Die harte Kernkapitalquote, wichtiger Indikator für die Stabilität einer Bank, verbesserte sich auf 13 Prozent.

Die Sparkasse plant auch in den nächsten Jahren mit einem Ergebnis oberhalb von 40 Millionen Euro, das kündigte Vorstandschef Tim Nesemann bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2021 am Freitag an. Man strebe "eher Richtung 50 Millionen" Euro an. In der jüngeren Vergangenheit erreichte die Bank das jetzt gesteckte Ziel nicht. So lag der Gewinn 2016 (32,4 Millionen Euro), 2017 (34 Millionen Euro), 2018 (37 Millionen Euro), 2019 (34 Millionen Euro) und 2020 (21,4 Millionen Euro) tiefer.

Nesemann will das Ziel einerseits mit Kostendisziplin erreichen. Außerdem sehe man noch Potenzial für weiteres Wachstum in der Region und beim Provisionsüberschuss. Beim Zinsüberschuss werde man allerdings in den nächsten Jahren wegen der niedrigen Zinsen immer wieder einen Rückgang sehen. "Die Zinsen werden weiterhin niedrig bleiben – selbst wenn wir jetzt marginale Erhöhungen sehen."

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