Die IG Metall will in der aktuellen Tarifauseinandersetzung für die Stahlindustrie im Nordwesten den Druck erhöhen: Die Tarifkommission hat nach Angaben der Gewerkschaft einstimmig Warnstreiks beschlossen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Betriebe hätten deutlich gemacht, dass eine Einmalzahlung "in keiner Weise ausreichend" sei angesichts der sehr guten Lage in der Stahlbranche.
In der nächsten Woche soll es auch beim Bremer Werk von Arcelor-Mittal einen Warnstreik geben. Das teilte der Betriebsratsvorsitzende der Hütte Muhammet Tokmak, zugleich Bürgerschaftsabgeordneter der SPD, dem WESER-KURIER auf Anfrage mit. Das Unternehmen selbst wollte sich am Mittwoch noch nicht zur Aktion äußern.
Das Stahlwerk an der Weser habe im vergangenen Jahr Rekorderlöse erzielt, sagte der Geschäftsführer der IG Metall Bremen Bernd Rosenbaum. Trotz der Unsicherheit in der Wirtschaft wegen des Kriegs in der Ukraine seien die Aussichten für den Standort gut. "Die Einmalzahlung reicht nicht", so der Metaller mit Blick auf die Inflation. Die Beschäftigten erwarteten eine Erhöhung der Entgelte. Details zum Streik soll es Anfang der nächsten Woche geben.
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Ende Mai laufen die Tarifverträge aus. Die IG Metall fordert in dieser Runde 8,2 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber schlugen dagegen in der ersten Verhandlung eine Einmalzahlung von 2100 Euro vor. Am Montag soll es beim zweiten Gespräch laut IG Metall kein neues Angebot der Unternehmen gegeben haben. Zum Tarifgebiet gehören Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen. So werden die Verhandlungen nach Angaben der Gewerkschaft für 68.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stahlbranche geführt.
Die Forderung der Gewerkschaft hält der Bremer Betriebsratschef Tokmak für gerechtfertigt. "Es war ein wirklich gutes Jahr", konstatiert er für die gesamte Stahlindustrie. Als Mitglied der Tarifkommission stimmte er ebenfalls für die Warnstreiks. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Belegschaft in Bremen am Ausstand teilnehmen werden? "Ich hoffe, alle."
IG Metall fordert generelle Gehaltsanpassung statt Einmalzahlung
Die Beschäftigten hätten während der vergangenen Jahre trotz schwieriger Bedingungen für dauerhafte Stabilität in den Unternehmen gesorgt und die guten Gewinne im vergangenen Jahr erst möglich gemacht, äußerte sich der Verhandlungsführer der IG Metall für den Nordwesten Knut Giesler in der Mitteilung der Gewerkschaft. "Jetzt wollen sie auch dauerhaft an der guten wirtschaftlichen Situation in der Branche beteiligt werden." Eine Einmalzahlung reiche da nicht aus, es brauche eine generelle Gehaltsanpassung. "Das wird vor den Toren bei den Warnstreiks deutlich werden“, sagte Giesler.
Die Warnstreiks beginnen unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht am 1. Juni. Die nächste Verhandlungsrunde ist dann am 10. Juni geplant.