Nach den coronabedingt schwierigen Vorjahren zeigt sich die Bremer Tourismusbranche optimistisch, dass es 2022 besser läuft. Die Voraussetzungen dafür sind da: Während im vergangenen Jahr noch bis in den Mai hinein Beherbergungsverbote galten, sind dieses Jahr zwei Wochen vor Ostern fast alle Corona-Beschränkungen gefallen.
„Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Buchungslage in unserem Service-Center derzeit für Ostern und Himmelfahrt relativ gut ist“, erläutert Maike Bialek, die bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) für den Bereich Tourismus zuständig ist. Für den Sommer werde bislang eher zögerlich gebucht – laut Bialek eine Corona-Nachwirkung. Privatreisende buchten weiterhin relativ spontan, ein bis zwei Wochen im voraus.
Die Bremer Landesvertretung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) ist verhalten optimistisch. Manche Betriebe hätten bereits gut zu tun, bei anderen laufe es noch eher schleppend, sagt der Vorsitzende Detlef Pauls. Insgesamt werde aber deutlich, dass die Touristen Bremen wieder verstärkt ansteuerten – wenn auch noch nicht auf dem Niveau von 2019. Prognosen für den Sommer seien noch nicht möglich. Dass jemand seinen Jahresurlaub in Bremen verbringt, ist eher die Ausnahme. „Im vergangenen Jahr war allerdings jemand sieben Nächte am Stück bei uns. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Küsten, an denen normalerweise länger Urlaub gemacht wird, total überlaufen waren“, sagt Pauls, der unter anderem das Hotel Munte am Stadtwald betreibt.
Negative Effekte durch Hotspot-Regel?
Sorgen bereitet ihm nach eigener Aussage die Möglichkeit, dass Bremen zu einem sogenannten Corona-Hotspot erklärt wird. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) hatte dieses Bestreben am Freitag angekündigt. Direkte Einschränkungen für Touristen wären damit voraussichtlich nicht verbunden – Pauls befürchtet aber einen „negativen symbolischen Effekt“.
Auf besseres Wetter hofft Vera Klinker-Emde, die mit ihrem Mann den Campingplatz am Unisee betreibt. Trotz des winterlichen Rückfalls gehe die Saison langsam los, sagt sie. Die Buchungen für die nächsten Wochen seien vielversprechend. Auch für den Sommer gebe es schon Reservierungen – ob der Andrang ähnlich groß wie in den Vorjahren werde, lässt sich Klinker-Emde zufolge noch nicht absehen.
Wohnmobile steuern Bremen an
Noch optimistischer ist Hans Bahrenburg. „Wir erwarten einen gut besuchten Sommer“, sagt der Betreiber des Wohnmobilstellplatzes auf dem Stadtwerder. Die Zahlen von 2019 könne man voraussichtlich noch nicht ganz erreichen, aber ansonsten rechne er mit einer Saison ohne Einbußen. Anders als im Vorjahr – das Bahrenburg zufolge auch gut gelaufen ist – seien nun wieder mehr ausländische Gäste zu erwarten. In der Vor-Corona-Zeit habe deren Anteil zeitweise bei 50 Prozent gelegen. Für Reisende aus Südeuropa auf Deutschlandreise sei Bremen häufig ein fester Anlaufpunkt, erklärt Bahrenburg. Ihm zufolge ist Ostern für Wohnmobilbesitzer der erste Höhepunkt der Saison: „Da sind sie alle unterwegs.“ Der reservierbare Teil des Stellplatzes sei bereits ausgebucht.
Während die Camping- und Stellplätze verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen sind, lief es in den Jugendherbergen deutlich schlechter. Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) verzeichnete in den vergangenen beiden Jahren auch in den Herbergen im Gebiet Unterweser-Ems deutliche Einbrüche. In der Jugendherberge Worpswede waren es beispielsweise im Jahr 2021 etwa 5000 Übernachtungen – nach gut 18.000 im Jahr 2019.
Mit Blick auf die nächsten Monate sei die Auslastung im Nordwesten allerdings wieder „zufriedenstellend“, sagt DJH-Sprecherin Gesa Hauschild. Buchungen für Schulklassen würden deutlich über dem Vorjahr liegen, und auch Familien hätten für die Oster- und Sommerferien gebucht. Für die Bremer Jugendherberge gilt das nicht: Der Standort wird seit März 2020 und voraussichtlich noch bis Ende November dieses Jahres für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt.
Weiterhin eher schleppend laufe in Bremen der Geschäftsreisetourismus, berichten der Dehoga-Landesverband und die WFB. Als Grund wird unter anderem genannt, dass noch nicht alle Messen wieder in Präsenz stattfänden. Detlef Pauls sieht auch steigende Energiekosten als Faktor – viele Firmen würden es sich überlegen, ob sie ihre Mitarbeiter auf Reisen schicken. Der Geschäftsreisetourismus spielt in Bremen eine wichtige Rolle: WFB-Angaben zufolge machen geschäftliche Aufenthalte mehr als 60 Prozent der gewerblichen Übernachtungen aus.