Einen Verein zu führen ist schön, macht aber auch viel Arbeit. Das Software-Unternehmen Fairgate ist vor fast 20 Jahren angetreten, um die digitale Verwaltung von Vereinen und Verbänden unkomplizierter, komfortabler, nutzerfreundlicher und effektiver zu gestalten. Vor einem Jahr hat die Schweizer Mutter eine deutsche Tochter bekommen. Die Fairgate Deutschland GmbH hätte grundsätzlich überall im Land Wurzeln schlagen können. Doch Geschäftsführerin Stephanie Mayfield zog es ganz bewusst und mit größter Begeisterung nach Bremen.
Noch bis Ende Februar ist das Team in einem kleinen Ladengeschäft Vor dem Steintor untergekommen, direkt neben der Traditionsschlachterei Safft, mittendrin im urbanen Leben. „Ich liebe das“, sagt Mayfield. Die offizielle Geschäftsadresse ist zurzeit noch ein Co-Working-Space um die Ecke an der Wielandstraße, ein dauerhafter Standort wird gesucht. Kundenkommunikation im Sinne von persönlicher Ansprechbarkeit gehört bei Fairgate zum Geschäftsmodell - das vertrage sich nicht so gut mit den übrigen Co-Workern, die still und konzentriert an ihren Rechnern sitzen, so die 38-Jährige. Den Pop-Up-Store nutze man als Chance, sich in der Stadt vorzustellen. Ab und zu kommen Neugierige hinein, und lassen sich bei einer Tasse Kaffee erzählen, was das Versprechen „Mehrwert für Vereine und Verbände“ konkret bedeuten kann.
Kampf der Excel-Tabelle
„Wir haben den Excel-Tabellen den Kampf angesagt“, scherzt die Geschäftsführerin. Mit der Fairgate-Software können sich Vereine und Verbände Websites erstellen lassen und sich ganz nach dem eigenen Bedarf mit Programmen zur Daten-, Mitglieder-, Kontakt- und Sponsorenverwaltung versorgen lassen. Veranstaltungen und aktuelle Informationen - etwa Spielberichte - können unkompliziert eingepflegt werden. Über das Finanz-Modul können Mitgliedsbeiträge verwaltet, Rechnungen, Mahnungen und Gutschriften mit wenigen Klicks erstellt werden. Auf Wunsch kann ein Intranet für die interne Kommunikation eingerichtet werden. „Wir decken so gut wie jeden Aspekt der Vereinsarbeit ab und können auch mit komplexen Strukturen gut umgehen", erklärt Mayfield.
Kollege Thorben Kahnert ist in Bremen für das Marketing verantwortlich: Die sozialen Netzwerke, die sich seit einem Jahrzehnt im Tiefschlaf befanden, müssen nun mit Inhalten aufgeweckt werden, die Öffentlichkeitsarbeit muss unbedingt verstärkt werden. Im Mutterland Schweiz hingegen ist die Fairgate AG schon längst etabliert. Zum Kundenstamm zählen Zünfte, Gewerbevereine, Berufsverbände, eine lange Liste von Clubs und Vereinen der unterschiedlichsten Sportarten sowie die Mehrzahl der olympischen Verbände. Darunter sind Riesen wie der schweizerische Ski- und der Schwimmverband. Doch von Fairgate werden auch die Fastnachtsgesellschaft, der Jodlerclub, Amateurtheatertruppen, Musikschulen und Schützenvereine betreut. Die „Kleinen“ können sich das leisten, weil das Unternehmen ein Solidarprinzip praktiziere, erklärt Mayfield. Was die Kosten betreffe, „lassen wir immer mit uns reden".
Die Nutzer sollen nicht hängen gelassen werden
„Software-Programme sind keine Kühlschränke", sagt die studierte Philosophin und Volkskundlerin. „Man verkauft sie nicht einfach und sieht die Kunden nicht wieder.“ Die Programme werden permanent vom 22-köpfigen Entwicklungsteam aktualisiert und weiterentwickelt. Die Nutzerinnen und Nutzer werden geschult und können sich bei Fragen und Problemen jederzeit von den Leuten im Support beraten und helfen lassen. Die für ein Software-Unternehmen „untypische" Erreichbarkeit sei eine der Besonderheiten, die von der Kundschaft sehr geschätzt werde. „Wir sind anders", betont Mayfield. „Wir sind menschlich sehr nah an den Vereinen beteiligt."
Immer im Blick sei dabei die Tatsache, dass die meisten der Menschen, die mit dem digitalen Instrumentarium arbeiten, eben keine IT-Profis seien. „Indem unsere Tools so weit automatisiert sind wie möglich, tragen wir dazu bei, dass Ehrenamt funktionieren kann“, sagt die Geschäftsführerin. Genau das war die Absicht von Unternehmensgründer Stefan Schärer, der in seinem Heimatland als „Handball-Legende“ bekannt ist. Nach seiner aktiven Karriere wirkte er als Präsident des Handballvereins Pfadi Winterthur, mit dem er selbst in den 1990er-Jahren sechs Mal die Meisterschaft gewonnen hatte.
Hauptberuflich wurde Schärer, der inzwischen den Schweizer Eishockeyverband leitet, ebenso erfolgreich im Online-Business. Als ihm die Zettelwirtschaft in der Vorstandsarbeit zu bunt wurde, entwickelte er die Idee zu einer Vereinssoftware. Da auch andere Vereine, Verbände und Organisationen davon profitieren könnten, was bei den Winterthurer Handballern gut lief, wurde im Jahr 2005 Fairgate gegründet. 2009 übernahm Daniel Schweri die Geschäftsführung der AG mit Firmenzentrale nahe Zürich, die mittlerweile mehr als 40 Mitarbeiter beschäftigt. In Bremen können in den kommenden Jahren noch einige mehr dazu kommen, kündigt Mayfield an: „Wir wollen wachsen."
Über die Landesgrenzen habe das Unternehmen schon seit Langem hinübergeschaut und „davon geträumt, nach Deutschland zu gehen." Als sie die Anfrage erhielt, die deutsche Tochtergesellschaft aufzubauen, habe sie eine Stadt nicht nur zum Arbeiten, sondern auch fürs Leben gesucht, erzählt Mayfield, die in den USA geboren wurde und seit ihrer Kindheit nirgendwo lange sesshaft war. „Bremen ist fantastisch”, schwärmt sie, „so integrativ und offen für andere Menschen, für Austausch und neue Ideen. Noch nie habe ich mich in einer Stadt so schnell so willkommen gefühlt.”

”Noch nie habe ich mich in einer Stadt so schnell so willkommen gefühlt”, schwärmt Fairgate-Geschäftsführerin Stephanie Mayfield.