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Einigung auf Standortkonzept Bremer Werk von Mercedes bekommt Zuschlag für neues Elektrofahrzeug

Mercedes will in seinen Werken mehr Elektroautos bauen. Jetzt gibt es eine genauere Strategie für die Standorte in den nächsten Jahren. Welche Luxussparte Bremen bedienen soll.
29.06.2022, 16:43 Uhr
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Bremer Werk von Mercedes bekommt Zuschlag für neues Elektrofahrzeug
Von Lisa Schröder

Mercedes wird in Bremen nach dem EQC und EQE ein weiteres reines Elektrofahrzeug bauen. Am Mittwoch machte der Autohersteller die Pläne bekannt. Werksleiter Michael Frieß begrüßte die Zusage für ein neues Modell. Bremen schreibe seine "Elektro-Erfolgsgeschichte konsequent weiter fort". Mercedes will mit seiner Flotte bis zum Jahr 2030 vollständig elektrisch sein – wo das der Markt mit entsprechender Nachfrage zulässt.

Der Bremer Betriebsratschef Michael Peters bezeichnete den Zuschlag für ein neues Modell als "tolles Signal". Peters sagte: "Damit ist uns nach intensiven Verhandlungen ein weiterer Schritt zur Standort- und Beschäftigungssicherung gelungen. Wir können weiterhin zuversichtlich den Weg in Richtung vollelektrische Fahrzeuge gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen gestalten."

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Auch für die anderen Standorte in Deutschland gab es Zusagen für neue E-Autos in den nächsten Jahren. Und die können nach Angaben des Vorstands Jörg Burzer jeweils für eine Vollauslastung der Werke sorgen. "Mit der neuen Produktionsordnung steigern wir weiter unsere Flexibilität und Effizienz und sichern die Zukunft unserer Standorte“, äußerte sich Burzer. Mehr als zwei Milliarden Euro sollen in die Produktionsstandorte in Europa investiert werden. Wie viel von dieser Summe in Bremen landet? Das schlüsselt Mercedes nicht auf.

Luxusstrategie auch für den Standort Bremen

Wann das erste Werk nur noch Stromer produziert? Burzer stellte dazu im Gespräch mit Journalisten keine genaue Prognose an. Der Manager rechnet jedoch damit, dass "wahrscheinlich um 2025" erste Werke in "nahezu hundert Prozent Elektromobilität reinlaufen werden". Bremen ist laut Werksleiter Frieß bereit für „electric only“. Ein Aus des Verbrenners hat der Autohersteller anders als Wettbewerber allerdings nicht festgelegt. Mercedes will flexibel auf die Nachfrage der Kunden reagieren können.

Die Standorte bekommen dabei bestimmte Rollen zugeordnet. Sindelfingen wird demnach im Segment "Top End Luxury" zusätzliche Modelle auf der Elektroplattform AMG bauen. Bremen und Kecskemét in Ungarn produzieren derweil künftig im Segment "Core Luxury" Modelle auf der Plattform Mercedes-Benz Electric Architecture. Kecskemét bedient zudem zusammen mit Rastatt die Sparte "Entry Luxury".

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Vor der Einigung zwischen Arbeitnehmervertretern und dem Unternehmen gab es über Wochen Verhandlungen – mitunter härterer Gangart. Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali sprach von "intensiven Gesprächen": "Es ging um viel, nämlich um die Auslastung der Standorte und damit die Zukunftsfähigkeit und Beschäftigungssicherung." Die Vereinbarung sei eine gute Nachricht für das Unternehmen, die Standorte sowie insbesondere die Beschäftigten. "Heute ist ein ganz wichtiger Tag für die deutschen Aufbauwerke Bremen, Rastatt und Sindelfingen und ein äußerst erfreulicher Tag für die Arbeitsplatzsicherung in diesen Regionen", sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei Mercedes.

Der Wandel zur Elektromobilität, so der Gesamtbetriebsratschef, müsse bei Mercedes fair gestaltet werden: "Ich denke, hier haben wir einen Riesenmeilenstein erreicht." Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Produktionen hätten maßgeblich den Erfolg des Unternehmens gesichert, hob Lümali hervor. Ihre Leistung sorge dafür, "dass wir den Stern glänzen sehen". Für Beschäftigte in Leiharbeit hatte der Arbeitnehmervertreter ebenfalls gute Nachrichten: "Wir werden an allen drei Standorten mit diesen Vereinbarungen auch wieder Übernahmen von unseren Leiharbeitern erreichen."

Die Einigung sieht auch eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten vor. Für Sindelfingen sei etwa ein 24-Stunden-Modell vereinbart worden. Die Betriebsnutzungszeit soll so ausgebaut werden. Zur Auslastung der Werke sagte Lümali aber auch: "Zum Schluss entscheidet der Kunde." Für den Umstieg auf die E-Mobilität müsse dabei die notwendige Ladeinfrastruktur geschaffen werden: "Da ist die Politik gefordert."

Eigene Windkraftanlagen im Norden geplant

Aus Sicht von Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) hat die Entscheidung für Bremen eine hohe Bedeutung. Durch den Zuschlag könnten langfristig Arbeitsplätze gesichert werden – auch bei den Zulieferbetrieben. "Und nicht zuletzt belegt die Produktion eines neuen vollelektrischen Autos, dass das Bremer Werk auch nach dem Aus für Autos mit Verbrennungsmotor eine zentrale Rolle spielen wird."

In den Fabriken will Mercedes künftig mehr Energie selbst erzeugen. Auf den Dächern sollen Solaranlagen angebracht werden – auch in Bremen. "Auf der anderen Seite wollen wir investieren in eine eigene Windenergieerzeugung im Norden Deutschlands", sagte Manager Burzer. Bis zum Jahr 2030 sollen 70 Prozent des Energiebedarfs bei Mercedes durch Erneuerbare abdeckt werden.

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