Mehr als zwei Monate müssen Bremer momentan warten, um im Bürgeramt einen Termin zur Verlängerung ihres Personalausweises oder Reisepasses zu erhalten. Das gilt für alle drei Bürgerämter – Mitte, Stresemannstraße und Bremen-Nord. Wer online buchen will, wird frühestens auf den 11. August vertröstet. Bei einem Personalausweis geht man von einer Bearbeitungszeit zwischen drei und sechs Wochen aus. Im schlimmsten Falle wäre das neue Dokument am 22. September da. In Bremerhaven ist noch mehr Geduld erforderlich. Dort ist der früheste Termin für einen Antrag am 19. August möglich.
Das Innenressort macht die Bremerinnen und Bremer selbst für diese Situation verantwortlich. Um Terminwartezeiten bei einem absehbaren Ende der Corona-Einschränkungen zu vermeiden, habe das Bürgeramt bereits im vergangenen Jahr schriftlich über ablaufende Reisedokumente informiert. Sprecherin Karen Stroink: „Da das Bürgeramt auch schon vor Corona Terminwartezeiten insbesondere vor den Schulferien festgestellt hatte, wurden die Bürginnen und Bürger angeschrieben. Damit konnte das Geschäft mit den Reisedokumenten bislang entzerrt werden.“
Dennoch sei aktuell ein erheblicher Nachholeffekt bei der Beantragung von Reisedokumenten zu beobachten, was die Behörde mit ihrer Infopost eigentlich verhindern wollte. „Wenn also jemand heute merkt, dass sein Ausweis in der kommenden Woche abläuft, hat er das Anschreiben des Bürgeramtes von vor zwei Monaten ignoriert. Das Schreiben sollte dafür sorgen, dass Bürgerinnen und Bürger sich rechtzeitig einen Termin buchen, um immer über ein gültiges Ausweisdokument zu verfügen", so Stroink.
Andere Städte haben offenbar keine Probleme, ihren Bürgern zügig Termine anzubieten. Auf der entsprechenden Internetseite für Hamburg war es am Donnerstagvormittag möglich, für das städtische Kundencenter, wie dort die Bürgerämter heißen, einen Termin zu buchen, der zehn Minuten später angesetzt war. Auch in vier anderen Kundencentern wäre ein Termin am gleichen Tag möglich gewesen.
Termine im Umland
Schneller als in Bremen gibt es ebenso Termine in den Städten im Umland. In Osterholz-Scharmbeck können die Bürger für einen neuen Pass ohne Termin zu den üblichen Öffnungszeiten ins Rathaus gehen. Am Telefon ging es am schnellsten in der Stadt Syke. In einem Telefonat, das inklusive Wartezeit drei Minuten dauerte, hätte man direkt einen Termin für Ende Juni buchen können.
Die Stadt Delmenhorst warf die Anrufer nach drei Minuten aus der Warteschleife mit dem Hinweis auf das hohe Telefonaufkommen: „Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt oder buchen Sie online einen Termin.“ Den gab es auch: frühestens am 21. Juni um 10.15 Uhr. Wer sein Auto ummelden möchte, muss bis zum 29. Juni warten. In der Kreisstadt Verden gab es erst keine Zeitfenster für Passangelegenheiten, doch am Donnerstagvormittag wurde doch noch ein Termin für zwei Wochen später freigeschaltet. Ansonsten sah es dort ähnlich aus wie in Bremen.
Schneller klappt es in Bremen für alle, die ihr Auto ummelden möchten. Das wäre direkt am nächsten Tag in der Kfz-Zulassungsstelle ab 8.30 Uhr möglich gewesen. Termine in den Bürgerämtern, bei denen das Ummelden auch möglich ist, gibt es wiederum frühestens am 11. August. "Wir bedauern die aktuelle Situation, in dem pandemiebedingten Rahmen wird es aber leider noch eine Weile dauern, bis sich die Situation wirklich entspannt", so die Sprecherin des Bremer Innenressorts. Das Bürgeramt beobachte laufend die Entwicklung der verfügbaren Termine und weite im Rahmen des Möglichen das Angebot aus.
Zusätzliche Termine
Das passiere unter der Prämisse, wie viele Termine unter Corona-Bedingungen zulässig seien. "Nur so könne sowohl die Beschäftigten wie auch die Kundinnen und Kunden geschützt werden. In der kommenden Woche wird der Dienstbetrieb weiter hochgefahren", heißt es. Seit Ende Mai gebe es auch wieder Termine an Samstagen. Die seien schnell ausgebucht gewesen. Vom 12. Juni an will die Behörde das Personal an Samstagen verstärken. An Montagen und Dienstagen wolle man zusätzliche Termine einstellen.
Wer eine Beglaubigung zum Beispiel für ein Zeugnis benötigt, müsste bei Bremens Bürgerämtern ebenso bis August warten. Hier könnten zumindest die Pfarrämter der evangelischen und katholischen Gemeinden aushelfen. Dort zahlen Kirchenmitglieder ähnlich wie im Bürgeramt einige Euro dafür.