Die Häfen in Bremen und Bremerhaven sind die DNA unseres Bundeslandes. Zusammen mit der Logistikbranche bieten sie rund 80.000 Menschen Beschäftigung. Jedoch stehen unsere Häfen derzeit vor großen Herausforderungen; sie verlieren seit einigen Jahren substanziell Marktanteile gegenüber den Wettbewerbern Rotterdam und Antwerpen. Vor diesem Hintergrund hätte eine von Unternehmen getriebene stärkere Kooperation der deutschen Nordseehäfen viele Vorteile. Sofern kein selbstzufriedener Monopolist entsteht, böte sie die Chance, die Containerterminals in Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven gemeinsam in ihrer internationalen Wettbewerbsposition zu stärken. Marktanteile im Containerumschlag, die in jüngerer Zeit an die Rheinmündungshäfen verloren gegangen sind, könnten zurückgewonnen sowie positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte für die norddeutsche Küste erzielt werden.
Damit dies gelingen kann, sind die Häfen auch weiterhin auf die Vertiefung von Weser und Elbe angewiesen. Da kann man der WWF-Vertreterin und ihrer entsprechenden Forderung in einem Gastkommentar an dieser Stelle nur ganz entschieden widersprechen. Eine allein von Schiffstiefgängen abhängige Arbeitsteilung der deutschen Häfen ist Utopie, denn Containerströme lassen sich nicht dirigistisch lenken. Reeder und Verlader wählen die Häfen, die in ihrem Netzwerk am besten funktionieren, also schnell und wirtschaftlich sind und eine gute Hinterlandanbindung bieten. Eine Konzentration aller Großschiffe ausschließlich auf den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven liegt weder im Bereich des Möglichen noch in der Hand der deutschen Hafenwirtschaft. Nur die kontinuierliche Weiterentwicklung aller Umschlagshäfen und ihrer Infrastruktur sichert die Wertschöpfung und somit die Arbeitsplätze langfristig.
Die Diskussion um eine norddeutsche Hafenkooperation darf sich jedoch nicht ausschließlich auf die großen Umschlagsunternehmen verengen. Es gibt viele weitere gemeinsame Hafenthemen, bei denen ein norddeutscher Schulterschluss sinnvoll ist. So berührt beispielsweise der Aus- und Weiterbau der Küstenautobahn A20 ebenso die maritime Wirtschaft aller fünf norddeutschen Bundesländer wie die gemeinsame Suche nach praxistauglichen Lösungen auf dem notwendigen Weg zu umweltfreundlichen und CO2-neutralen Häfen. Eine engere Kooperation kann zudem die Optimierung der Verkehrs- und Ladungsinformationsflüsse sowie die Entwicklung neuer digitaler Dienstleistungen und Prozessinnovationen zum Ziel haben. Es gilt also, wichtige Zukunftsthemen klug miteinander zu verknüpfen und im norddeutschen Maßstab zu denken. Umweltbelange müssen dabei selbstverständlich vollumfänglich berücksichtigt werden.

Eduard Dubbers-Albrecht Präses Handelskammer Bremen