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Tourismus Bremer Hotels sind besser ausgelastet als vor Corona

Rund ums Rathaus erlebt Bremen derzeit ein buntes Treiben, viele Touristen sind in der Stadt. Die Hotels sind besser ausgelastet als 2019. Woran liegt das?
25.07.2022, 05:00 Uhr
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Bremer Hotels sind besser ausgelastet als vor Corona
Von Björn Struß

Nach zwei schwierigen Jahren erholt sich der Tourismus in Bremen wieder. Hotels und Pensionen freuen sich derzeit über viele Gäste. Die Auslastung liegt deutlich über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres. „Laut aktueller Zahlen der Deutschen Zentrale für Tourismus waren im Juni 76 Prozent der stadtbremischen Betten belegt, 2019 lag dieser Wert im gleichen Monat bei 68 Prozent“, erklärt Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und zuständig für die Bereiche Tourismus und Marketing. In einem bundesweiten Städtevergleich liege Bremen damit in den Top 10, noch vor beliebten Reisezielen wie München oder Dresden.

Auch der Mai lief laut Zahlen der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) für die Hotels mit einer Auslastung von 74 Prozent bereits besonders gut. „Unter den Bundesländern lag Bremen auf Rang vier, 2019 belegten wir einen der hinteren Plätze“, unterstreicht Rau. Die Stadt verfüge über knapp 15.000 Betten. Auch wenn aktuell viele Kongresse und größere Veranstaltungen nachgeholt werden, liegt die Zahl der Geschäftsreisenden laut WFB noch deutlich unter Vor-Corona-Niveau – dementsprechend machen die Touristen einen höheren Teil der Übernachtungen aus als 2019.

Neun-Euro-Ticket bringt Gäste nach Bremen

„In diesem Sommer erleben wir in Deutschland einen Boom des Städte-Tourismus. Das Neun-Euro-Ticket ist beliebt, die Bahnhöfe sind voll“, sagt Rau. Die WFB habe mit der Rabatt-Aktion „Moin für neun“ zusätzlich dafür geworben, die Stadt zu besuchen. Die Tourismus-Abteilung schaltete Radiospots, Plakatwerbung und Anzeigen in der Metropolregion. Laut Rau lässt sich der dadurch erzielte Werbeeffekt aber noch nicht in Zahlen ausdrücken. „Erkenntnisse könnte eine Marktforschung zum Neun-Euro-Ticket hervorbringen, an der auch die BSAG federführend beteiligt ist“, erklärt der Geschäftsführer.

Der Billig-Tarif macht das Reisen günstiger. Hinzu kommt, dass Bremen im Vergleich zu anderen Städten bei den Übernachtungen ein niedrigeres Preisniveau hat. „Eine Nacht kostet hier aktuell durchschnittlich rund 80 Euro, in Berlin oder Hamburg sind es 120 Euro. Dieser Unterschied entspricht in etwa einem Restaurantbesuch“, erläutert Rau.

Nach Einschätzung des Tourismusexperten waren es zuletzt auch Großveranstaltungen, die Bremen attraktiv gemacht haben. Iron Maiden spielten am Mittwoch ihr einziges Konzert in ganz Norddeutschland auf der Bürgerweide, unter den 35.000 Zuschauern waren viele auswärtige Fans. „Im Budget-Bereich von bis zu 90 Euro pro Nacht waren die Hotels komplett ausgebucht“, weiß Rau. Übernachtungsgäste seien in diesem Sommer auch bei der Schlagerparty „Olé“ sowie den Auftritten der Toten Hosen und der Ärzte zu erwarten. Anziehungskraft entfalteten zuletzt auch die Breminale, das Hoeg-Cityfest und La Strada.

„Der Stadttourismus lebt von diesen Anlässen“, betont Rau. „Beim ersten Besuch sind die Stadtmusikanten und der Roland noch interessant. Um die Menschen auch ein zweites und drittes Mal herzulocken, braucht es auch besondere Events.“

Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) berichtet von einer positiven Momentaufnahme. "Die vergangenen zwei Jahre waren eine Katastrophe. Jetzt können einige Hotels wieder etwas aufholen", sagt Detlef Pauls, Vorsitzender des Landesverbands Bremen. Die Zahl der Gäste liege wieder auf dem Level von 2019, in einigen Unterkünften auch darüber.

Wenig Geschäftsreisende in Bremen

"Bei den Geschäftsreisenden spüren wir aber nach wie vor eine große Zurückhaltung", schildert Pauls. Für sein Hotel Munte nahe dem Technologieparks und der Universität haben diese bis 2019 einen wichtigen Teil der Buchungen ausgemacht. "Die Pandemie haben wir genutzt, um in einen Wellnessbereich zu investieren und so attraktiver für Gäste zu sein, die hier ihre Freizeit verbringen", berichtet der Dehoga-Chef. Diese Entscheidung zahlt sich nun aus. Die Zimmer sind um rund zehn Prozent mehr belegt als 2019.

Die Hotels könnten diesen kleinen Boom aber noch besser nutzen, wenn ausreichend Personal verfügbar wäre. "Der Arbeitskräftemangel ist ein großes Problem. Bei manchen Stellenausschreibungen kommen keine Bewerbungen mehr", berichtet Pauls. Viele Beschäftigte seien in andere Branchen abgewandert und arbeiteten jetzt zum Beispiel auch noch in Impf- oder Testzentren.

Sorgen bereitet Pauls der Blick auf den Herbst und Winter. Mit möglicherweise deutlich steigenden Corona-Zahlen, einer hohen Inflation und der unsicheren Gasversorgung gibt es mehrere große Risikofaktoren. "Es ist völlig unklar, wie mit Hotels in einer Gasmangellage umgegangen werden würde. Sicher ist, dass die Gäste nicht für kalte Zimmer zahlen werden", warnt Pauls.

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