Der Bremer Windparkprojektierer WPD ist seit Jahren in ausländischen Märkten aktiv – und das sehr erfolgreich. Bei der globalen Wachstumsstrategie von WPD spielt dabei besonders auch der taiwanische Markt eine zentrale Rolle. Seit 15 Jahren setzt WPD dort Projekte um und ist mittlerweile mit etwa 130 Mitarbeitern vor Ort vertreten. Im Bereich Onshore-Windanlagen hat sich WPD mit 50 Prozent der dort installierten Leistung zum Marktführer entwickelt. Doch die Erfolgsgeschichte, an der auch der Offshore-Bereich anknüpfte, hat nun einen Dämpfer bekommen: Die taiwanesische Flugsicherheitsbehörde stoppte das Projekt Guanyin – ein Offshore-Windpark mit einer Leistung von 350 Megawatt (MW).
Die Ausschreibung hatte WPD 2018 für sich entschieden. Für den Marktführer in Taiwan lief alles perfekt, wie schon beim Yunlin-Projekt für das derzeit 80 Turbinen der 8-MW-Klasse mit einer Gesamtleistung von 640 MW acht Kilometer vor der Westküste Taiwans errichtet werden – das erste große Offshore-Windprojekt der Multimegawatt-Klasse, das in Taiwan realisiert wird. Laut „Handelsblatt“ ist der Fall bereits zum Politikum geworden: Um dem Bremer Unternehmen zu helfen, habe sich schon das Bundeswirtschaftsministerium eingeschaltet.
„Der Einwand der Flugsicherheitsbehörde ist insofern verwunderlich, weil wir bei der Ausschreibung mit der höchsten Punktzahl bewertet worden sind, die man bei einer solchen Ausschreibung erreichen kann, höher noch als beim Yunlin-Projekt“, sagte WPD-Vorstand Achim Berge Olsen auf Nachfrage des WESER-KURIER am Freitag. Bei der Ausschreibung sei es auch nicht um den Preis gegangen, der habe festgestanden, sondern habe es sich um einen sogenannten Beauty-Contest gehandelt. Dabei ging es um die Einbindung des Projekts an die lokale Wirtschaft, die Lage des Windparks, die Anbindung zu Verbraucherzentren – dafür gab es die Punkte. Die Regierung habe zur Ausschreibung eingeladen und die Fläche für den Windpark ausgewiesen.
Eine große Rolle habe die Einbindung der lokalen Wirtschaft gespielt, so Olsen. So habe für das gesamte Projekt eine lokale Wertschöpfung nachgewiesen werden müssen, was nicht bedeutet habe, dass alle Teile in Taiwan gefertigt werden müssten, aber beispielsweise die Türme und die Monopiles. „Das haben wir alles erfüllt. Andere haben das nicht umsetzen können, wir sind sozusagen Klassenbester.“
Windpark könnte Radarempfang mindern
Man sei in dem Prozess im ständigen Austausch mit der Flugsicherheitsbehörde gewesen, was bei solchen Projekten generell nichts Ungewöhnliches sei. "Wir haben alle erforderlichen Gutachten im Hinblick darauf eingereicht, inwieweit der Windpark Einfluss auf die Flugsicherheit nimmt." Dabei seien alle nationalen und internationalen Vorgaben berücksichtigt worden. "Worüber wir uns streiten, ist der Einfluss des Windparks auf die Kommunikationselektronik.
Es geht darum, dass der Windpark in einer Extremsituation den Radarempfang um 1,7 Prozent mindern könnte. Das wäre der Fall, wenn ein Flugzeug hinterm Windpark direkt über die Wasseroberfläche oder direkt über den Windpark in Höhe der Rotorblätter fliegen würde." Dafür gebe es überhaupt keine Flugroute, "und ich glaube, dann hat das Flugzeug ohnehin ganz andere Probleme". Auch dafür gebe es Gutachten, die dieses Szenario als völlig irrelevant einstuften.
Bei dem Projekt geht es um eine Investition von 1,7 Milliarden Euro, an der sich taiwanesische und internationale Banken beteiligt haben. WPD sei bereits im größeren zweistelligen Millionenbereich in Vorleistung gegangen. „Dieses Geld ist aus unserer Sicht noch nicht verloren“, so Achim Berge Olsen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Flugsicherheitsbehörde und die Wirtschaftsbehörde zusammensetzen und die Unklarheiten aus dem Weg räumen werden.“ Alles andere wäre aus Sicht Taiwans ein Rückschlag. „So ein Vorfall verunsichert ausländische Investoren.“
WPD in 25 Ländern aktiv
Die WPD AG entwickelt und betreibt Windparks on- und offshore sowie Solarparks. Das Bremer Unternehmen ist weltweit in 25 Ländern aktiv und hat Windenergieprojekte mit rund 2270 Windenergieanlagen und einer Leistung von 4720 Megawatt (MW) realisiert. WPD beschäftigt insgesamt etwa 2700 Mitarbeiter, davon 470 am Stammsitz in Bremen.