Hamburg liegt als Standort für Start-ups im Trend. Die Hansestadt wird nach Einschätzung von Gründern junger Technologieunternehmen an Bedeutung gewinnen. Das geht aus einer Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Pricewaterhouse-Coopers hervor. Im Ranking von neun Städten schneidet Hamburg mit 74 Prozent am besten ab, geht es nach den 450 befragten Gründern. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Berlin und Frankfurt.
André Wollin, Initiator der Bremer Veranstaltungsreihe „Geschüttelt, nicht gerührt“ für Start-ups, überrascht das Ergebnis nicht. „Das ist gut nachvollziehbar. Hamburg ist ein Anziehungspunkt. Alle wollen nach Hamburg, weil es ziemlich hip und cool ist.“ Wollin kennt die Szene wegen der Gründung seines eigenen Unternehmens Cookasa. Über die Plattform können sich Unbekannte zum gemeinsamen Kochen verabreden. In Hamburg habe er mit seinem Partner in Büros speziell für Start-ups gearbeitet. „Das Coworking wird dort mit Leben gefüllt. Es gibt viele Wege, seine Gründungsidee vorzustellen.“ Da sei der Standort Bremen um ein paar Jahre voraus. Hier gebe es erst seit ein paar Jahren entsprechende Veranstaltungen.
Bremen fehlt
Bremen fehlt denn auch in der Umfrage. Denn zugrunde gelegt wurden bei den möglichen Antworten nur die Städte, die im European Digital City Index auftauchen. Darunter sind Stuttgart, Dresden, Karlsruhe, München, Köln und Düsseldorf, nicht aber Bremen. Der Index vergleicht 60 europäische Städte auf die Frage, wie gut sie digitale Unternehmen unterstützen.
Wollin wünscht sich, dass mehr Gründer, Investoren und Unternehmer aus anderen Städten nach Bremen kommen. Das passiere noch zu wenig. „Wir können von Hamburg profitieren. Wir sollten die Beziehungen mehr pflegen.“ Überhaupt müsse es viel mehr Veranstaltungen geben: Sie könnten das Verständnis für Start-ups bei potenziellen Geldgebern vergrößern. Für die Szene und neue Geschäftsmodelle fehle gerade bei älteren Investoren das Bewusstsein. „Anstatt die nächste Häuserzeile zu kaufen, können sie in junge Gründer investieren. Das macht viel mehr Spaß.“ Zudem müsse es in Bremen mehr Kontakte ins Ausland geben.
Internationalität – diesen Punkt hält auch Tobias Dazenko von der Bremer Regionalgruppe des Bundesverbands Deutscher Start-ups für wichtig. Das funktioniere besonders im Silicon Valley, aber auch stärker in Hamburg oder Berlin. Dort setzten sich Teams aus Menschen unterschiedlicher Nationalität zusammen.
Bremer Gründer könnten profitieren
Dazenko sieht ebenfalls positive Effekte durch die Nähe zu Hamburg. Von der Stärke des Start-up-Netzwerks könnten Bremer Gründer profitieren. „Das hat Strahlkraft“, sagt der Gründer des Start-ups Tobyrich. „Die Erfahrung habe ich selbst gemacht. Die Fahrt dauert nur eine Stunde.“ Das Problem der wenig greifbaren Investoren nimmt er pragmatisch: „Die Bremer Unternehmer präsentieren sich nicht so laut wie in Hamburg oder Berlin. Hier muss man die Institutionen ansprechen, um Kontakte zu bekommen. Das ist eben bremisch.“ Es passiere schon viel in der Stadt. Dazenko: „Wir müssen der Sache Zeit geben.“
Wollin plädiert zunächst für mehr Gäste aus Hamburg. „Wir müssen uns als Partner verstehen. Eine Hassliebe wie im Fußball ist der falsche Weg.“ Beziehungen zu anderen Städten – da sei man erst am Anfang. Doch eine Entwicklung gebe es. Vor wenigen Jahren sei es noch die Ausnahme gewesen, dass jemand aus Hamburg herkomme. „Geschweige denn Berlin.“ Wollin ist aber wichtig, dass Gründer in Bremen bleiben. In der Vergangenheit habe es aber so manchen klugen Kopf verloren. „Ich habe von vielen Leute gehört: Ich will was in der New Economy machen. Ich haue hier ab. Dabei ist Bremen eine tolle Stadt.“