Der Start ins Berufsleben ist eine prägende Phase. Wie der Nachwuchs diese Zeit erlebt? Das schaut sich der Deutsche Gewerkschaftsbund genauer an. Der neue Ausbildungsreport für Niedersachsen und Bremen liegt nun vor und zeigt: Viele junge Menschen im Norden, ganz genau 73 Prozent, sind mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden – ähnlich wie im Bundesschnitt. Dabei waren die Auszubildenden in Bremen und Niedersachsen vor zehn Jahren sogar noch besser gestimmt: Damals gaben 80 Prozent an, mit der Stelle zufrieden zu sein.
Welche Auszubildenden sind am zufriedensten?
Insgesamt sind 1450 Jugendliche befragt worden – zum Großteil aus den am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen. Industriemechaniker sind demzufolge am zufriedensten mit ihrer Ausbildung. 93 Prozent gaben das an – der Spitzenwert. Es folgen die Azubis zum Elektroniker (90 Prozent) und Mechatroniker (85 Prozent), die Kaufleute für Büromanagement (83 Prozent), die Verwaltungsfachangestellten (78 Prozent) und Fachinformatiker (77 Prozent) in spe. Auf dem letzten Platz landen die Fachlageristen, die zu 56 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer Lehrstelle sind. Azubis im Hotel (60 Prozent) und Restaurant (63 Prozent) rangieren ebenfalls weiter hinten. 71 Prozent der Köche sind derweil zufrieden. Grundsätzlich ist die Zufriedenheit der Azubis höher, wenn es eine Interessenvertretung im Betrieb gibt.
Und müssen sie Überstunden machen?
Ja, teils. Mehr als 29 Prozent der befragten Auszubildenden aus Niedersachsen und Bremen leisten nach eigenen Angaben regelmäßig Überstunden. "Trotz eines erfreulichen Rückgangs gegenüber den Vorjahren ist dieser Anteil immer noch viel zu hoch", heißt es im Report. Auch mehr als neun Prozent der Minderjährigen muss laut Befragung mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten.
Was ist für junge Menschen bei der Berufswahl entscheidend?
Am wichtigsten ist den Auszubildenden das Interesse am Beruf. Das gaben 70 Prozent der Befragten an. Danach ist für sie die Nähe zum Wohnort von Bedeutung, das Arbeitsklima im Betrieb und gute Aufstiegsmöglichkeiten im Anschluss an die Ausbildung. Für rund ein Fünftel spielt die Höhe des Gehalts nach der Ausbildung eine Rolle. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gaben neun Prozent als Auswahlkriterium an.
Wie steht es um die Hilfe an den Schulen?
Annähernd die Hälfte der Auszubildenden gibt an, die Berufsorientierung an der Schule habe ihnen gar nicht geholfen, ihren Beruf auszuwählen. Besonders am Gymnasium mangelt es offenbar an Angeboten: Nur einem Fünftel der Abiturienten hat die Berufsorientierung an der Schule sehr geholfen oder geholfen. „Wir müssen jungen Menschen den Start ins Berufsleben erleichtern", fordert der Jugendbildungsreferent des DGB in Bremen Sebastian Berens. Schon an der Schule müsse es darum Hilfe geben: "Denn hier stellen sich die ersten Weichen fürs weitere Leben.“ In Bremen hängt die Berufsorientierung derzeit stark von der Schule ab, sagt der Vorsitzende des DGB in Bremen Ernesto Harder.
Warum fordert der DGB mehr Ausbildungsplätze?
In Bremen und Niedersachsen gibt es laut der Auswertung, die sich auf Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung bezieht, zu wenig Ausbildungsplätze. Für 100 Bewerber habe es 2021 in Bremen 91,6 Ausbildungsplätze gegeben und in Niedersachsen 94,8. Der Bundesdurchschnitt liege bei fast 100 Lehrstellen. Die Entwicklung hält der DGB für beunruhigend. Die duale Ausbildung sei schließlich "der Garant für starke Fachkräfte". Knapp 8000 junge Menschen in Bremen befänden sich weder in Ausbildung noch im Studium, sondern in "sogenannten Übergangssystemen", obwohl qualifizierter Nachwuchs händeringend gesucht werde. Ein wichtiger Schritt ist aus Sicht der Gewerkschaft die Umsetzung des Ausbildungsfonds in Bremen. Ein solcher Fonds könne unter anderem eine bessere Ausstattung an den Berufsschulen ermöglichen und ein größeres Ausbildungsplatzangebot schaffen.