Ende April kam es raus: Die Commerzbank schafft ihr bedingungs- und kostenloses Girokonto ab. Was Branchenkenner erwartet hatten, war für viele Kunden ein böse Überraschung. Sie sollen ab Juli 4,90 Euro pro Monat für ihr Konto zahlen. Alternativ können sie das Kontomodell wechseln, um weiter keine Kosten zu haben. Beim "Basic"-Konto ist allerdings ein Geldeingang von mindestens 700 Euro im Monat Voraussetzung. Daher haben etliche Kunden offenbar die Reißleine gezogen. Laut der Website Aboalarm haben seit Bekanntwerden der drohenden Gebühren Tausende Kunde ihr Konto bei der Commerzbank gekündigt. Welche Alternativen Verbraucher jetzt haben.
Gibt es noch kostenlose Girokonten?
Ja, aber es werden immer weniger. Am bekanntesten dürften wohl die Konten der ING und der DKB sein. Diese beiden Direktbanken bieten ihre Dienste noch ohne Gebühren an. Allerdings ist bei der ING – wie bei der Commerzbank auch – ein monatlicher Geldeingang von 700 Euro Pflicht. Es gibt aber noch weitere Banken, die kostenlose Girokonten anbieten.
Wie finde ich kostenlose Girokonten?
Vergangenen Sommer wurde ein eigenes Vergleichsportal eingeführt, das anbieterunabhängig und objektiv funktionieren sollte. Hintergrund war das Zahlungskontengesetz, das Verbrauchern bei der Girokontosuche Transparenz verspricht. Betrieben wurde das Portal von Check24. Anfang des Jahres wurde es wieder eingestellt. Das Unternehmen begründete diesen Schritt mit der Rechtsunsicherheit nach einer Klage des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. Perspektivisch soll die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) so ein Portal einrichten. Bis dahin bietet die Stiftung Warentest einen objektiven Vergleich an. Sie vergleicht auf ihrer Website 314 Girokonten von mehr als 130 Banken; elf davon sind ohne Wenn und Aber kostenlos und bundesweit nutzbar, etwa von der Degussa Bank, der Edeka Bank, der PSD Bank Nürnberg oder der Bank Santander. Das Finanzportal Biallo vergleicht rund 1300 Banken und kommt sogar auf 30 kostenlose Konten.
Welcher Preis für ein Girokonto ist angemessen?
Die Preise variieren von Bank zu Bank. Erst kürzlich wurde das „teuerste Konto Deutschlands“ bekannt, das die Sparkasse Siegen einführen will. Es soll 418,80 Euro im Jahr kosten. Neben den reinen Gebühren für das Konto sollen aber noch viele Extras inklusive sein. Natürlich geht es auch deutlich günstiger. Kunden sollten sich aber genau überlegen, was sie alles brauchen. „Manche Menschen legen darauf wert, dass eine Filiale mit einem persönlichen Berater in der Nähe ist. Andere wollen lieber kostenlos im Ausland Geld abheben“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Das hänge auch mit den unterschiedlichen Lebensphasen zusammen. Studenten hätten oft andere Anforderungen an ein Girokonto als Rentner. Auf ihrer Website bietet die Verbraucherzentrale eine Checkliste für die Auswahl des Girokontos an. Laut Stiftung Warentest sollte die Obergrenze bei 60 Euro beziehungsweise fünf Euro im Monat liegen. Dieser Preis sei akzeptabel, schließlich erbringe das Geldinstitut auch Leistungen dafür, etwa die Bereitstellung eines Filial- und Geldautomatennetzes, Beratung oder die Technik fürs Onlinebanking.
Wie schwierig ist es, ein Konto zu wechseln?
Ein Kontowechsel ist keine große Herausforderung, meint Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Seit einigen Jahren sind Banken sogar dazu verpflichtet, Kunden beim Umzug zu einem anderen Geldinstitut zu helfen. Die alte Bank muss dafür eine Übersicht aller Buchungen der letzten 13 Monate liefern, die neue Bank muss alle Zahlungspartner von der neuen Kontoverbindung schriftlich unterrichten. Innerhalb von zwölf Geschäftstagen soll der Kontowechsel erledigt sein. Neben der gesetzlichen Option bieten viele Banken auch einen eigenen Wechselservice an, der den Weg zum neuen Geldinstitut noch weiter vereinfachen soll. Oelmann rät trotzdem, das alte und das neue Konto noch mindestens drei Monate parallel laufen zu lassen. Wer sich davor scheut, die Bank zu wechseln, dem empfiehlt die Verbraucherschützerin, sich die anderen Kontooptionen seines Geldinstituts anzuschauen. Auch so könne ein Wechsel manchmal Geld sparen.
Droht eine Preisspirale bei Girokonten?
Das lässt sich nicht sagen. Allerdings haben die Verbraucherschutzminister der Länder Anfang Mai die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert. Auf ihrer jährlichen Konferenz haben sie einen Beschluss verabschiedet, der daran appelliert, die Kosten zu begrenzen. Konkret fordern die Politiker etwa, dass der Dispozins gedeckelt wird. Aktuell liegt er laut Stiftung Warentest im Schnitt bei zwölf Prozent. Die neue Grenze soll deutlich niedriger sein. Auch die Gebühren für das Geldabheben bei einer fremden Bank sollen sinken. Bislang werden dazu bis zu acht Euro fällig. Man habe den Eindruck, „dass manche Beträge, die da gefordert werden, völlig aus dem Rahmen fallen“, sagt Anna Gallina (Grüne), Hamburgs Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.