In rund vier Wochen beginnen die Sommerferien in Bremen – und damit die Hauptreisezeit. Wegen der allgemeinen Preissteigerungen wollen sich viele Deutsche in diesem Jahr einschränken. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, über die die „Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)“ berichtet: Ein Großteil der Befragten erwägen Einsparungen zum Beispiel bei Pauschalreisen in Europa (76 Prozent), Deutschland (75 Prozent) und bei Fernreisen (74 Prozent). Für Individualreisen liegen die Werte ähnlich.
Nach zwei Jahren mit „Urlaub auf ‚Balkonien‘“ hätten die Bürger großes Interesse, wieder zu verreisen, sagt der Experte von PwC, Ingo Bauer. „Die hohe Inflation droht die aufgeflammte Reiselust jedoch schnell wieder einzutrüben.“ Bauer rechnet indes nicht damit, dass bei der Mehrheit die Reisepläne komplett gestrichen werden. „So neigt jeder Zweite dazu, eher an der Länge und dem Komfort der Reise zu sparen, als gänzlich auf den Urlaub zu verzichten“, zitiert ihn die „FAZ“. Er erwarte nicht, dass sich die in Betracht gezogenen Einschnitte bei der Urlaubsplanung schon in diesem Sommer im großen Umfang zeigen werden.
Wie haben sich die Preise für Urlaubsreisen entwickelt?
Die Sehnsucht der Bremer nach Urlaub ist in den Reisebüros der Stadt deutlich zu spüren. „Die Leute wollen raus“, beobachtet Frank Brakebusch, Inhaber des Reisebüros Cockpit in der Östlichen Vorstadt. Allerdings seien die Preise für die Reisen spürbar gestiegen – insbesondere seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. „Die Balearen sind schon sehr teuer geworden“, so Brakebusch. Das liege an der großen Nachfrage. Viele günstigere Angebote für Mallorca seien etwa schon frühzeitig gebucht worden. Andrea Hoja von A.T.I. Reisen in Vegesack bestätigt: „Alle Pauschalreisen sind teurer geworden.“ Eine Familie mit drei Kindern zahle zum Beispiel für einen zehntägigen Urlaub in der Türkei mehr als 6000 Euro – etwa 2000 Euro mehr als vor der Pandemie.
Sparen die Bremer wegen der aktuellen Lage?
Frank Brakebusch spürt eine hohe Nachfrage nach Reisen – dabei spiele der Nachholeffekt nach den Pandemiejahren eine Rolle. Allerdings verändere sich die Urlaubsdauer. Wer vor vier Jahren noch 14 Tage verreist sei, verkürze wegen der hohen Preise den Urlaub auf eine Woche. „Das fällt schon auf.“ Das Bremer Unternehmen Traum-Ferienwohnungen stellt noch keine Veränderung im Urlaubsverhalten fest. Die Reiselust der Deutschen sei ungetrübt, die Nachfrage in den Sommermonaten ungebrochen stark. Und auch die Aufenthaltsdauer steigt nach Angaben des Portals im Schnitt leicht.
Von großer Sehnsucht nach Urlaub berichtet Uta el Hadidi. Für ihre Kunden im Reisebüro Hadidi in Gröpelingen seien die hohen Preise fast kein Thema und der Wunsch nach einer Auszeit wichtiger. „Der Großteil der Kunden gibt gerne Geld für den Urlaub aus und spart da nicht“, sagt el Hadidi. Spanien, die Türkei und Griechenland seien beliebt, die Preise überall gestiegen: „Es ist nirgendwo günstig.“ Andrea Hoja erinnert sich aber auch an einen Kunden, der zunächst eine Flugreise plante, wegen der Preise aber auf einen Ostseeurlaub umstieg.
Wie lässt sich beim Reisen Geld sparen?
Es kann sich für Urlauber durchaus lohnen, die Reise von einem anderen Flughafen aus zu starten. Darauf weisen die Bremer Reisebüros hin. Zudem raten sie, frühzeitig zu buchen – also am besten bereits im Herbst den Sommerurlaub des folgenden Jahres. Das gelte vor allem für Familien, die auf die Ferienzeit angewiesen sind. Der Chef des Reisebüros Cockpit empfiehlt darüber hinaus Reiseziele wie Bulgarien und auch Nordafrika: Dort seien die Preise teils noch auf dem Niveau von vor der Pandemie.
Lassen sich jetzt noch Schnäppchen ergattern?
Das ist derzeit nicht leicht. Zwar gibt es laut Frank Brakebusch noch Last-Minute-Angebote, sie seien aber nicht unbedingt günstig. „Auf jeden Fall sollte man nicht bis zum letzten Tag warten“, sagt er. Dann seien die Chancen geringer, ein gutes Angebot zu bekommen.
Wie sieht es beim Urlaub in Deutschland aus?
Reisen im eigenen Land sind gefragt. Für die Sommermonate ist das Angebot bereits gut ausgebucht. „Das ist fast schon ein bisschen spät“, sagt Frank Brakebusch gerade mit Blick auf die Ziele an Nord- und Ostsee. Das Portal Traum-Ferienwohnungen bietet allein in Deutschland fast 55.000 Unterkünfte an. „Die Auslastung der Ferienunterkünfte liegt durchweg über 90 Prozent“, sagt Geschäftsführer Ruud Smeets. Und: Last-minute-Angebote könne es wegen möglicher Stornierungen durchaus geben.