Was ist gerade im Supermarkt im Angebot? Gibt es Rabatt-Coupons und kann ich auch noch Bonuspunkte sammeln? Die großen Supermarktketten wie Lidl, Edeka, Netto, Rewe oder auch der Drogerie-Riese Rossmann haben eigene Apps, mit denen Sparen, Punktesammeln und Übersichten über Angebote möglich sind. Doch sind die digitalen Helfer auf dem Smartphone auch wirklich so praktisch oder doch eher unnütz? Wird man per App vielleicht sogar zum "gläsernen Kunden"?
Die Funktionsweise ist bei den meisten Apps ähnlich. Man registriert sich mit seinen persönlichen Daten wie Name, Geburtsdatum. Um die Apps voll nutzen zu können, übermittelt man auch seine Kontodaten. Letzteres ist notwendig, damit Einkäufe, die per App getätigt wurden, abgerechnet werden können. Mit der Rewe-App kann man beispielsweise seinen Einkauf online bestellen und dann entweder nach Hause liefern lassen oder im Markt abholen. Gleichzeitig gibt es auch noch die Möglichkeit, Einkaufslisten zu erstellen oder sich durch Rezeptvorschläge für das Mittagessen inspirieren zu lassen.
Die Lidl-Plus-App kann zusätzlich noch als digitaler Einkaufsbon dienen, und bei der Edeka-App sammelt man noch fleißig Punkte für das Deutschlandcard-Programm. Hauptziel ist es, über die Apps eine engere Kundenbindung zu erreichen. Über gezielte Werbung, die in den Apps angezeigt wird, erhoffen sich Lidl, Rewe und Co., dass Kunden öfter bei ihnen einkaufen.
Gegenleistung für Daten
Mathias Hufländer von der Verbraucherzentrale Bremen steht den Apps kritisch gegenüber: "Der Kunde ermöglicht den Unternehmen Daten zu sammeln." Die Supermärkte lockten mit personalisierter Werbung, Rabatten und Kundenkartenvorteile. "Die Frage ist, wie viel Daten ich preisgeben möchte", sagt Hufländer. Je mehr Daten die App-Nutzer offenlegten, desto besser könnten sich die Unternehmen auf ihre Kunden einstellen. Rabattaktionen, Coupons oder Gutschriften sind die Gegenleistung, die man für seine Daten erhalte. "Der Nutzen daraus steht für mich in keinem Verhältnis zu dem, was ich da aufgebe", sagt Hufländer.
Problematisch findet er, dass Kontodaten, Geburtsdaten und teilweise auch Standortdaten erhoben würden. "Das kann ich irgendwann nicht mehr kontrollieren", erklärt Hufländer. Die Daten würden die App-Betreiber auch an Analyseunternehmen weitergeben, die ihren Sitz nicht in Deutschland haben. Dadurch erhielten sie einen tiefen Einblick in das Einkaufsverhalten der Nutzer. "Dieser Einblick wird durch personalisierte Werbung ausgenutzt", sagt Mathias Hufländer. "Ich bekomme nichts geschenkt, nur weil ich an einem Bonusprogramm teilnehme."
Außerdem ließen sich darüber auch Rückschlüsse auf die persönliche Situation der Kunden ziehen. Hufländer erklärt: "Vielleicht habe ich vorher viel Alkohol gekauft, jetzt aber nicht mehr. Die App könnte davon ausgehen, dass ich schwanger bin und mir dann Angebote für Schwangerschafts-Vitaminsäfte vorschlagen." In der App von Edeka gäbe es die Funktion eines digitalen Einkaufswagen, in dem man seine Waren packt und bezahlt. Im Geschäft suche man sich dann die Waren zusammen und könne ohne an der Kasse zu warten seinen Einkauf mit nach Hause nehmen. "Die Unternehmen sehen so wirklich alles von mir", sagt Hufländer.
Bei der App von Payback müssten die Nutzer beispielsweise zustimmen, dass auch die Mikrofonfunktion genutzt werden könne. Dies könne dazu führen, dass die App durch Spracherkennung aktiviert wird und herausfiltert, worüber der Nutzer gesprochen hat, um so passende Werbung zu generieren, erklärt Hufländer. "Die Unternehmen erhalten Daten, womit sie den Durchschnittskunden besser kennen als vorher", sagt er. Dann stelle sich die Frage, ob man in Zukunft noch genauso behandelt würde wie vorher, wenn man eventuell nicht mehr dem Bild des Durchschnittskunden entspreche. "Als Single, der immer nur für einen Zehner einkauft, bin ich nicht so interessant wie jemand, der für mehrere hundert Euro einkauft", erklärt Hufländer.
Hufländer rät, genau abzuwägen, ob man bereit sei für ein paar Rabatte so viel über sich preiszugeben. Wichtig, sagt er, seien die Datenschutzbestimmungen. Wenn man diesen zustimme, willige man ein, dass die Daten an Dritte weitergegeben und ausgewertet würden.