Das Weihnachtsgeschäft ist traditionell die umsatzstärkste Zeit für den Einzelhandel. Diese Tradition wird sich sicherlich auch in diesem Jahr fortsetzen, aber die Erwartungen sind etwas gedämpfter. Vieles deutet darauf hin, dass der eine oder andere Verbraucher wegen der Rahmenbedingungen wie Inflation und hoher Energiepreise die Weihnachtsgeschenke eine Nummer kleiner ausfallen lassen wird.
Dennoch gehe der Einzelhandel vorsichtig optimistisch in diese Zeit, sagt Jens Ristedt, Vorsitzender der City-Initiative Bremen und Geschäftsführer des Modehauses Ristedt. Genauso beschreibt auch Michaela Strube, Sprecherin für das Einkaufscenter Dodenhof in Posthausen, die Erwartungen ans Weihnachtsgeschäft.
"Der November ist bislang unter den Erwartungen geblieben, auch wenn das Geschäft in den vergangenen Tagen auch dank der kühleren Temperaturen nun stärker anzieht", so die Sprecherin. Vor allem die Einkäufe für die Wintergarderobe hätten sich ja angesichts der milden Herbsttemperaturen deutlich nach hinten verschoben. Die Regale seien jedenfalls gut gefüllt, heißt es aus Posthausen und auch in Bremen.
Handelsverband Deutschland rechnet mit stabilem Weihnachtsgeschäft
"Unsere Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft sind angesichts der Preissteigerungen vor allem im Energiesektor und der Sorgen der Menschen durch die unsicheren Zukunftsperspektiven eher verhalten", so Michaela Strube. "Dennoch gibt es seitens der Kundinnen und Kunden die Entschlossenheit und den Wunsch, in Geschenke zu investieren", so Ristedt. Und eines mache den Einkauf in den Geschäften und den Besuch der Gastronomie wieder wesentlich entspannter und lade zum unbeschwerten Bummeln ein - der Wegfall der Maskenpflicht und der 2G-Beschränkungen.
Trotz historisch schwieriger Rahmenbedingungen für das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) mit einem weitgehend stabilen Weihnachtsgeschäft. Mit Blick auf diese Rahmenbedingungen prognostiziert der HDE für die letzten beiden Monate des Jahres einen Gesamtumsatz für den Einzelhandel von 120,3 Milliarden Euro. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem nominalen Plus von 5,4 Prozent und einem preisbereinigten Minus von vier Prozent.
"Historisch hohe Energiekosten, gestörte Lieferketten und die übrigen Auswirkungen des Krieges insbesondere auf die Verbraucherstimmung geben dem Handel bisher kaum eine Chance, sich von den Folgen der Pandemie zu erholen", sagt Jan König, Hauptgeschäftsführer vom HDE Nordwest. "Positiv ist, dass in Niedersachsen und Bremen die Zahl der Erwerbstätigen im Einzelhandel bisher stabil ist."
Strube und Ristedt setzen vor allem auch auf den Faktor Einkaufserlebnis in Kombination mit den Weihnachtsmärkten und den Gastronomieangeboten. "Die Stimmung wird weihnachtlicher und die farbenfrohe Beleuchtung wertet die gesamte City auf", so Ristedt. Der Bremer Weihnachtsmarkt zusammen mit dem Schlachte-Zauber sei einer der schönsten in Deutschland und ein überregionaler, großer Magnet. "Neben den Buten- und Binnen-Bremerinnen und -Bremern wird er viele Touristen und Übernachtungsgäste anziehen, die in unsere City kommen, verweilen und konsumieren - dieses Mal aber ohne Bändchen und Zugangsbeschränkungen."
Bei Dodenhof werde man den Gästen wieder eine richtig schöne Weihnachtswelt bieten, verspricht Center-Sprecherin Strube: "Vor allem die in der Region einzigartige und ganz neue Rollschuhbahn auf unserem Weihnachtsmarkt wird sicherlich für eine sehr gute Frequenz im Center sorgen."
Winterbeleuchtung vollständig auf energiesparende LED umgestellt
Angesichts der aktuellen Energiekrise werde es in Bremen eine ausgeglichene Balance zwischen weihnachtlichem Ambiente und Energiesparen geben, bei der die Weihnachts- und Winterbeleuchtung bereits vollständig auf energiesparende LED umgestellt seien, so der City-Initiative-Vorsitzende Ristedt. Außerdem sei die tägliche Beleuchtungsdauer von 16 bis 22 Uhr sowie der Zeitraum – erst seit diesem Montag ist die Beleuchtung an – deutlich reduziert worden.
Erfreulich sei auch, dass sich die Bremer Innenstadt in diesem Jahr über zunehmende Frequenzen habe freuen können - in Teilen habe sie sogar über denen des 2019er-Niveaus gelegen, so Ristedt. Dazu hätten vor allem attraktive Veranstaltungen im vergangenen Halbjahr beigetragen. Positiv seien auch ein paar Neueröffnungen – beispielsweise Lush in der Sögestraße und Ulla Popken in der Pieperstraße oder bei Made in Bremen, die es an den Domshof ziehe. "Und die Neuigkeit, dass die beiden Bremer Standortgemeinschaften BID Sögestraße und BID Ansgari Quartier – unter Vorbehalt der Zustimmungen durch Bürgerschaft und Senat – für weitere fünf Jahre verlängert werden, ist eine echte Erfolgsstory."
BID steht für Business Improvement District. Es sind Innovationsbereiche, in denen auf Veranlassung der Grundeigentümer in einem festgelegten Zeitraum in Eigenorganisation Maßnahmen zur Aufwertung ihres Quartiers umgesetzt werden können. Geregelt ist das im Land Bremen im „Gesetz zur Stärkung der Einzelhandels- und Dienstleistungszentren“.