Trotz Lieferkettenproblemen, hervorgerufen durch einen weltweiten Mangel an Containern, trotz teilweise geschlossener Häfen und Abfertigungsverzögerungen insbesondere auf nordamerikanischen und asiatischen Destinationen, lag der Containerumschlag in den bremischen Häfen und Bremerhaven im vergangenen Jahr laut Häfenressort über dem Niveau von Vor-Corona. Gleiches gilt auch für den Gesamtgüterumschlag.
Mehr Container als 2019
Fünf Millionen Standardcontainer (TEU) gingen 2021 über die Kaikante – 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr und ein Plus von 3,3 Prozent gegenüber 2019. Der Gesamtgüterumschlag nahm mit 69,696 Millionen Tonnen um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu und liegt 0,4 Prozent über dem Niveau von 2019.
Häfensenatorin ist zufrieden mit Hafenbilanz
Mit den Zahlen dürfe man zufrieden sein, sagte Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) im Rahmen der Hafenbilanz, die an diesem Mittwoch im Rathaus stattfand. Neben der Senatorin nahmen daran auch Robert Howe, Geschäftsführer der stadteigenen Hafenmanagementgesellschaft Bremenports, und Frank Dreeke, Vorsitzender der BLG Logistics Group, teil. An der BLG KG hält die Stadt Bremen sämtliche Kommanditanteile. "Auch die bremischen Häfen waren von den gestörten Lieferketten betroffen", so die Senatorin. "Dennoch waren die bremischen Häfen auch im zweiten Jahr der Pandemie und den daraus resultierenden schwierigen Gesundheits- und Hygienevorschriften jederzeit voll einsatzbereit." Die Umsatzzahlen der bremischen Häfen hätten sich trotz Corona verbessert.
Zweistelliges Plus beim Massengutumschlag
Der Gesamtgüterumschlag verteilt sich mit 56,84 Millionen Tonnen auf Bremerhaven (plus 1,3 Prozent) und mit 12,86 Millionen Tonnen auf die stadtbremischen Häfen, die damit im Vergleich zu 2020 um 23,6 Prozent zugelegt haben. Den Anstieg in den stadtbremischen Häfen führt das Häfenressort auf ein Plus von 12,5 Prozent beim Massengut auf insgesamt 9,69 Millionen Tonnen und die Zunahme um 3,7 Prozent beim Stückgut auf insgesamt 59,99 Millionen Tonnen zurück, wovon 8,36 Millionen Tonnen nicht-containerisierte Güter waren. Letzteres bedeutet ein Plus von 23,8 Prozent. Das hat sich beispielsweise besonders beim Umschlag von Kohle und Koks bemerkbar gemacht: Da lag der Umschlag bei 0,679 Millionen Tonnen in 2021 - eine Zunahme um 70,6 Prozentpunkte zu 2020 (0,398 Millionen Tonnen).
Automschlag stagniert
Der Autoumschlag stagnierte in Bremerhaven bei etwa 1,7 Millionen Fahrzeugen im Vergleich zu 2020. Das sind rund 20 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. Als Grund dafür gab BLG-Chef Dreeke vor allem den weiterhin bestehenden Chipmangel und den damit verbundenen Produktionsstau bei den Herstellern an. Insgesamt könne er noch keine genauen Zahlen für die gesamte BLG Group nennen, weil die Bilanz erst im April veröffentlicht wird. "Wir werden aber mit einem gutem Ergebnis abschließen." Dafür sorge insbesondere das Contract-Geschäft vor allem bei Konsumgütern und der Containerumschlag, der bei der BLG über die Beteiligung am Terminalbetreiber Eurogate abgewickelt werde. Im Vorjahr hatte das Unternehmen erstmals einen Verlust gemacht, der bei 116 Millionen Euro lag. Die Pandemie hatte das Logistikunternehmen in einem bis dahin nie gekanntem Maß beeinflusst.
Hafen als Jobmotor
Die bremischen Häfen bezeichnete Senatorin Schilling als "Rückgrat der Wirtschaft. Ohne sie geht es nicht." Und das zeigt sich auch an der Beschäftigung, für die Hafen- und Logistikbetriebe direkt und indirekt sorgen. So gab es im Jahr 2019 laut einer Studie des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) im Auftrag der Häfensenatorin im Bundesland Bremen insgesamt 38.800 Arbeitsplätze. Die direkte Beschäftigung des Hafen- und Terminalbetriebs und der komplementären Dienstleistungen bildeten danach mit insgesamt 6.400 Beschäftigten nur den kleineren Teil ab. Besonders die direkten Effekte der hafenbezogenen Transportkette und Industrie tragen mit 26.500 Beschäftigten zum Gesamtergebnis bei. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse, die durch die bremischen Häfen im Bundesland Bremen gesichert werden, können nur geschätzt werden. Das ISL geht davon aus, dass die direkt hafenbezogene Beschäftigung im Bundesland Bremen im Jahr 2020 um etwa 3,3 Prozent zurückging. Mit der Erholung des Umschlaggeschäfts im Jahr 2021 und den folgenden Jahren wird davon ausgegangen, dass auch das Beschäftigungsvolumen wieder zunimmt.
Bundesweite Bedeutung
Die bremischen Häfen sind laut der ISL-Studie zentraler Bestandteil der maritimen Wirtschaft und von herausragender Bedeutung für das Bundesland Bremen, das gesamte Bundesgebiet und als internationales Drehkreuz im Hinterland- und Transshipment-Verkehr auch für andere europäische Staaten. "Die gesamte volkswirtschaftliche Bedeutung der bremischen Häfen wird deutlich, wenn deren Funktion als Zugang zu den Weltmärkten für deutsche ex- und importierende Unternehmen berücksichtigt wird", heißt es. "Die sogenannte Gateway-Funktion der bremischen Häfen sicherte im Jahr 2019 bundesweit 344.900 Industriearbeitsplätze", so Häfensenatorin Schilling.
Havarie an der Drehbrücke
Die größte Herausforderung im vergangenen Jahr war für Bremenports laut Howe, die Folgen der Havarie der Drehbrücke zu bewältigen. Hier war am 1. April ein Stahlträger gerissen, daraufhin wurde die Brücke innerhalb einer Woche abgewrackt. Howe: „In einer gemeinsamen Kraftanstrengung vieler Akteure konnte in kürzester Zeit die Funktionsfähigkeit des Hafens wiederhergestellt werden.“ Ein Jahr nach der Havarie der Brücke soll im Frühjahr eine Fähre den Betrieb aufnehmen, die die Querung zur Columbusinsel sicherstellt. Parallel seien erste Entwürfe für den Bau einer neuen Drehbrücke erstellt worden.