Die Nordwestbahn (NWB) verzeichnet seit Einführung des Neun-Euro-Tickets höhere Fahrgastzahlen, die mittlerweile auch das Vor-Corona-Niveau deutlich übertreffen. Wie berichtet, hat die Auslastung vor allem an den Wochenenden zugenommen. Bislang waren es eher Schätzungen und persönliche Eindrücke – nun liegen dem WESER-KURIER belastbare Zahlen für den Juni vor. Im gesamten Netz der Regio-S-Bahn, das die Linien RS1, RS2, RS3 und RS4 umfasst, sind demnach im Juni an einem durchschnittlichen Wochentag 63.938 Fahrgäste unterwegs gewesen. Im Juni 2019 waren es 59.325, was einem Zuwachs von acht Prozent entspricht. An Wochenenden stiegen die Fahrgastzahlen gegenüber 2019 um rund ein Viertel.
Eine Ausnahme bildet die Linie RS1, die zwischen Bremen-Farge und Verden verkehrt. Auf dieser Strecke sind im Juni zwar auch mehr Fahrgäste als in den Vormonaten unterwegs gewesen – die Werte von 2019 wurden allerdings nur am Wochenende annähernd erreicht. Der Regio-S-Bahn-Verantwortliche Robert Palm sieht den Schienenersatzverkehr als möglichen Grund, der im Juni wegen Bauarbeiten zeitweise eingerichtet worden war. Außerdem entfallen noch bis Ende September zwischen dem Bremer Hauptbahnhof und Verden täglich 25 Züge.
Deutliche Zuwächse gibt es hingegen zum Beispiel auf der Linie RS3, die Bad Zwischenahn und Bremen verbindet. An Sonntagen im Juni wurde diese Strecke von durchschnittlich 7685 Fahrgästen genutzt – im Vergleich zum Juni 2019 (4319) beträgt der Zuwachs 78 Prozent. Auf den Linien der RS2 (Bremerhaven-Twistringen) und der RS4 (Nordenham-Bremen) sind ähnliche Entwicklungen erkennbar. Im Vergleich zum Jahr 2019 zeige sich "ein großer Anstieg im Freizeitverkehr", so Palm. Insbesondere die Strecken der RS3 und der RS4 wurden aber auch innerhalb der Woche deutlich stärker frequentiert als in der Vor-Corona-Zeit.
Nicht nur die Fahrgastzahlen sind gestiegen, sondern auch die sogenannten Personenkilometer, die die gefahrene Strecke ausdrücken. Dieser Wert hat sich im Netz der Regio-S-Bahn an einem durchschnittlichen Wochentag auf etwa 1,3 Millionen Kilometer erhöht – verglichen mit dem Juni 2019 ein Zuwachs von 18 Prozent. Der Anstieg fällt somit höher aus als bei den Fahrgastzahlen. Heißt: "Die Fahrgäste fahren längere Strecken in unseren Zügen", sagt Palm.