Am vergangenen Wochenende hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sein Ziel erreicht: Autos mit Verbrennermotoren dürfen auch nach 2035 neu zugelassen werden, wenn sie mit sogenannten E-Fuels fahren. Roland Rose, Geschäftsführer des Bremer Mineralölhandels (BMÖ), würde an seinen 36 Tankstellen in Bremen und umzu gerne E-Fuel an alle Autofahrer verkaufen. Die deutsche Gesetzgebung hindert ihn daran, obwohl es mit der Europäischen Industrienorm namens DIN EN 15940 längst eine Erlaubnis gibt.
Sie regelt die Verwendung von synthetischen paraffinierten Kraftstoffen im Straßenverkehr und ist in einer Reihe von EU-Ländern bereits seit mehr als drei Jahren umgesetzt. "Deutschland hinkt hinterher, obwohl EU-Richtlinien spätestens nach zwei Jahren in nationales Recht umgewandelt werden müssten", sagt der Kraftstoffhändler.
Die Bundesregierung hat sich inzwischen darauf verständigt, die europäische Norm auch in Deutschland zuzulassen, ein fixes Datum gibt es dafür aber immer noch nicht. Rose sagt: "Wir wären vorbereitet und könnten sofort loslegen." Der Verein, in dem BMÖ Mitglied ist, bringt nun einen E-Fuel heraus, der auf verflüssigtem Biogas basiert.
E-Fuel 20 Cent teurer pro Liter
Rose geht davon aus, dass ein Liter E-Fuel etwa 20 Cent mehr kosten würde als herkömmlicher Kraftstoff und sowohl für Diesel- als auch für Otto-Motoren ein Ersatz wäre. Laut Rose setzen die Produzenten vorerst eher auf Dieselersatz: "Da haben Sie sofort große Einheiten, die es verwenden können." Damit meint der BMÖ-Geschäftsführer nicht nur die gesamte Transportlogistik - auch für Binnenschiffe könne das eine Alternative sein.
Damit der synthetische Kraftstoff an Tankstellen verfügbar werden könnte, sollte Super für die E-Fuels Platz machen, findet Rose: "In Deutschland gibt es als Superkraftstoffe E10 und E5. Zwei Superkraftstoffe passen aber eigentlich nicht mehr in die Landschaft." Wenn eine Super-Variante in Zukunft wegfallen würde, wäre sofort ein Tank frei. "Die Autos können inzwischen alle E10 tanken", sagt Rose.
Produktion von E-Fuel außerhalb Deutschlands
E-Fuel-Mengen für alle Tankstellen bundesweit gebe es noch nicht. "Die kann man aber schnell aufbauen", ist sich Rose sicher. Wenn für die Produktion grüne Energie zum Einsatz kommt, würde man die E-Fuels außerhalb Deutschlands herstellen, so wie es Porsche nun in Chile macht. Es kommen Länder infrage, die von vielen Sonnenstunden profitieren.
Kritiker würden E-Fuels allerdings lieber woanders eingesetzt sehen. Der Kraftstoff-Experte Ulf Neuling vom Thinktank Agora Verkehrswende sieht die Zukunft von E-Fuels außer in der Schifffahrt vor allem im Luftverkehr, weil dort insbesondere auf Langstrecken keine Alternative absehbar sei: "Statt E-Fuels in andere Märkte zu drängen, wo bereits überlegene emissionsfreie Alternativen zur Verfügung stehen, sollten Wirtschaft und Politik ihre Ambitionen vor allem auf den Luftverkehr konzentrieren."
Eine Lösung für den Übergang
Rose als Mineralölhändler sieht E-Fuels als eine Lösung für den Übergang: "Unser Problem ist weltweit gerade der CO2-Ausstoß und nicht die Frage, was die beste Technologie ist." Er fügt hinzu: "Aber lasst es uns doch erst mal machen, bis wir dann bei einer Lösung sind, die 100 Prozent hergibt - und die dann aus reinem Ökostrom produziert ist." Sobald dieser Punkt erreicht sei, würde auch das Thema Energieeffizienz keine Rolle mehr spielen: "Wenn alternative Energie irgendwann ausreichend zur Verfügung steht, weil überall in der Wüste Fotovoltaikanlagen den Strom produzieren oder vielleicht sogar neue Technologien hinzukommen, wird sich keiner mehr Gedanken über die Effizienz machen." Es braucht laut Rose für die Energiewende nicht den einen Schritt, sondern mehrere kleine Schritte.
Einen weiteren Unterstützer hätte er: Der Präsident und Landesinnungsmeister des Kfz-Verbands Niedersachsen-Bremen, Karl-Heinz Bley, forderte gerade erst bei der Jahresbilanz des Bremer Kfz-Handwerks: "Die Bundesregierung sollte E-Fuels bei der Steuer begünstigen." Bundesfinanzminister Christian Lindner kann sich dies auch vorstellen. Die Grünen lehnen dies ab.