Bremen ist eine schöne Stadt, keine Frage. Das sehen nicht nur etliche Bremer so. Die mehr als 1,3 Millionen Besucher jährlich zeugen ebenfalls davon, dass die Stadt offenbar einen besonderen Reiz ausübt. Sonst würden sie ja nicht hierherkommen. Auch wirtschaftlich hat sich Bremen zuletzt deutlich verbessert: Die Arbeitslosenquote im Bezirk der Arbeitsagentur ist zum ersten Mal unter die Marke von neun Prozent gefallen, selbst Langzeitarbeitslose hatten es nun leichter, Jobs zu finden. Hier profitiert Bremen – wie auch der Rest des Landes – vor allem von der guten Konjunktur.
Jetzt besteht jedoch die Gefahr, dass diese guten Nachrichten die anderen Probleme überdecken und in den Hintergrund rücken lassen. Tatsächlich gibt es immer noch Sachen, in denen Bremen besser werden muss – das hat vergangenes Jahr die Diskussion um Bremens Image und die „graue Maus“ gezeigt. Dazu gehören etwa die Schulen oder die Kinderbetreuung.
Wenn die Verantwortlichen für das Standortmarketing die Stadt jetzt wie ein Unternehmen sehen wollen, das an seinen Produkten arbeiten muss, ist das gut. Und wenn sie mit den Vorzügen der Hansestadt werben, sagen, was hier ausgezeichnet läuft, dann ist das noch besser. Schließlich ist Bremen nicht die einzige schöne Stadt, die Konkurrenz in Europa ist groß.
Gut gemachte Werbung ist wichtig, wenn man etwas verkaufen will – und leider nicht mal eben so ausgedacht. Dass die Verantwortlichen daher jetzt genauer überlegen wollen, was Bremen ausmacht, sich auf die Suche der Stadt-DNA begeben, ist vernünftig, hätte in der jahrhundertelangen Geschichte aber eigentlich schon längst passieren müssen.
Wichtiger als jede Werbung sind aber die Versprechen, die dahinter stehen. Bremen muss wirklich an seinen Problemen arbeiten und sich verbessern. Ansonsten hat die Werbung genau den gegenteiligen Effekt: Kunden fühlen sich getäuscht und abgeschreckt. Das Produkt Bremen wäre durchgefallen, ein Flop.