Anfang des Monats haben die beiden Tech-Konzerne Meta (ehemals Facebook) und Apple jeweils ihre neuesten Entwicklungen aus dem Bereich der Virtual-Reality-Brillen vorgestellt. Demnach sollen die „Meta Quest 3“ ab Herbst dieses Jahrs und Apples „Vision Pro“ ab Frühjahr 2024 auf den Markt kommen. Beide VR-Brillen unterscheiden sich bei einer ersten Betrachtung der Spezifikationen im Detail schon relativ deutlich, insbesondere was die verbaute Technik, aber auch den Preis angeht. Eine Entwicklung haben beide VR-Brillen aber gemein: Sie begnügen sich nicht mehr nur damit, im Inneren der Brille eine virtuelle Phantasiewelt darzustellen.
Tatsächlich sind beide Brillen mit einer Technik ausgestattet, die es ihnen erlaubt, auch die wirkliche Umgebung der physischen Realität innerhalb der Brille virtuell abzubilden, um dann weitere virtuelle Inhalte darüber legen zu können. Eine solche Vorgehensweise nennt sich Mixed Reality und wird unter anderem dadurch ermöglicht, dass die Brillen an ihrer Außenseite über mehrere Kameralinsen und Sensoren verfügen, die die Umgebung wahrnehmen.
So sollen allein in Apples „Vision Pro“ zwölf Kameras und eine Vielzahl weiterer Sensoren vorhanden sein. Apple nutzt auch sogenannte LiDAR-Sensoren, die ähnlich wie ein Radar, Tiefeninformationen der Umgebung mit nicht sichtbaren Laserstrahlen messen. Diese Technik ist nicht neu und wird aktuell schon in einigen Smartphones verwendet. Nun wird sie aber zum mächtigen Werkzeug, um die echte Realität mit der virtuellen Realität innerhalb der Mixed-Reality-Brille passgenau vermischen zu können. Was kommt hier auf uns zu?
Meta plant schon seit einiger Zeit, die Arbeitswelt mittels Mixed-Reality-Anwendungen zu verändern. Monitore im Homeoffice oder im Büro würden nach dieser Vorstellung der Vergangenheit angehören. Vielmehr könnte man sich die Monitore einfach virtuell anzeigen lassen, während man ansonsten die heimischen Räume oder die Büroräume in der Brille wahrnimmt. Auch Videokonferenzen sollen erlebbarer werden und die Teilnehmer in einem virtuellen Raum zusammenbringen.
Apple treibt das Ganze weiter voran: Perspektivisch wird hier die Vision gezeichnet, dass Nutzer die Mixed-Reality-Brille für längere Zeit oder sogar dauerhaft im Alltag tragen und so eine weitere Ebene der Realität erleben. Stellt man sich das bildlich vor, so könnte man in Zukunft mit dem Träger einer solchen Brille vor Ort kommunizieren, ohne selbst eine solche zu tragen. Dies würde sich für viele Menschen vermutlich sehr befremdlich anfühlen, denn man könnte sich in diesem Szenario während eines Gesprächs noch nicht einmal in die Augen sehen.
Aber auch hieran hat Apple bei der „Vision Pro“ gedacht: In die Außenhülle der Brille ist ein Bildschirm integriert und im Innenbereich Kameras. Ein Teil des Gesichts und die Augen des Trägers werden von den Kameras erfasst und die virtuelle Darstellung des Gesichts des Trägers in Echtzeit auf der Außenseite der Brille animiert dargestellt. Auf diese Weise könnte man seinem Gegenüber tatsächlich in die Augen sehen – jeweils virtuell.
Festzustellen bleibt, dass die großen Tech-Unternehmen derzeit an technischen Möglichkeiten arbeiten, die langfristig unseren Alltag massiv verändern könnten. Und vielleicht weisen die Entwicklungen rund um Mixed Reality in Zukunft sogar ein ähnliches Veränderungspotential auf, wie dies sonst aktuell nur beim Thema Künstliche Intelligenz gesehen wird. Außerdem könnten sich Mixed Reality und Künstliche Intelligenz gegenseitig noch verstärken. Man stelle sich nur eine Mixed-Reality-Brille vor, die ihren Träger den ganzen Tag mit weiteren Zusatzinformationen versorgt, die durch einen KI-Algorithmus in Echtzeit geliefert werden. Spätestens hier wird jeder für sich entscheiden müssen, ob wir uns in Richtung Utopie oder Dystopie bewegen. Klar scheint jedenfalls zu sein, dass sich diese Entwicklungen auf lange Sicht nicht mehr aufhalten lassen.