Zum ersten Mal in der 148-jährigen Geschichte der Baumwollbörse steht eine Frau an der Spitze. Die Generalversammlung hat an diesem Donnerstag Stephanie Silber zur neuen Präsidentin gewählt. Sie ist die langjährige Geschäftsführerin des traditionsreichen Bremer Baumwollhandelsunternehmens Otto Stadtlander. Ihr Vorgänger Jens D. Lukaczik hatte das Amt zwei Jahre geführt und bleibt der Baumwollbörse als Vizepräsident erhalten. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des in Bremen ansässigen Dienstleistungsunternehmens Cargo Control Germany.
Im Amt als Vizepräsident wurde Ernst Grimmelt bestätigt, der geschäftsführender Gesellschafter der Weberei Velener Textil GmbH im Münsterland ist. Ebenso wählte die Generalversammlung Fritz A. Grobien erneut zum Vizepräsidenten. Der erfahrene Baumwollhändler ist geschäftsführender Gesellschafter der Albrecht, Müller-Pearse & Co. Trade in Bremen.
Bei ihrer Antrittsrede sprach die neue Präsidentin von den Auswirkungen der Corona-Pandemie, mit denen auch die Baumwollindustrie zu kämpfen habe. Das Ausmaß werde sich erst noch zeigen: „Umso wichtiger ist es, die Zusammenarbeit, den Informationsaustausch aber vor allem auch das Verständnis zwischen den Baumwollproduzenten, den Baumwollhändlern und Baumwollverarbeitern zu fördern.„ Die Bremer Baumwollbörse stehe mit allen Akteuren in enger Verbindung und könne durch ihre Bedeutung in dieser schwierigen Situation unterstützen. “Ich freue mich darauf, als Präsidentin der Bremer Baumwollbörse diese Herausforderung mitzugestalten“, schloss Silber ihre Rede.
Wegen der Kontaktbeschränkungen fiel die Präsenzveranstaltung aus. Die Abstimmung erfolgte im Vorfeld schriftlich. Neu in den erweiterten Vorstand wurde Roland Stelzer gewählt. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Gebr. Elmer & Zweifel mit Sitz südlich von Stuttgart. Weitere Mitglieder im Vorstand sind Hannes Drolle (Getzner Textil: Bludenz/Österreich), Jean-Paul Haessig (RCMA Asia PTE LTD: Singapur), Henning Hammer (Otto Stadtlander GmbH: Bremen, in Shanghai verantwortlich für das Asiengeschäft), Jan Kettelhack (Hch. Kettelhack GmbH + Co. KG: Rheine), Konrad Schröer (Setex-Textil: Hamminkeln-Dingden), Peter Spoerry (Spoerry 1886: Flums, auch in der Funktion als Vertreter der Schweizer Textilindustrie) sowie Axel Trede (Cotton Service International: Bremen). Als beratendes Mitglied ist Manfred Kern als Repräsentant der Vereinigung Textilindustrie Österreich im Vorstand vertreten.
Komité für den Baumwollhandel
Die Mitglieder des Vorstands und des Präsidiums gehören überwiegend Unternehmen aus verschiedenen Bereichen der Baumwollbeschaffungskette an: Handel, Verarbeitung und Dienstleistung. Dadurch verfügt der Rohstoffverband über Zugang zu einem umfassenden Netzwerk sowie globalen Informationsressourcen innerhalb des weltweiten Baumwolltextilsektors. Die Bremer Baumwollbörse wurde 1872 von Baumwollhändlern und Maklern als „Komité für den Baumwollhandel“ gegründet. In den Folgejahren kamen Banken, Reeder, Spediteure, Spinnereien und Versicherer hinzu.
Aus der Baumwollbörse ging unter anderem das Faserinstitut Bremen hervor, das heute der Bremer Universität angegliedert ist. Es forscht und entwickelt an Fasern, Hochleistungs-Verbundwerkstoffen sowie an Fertigungstechnologien. Außerdem beheimatet die Baumwollbörse das Prüflabor der International Cotton Association Bremen. Im charakteristischen Gebäude der Baumwollbörse im Süden des Bremer Marktplatzes befindet sich einer der letzten noch in Betrieb befindlichen Paternoster der Stadt.